Magnetische
Explosion auf Speedy Mic
von
Rainer Kayser
6. Dezember 2007
Hamburger Astronomen ist es erstmals gelungen, das Aussehen
einer Eruption auf einem 150 Lichtjahre entfernten Stern zu rekonstruieren. Das
Studium der jungen Sonne, die wegen ihrer schnellen Eigendrehung Speedy Mic
genannt wird, könnte den Forschern helfen, mehr über die Jugendzeit unseres
eigenen Zentralgestirns zu erfahren.
So stellen sich Astronomen die Eruption auf dem Stern "Speedy Mic" vor:
Die grünen Bögen bestehen aus Millionen Grad heißem Gas, aufgeheizt durch die Energie der magnetischen Explosion. Das große Bild ist eine eingefärbte Montage aus Aufnahmen der Sonne, die kleine Kugel rechts zeigt die von Speedy Mic
erzeugte Karte. Bild:
NASA/TRACE, High Altitude Observatory, Hamburger Sternwarte
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Einem Forscherteam der Hamburger Sternwarte ist es erstmalig
gelungen, das Aussehen einer magnetischen Explosion auf einem anderen Stern zu
rekonstruieren. Die Eruption fand auf dem 150 Lichtjahre entfernten Stern "Speedy Mic"
im Sternbild Mikroskop statt. Die Astronomen erhoffen sich aus der Beobachtung
von Eruptionen auf jungen Sternen auch neue Erkenntnisse über die Frühzeit
unserer Sonne. Das Team berichtet demnächst im Fachblatt Astronomy and Astrophysics über seine Beobachtungen.
"Das von uns gewonnene Bild ist aufgrund der großen Entfernung 'Speedy Mics' zwar recht grob, es gestattet aber, die Lage der Eruption auf dem Stern und ihre ungefähre Größe zu bestimmen", freut sich Uwe Wolter, einer der beteiligten Astronomen. Wolter und seine Kollegen benutzten ein Großteleskop der Europäischen Südsternwarte ESO in den chilenischen Anden und einen astronomischen Röntgensatelliten der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA, um möglichst viele Strahlungsarten des Sterns gleichzeitig zu vermessen. Ein überraschendes Ergebnis dieser
Beobachtungen: Im Gegensatz zur Sonne ist die beobachtete Eruption nicht deutlich mit den dunklen Flecken auf der Sternoberfläche verknüpft.
"Speedy Mic" verdankt seinen Namen seiner ungewöhnlich schnellen Eigendrehung, er rotiert fast
einhundert Mal schneller als die Sonne.
Diese extrem schnelle Rotation erzeugt auf "Speedy Mic" viel stärkerer Magnetfelder als auf der Sonne. Und eben diese Magnetfelder entladen ihre Energie bisweilen in gewaltigen Explosionen, die nicht nur wesentlich häufiger, sondern auch bis zu tausendmal heftiger als auf der Sonne erfolgen. Wahrscheinlich rotierte auch unsere Sonne vor einigen Milliarden Jahren viel schneller als heute.
"Sterne wie 'Speedy Mic' eröffnen uns somit einen indirekten Blick in die Jugend unseres Zentralgestirns", so Wolter.
So können die Forscher auch besser verstehen, wie die junge Sonne mit ihrer Strahlung die Entwicklung des Lebens beeinflusst hat. Zum Beispiel wurde die Marsoberfläche durch starke Sonneneruptionen vermutlich regelmäßig sterilisiert und dort die Entstehung auch einfacher Lebensformen verhindert. Auch heute sind starke Eruptionen der Sonne eine erhebliche Gefahr für die Raumfahrt sowie für Telekommunikations- und Stromversorgungsnetze. Die Erforschung von
"Speedy Mic" und anderen Sternen kann, so hoffen Wolter und seine Kollegen, einen wichtigen Beitrag für eine zuverlässige Vorhersage von Sonneneruptionen und ihr Verständnis leisten.
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