Mond als siebenter Kontinent der Erde
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
8. November 2007
Auf Einladung der europäischen Weltraumagentur ESA und des
deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) diskutieren heute und morgen
bei der International Space Exploration Conference Experten aus aller
Welt, welche Rolle Europa bei der Erforschung des Weltraums zukünftig spielen
soll. Ein Schwerpunkt der kommenden Jahre dürfte die Erkundung des Mondes sein -
eventuell auch mit einer deutschen Mondmission.
Auf der gemeinsamen "International Space Exploration Conference" der Europäischen Weltraumorganisation ESA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) diskutieren am 8. und 9. November 2007 in Berlin zahlreiche Experten darüber, wie Europa bei der Erforschung des Weltalls weiter vorgehen soll.
Bild:
ESA / DLR
|
Auf der von der Europäischen Weltraumagentur ESA und dem Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam veranstalteten International Space Exploration Conference diskutieren
heute und morgen in Berlin zahlreiche Experten darüber, wie Europa bei der
Erforschung des Weltalls weiter vorgehen soll. Hintergrund dabei ist, dass sich
weltweit die Initiativen der wichtigsten Raumfahrtorganisationen zur Erkundung des Sonnensystems verstärken.
Dabei geht es insbesondere um die weitere Erkundung des Erdmondes, des Planeten Mars sowie um Asteroidenmissionen.
"Wir in Europa müssen über wichtige Zukunftsfragen der bemannten und
unbemannten Raumfahrt ernsthaft nachdenken und diskutieren - und auch
entscheiden," mahnte Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR
, auf der heutigen Pressekonferenz. "Mit dem Start des europäischen Labormoduls
Columbus Anfang Dezember 2007 haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht. Im Vordergrund steht nun die intensive Nutzung des Raumlabors. Darüber hinaus müssen wir uns aber auch mit der Frage auseinandersetzen, wie wir nach der ISS die bemannte Raumfahrt gestalten. Wollen und können wir in Deutschland eine eigene Mondmission stemmen?"
Die Studien dazu, so Wörner, würden derzeit vom DLR vorbereitet. Eine
Entscheidung darüber müsse aber letztlich die Politik treffen.
Die Exploration Conference ist ein Diskussionsforum für Ziele und Strategien, die in Europa und weltweit verfolgt werden. Es geht hierbei auch um die Betrachtung der Missionsziele, die mit Satelliten und robotischen Landemissionen erreicht werden können und solche, die Menschen auf anderen Planeten benötigen.
Die Internationale Raumstation ISS ist im Augenblick von zentraler Bedeutung in der europäischen Planung. Das europäische
Columbus-Labor der ISS, das unter deutscher Federführung entwickelt wurde, soll am 6. Dezember 2007 zur ISS starten. Neben der schon etablierten Grundlagenforschung (Materialwissenschaften, Biologie, Medizin und Weltraumwissenschaft) sollen hier auch vorbereitende Untersuchungen für den Langzeitaufenthalt von Menschen im Weltraum durchgeführt werden. Die ISS dient somit der Erprobung von Explorationstechnologien.
Auch die kulturelle Dimension der Weltraumexploration steht in Berlin zur
Diskussion, ebenso wie die gesellschaftliche Bedeutung für Bildung und
Ausbildung in Natur- und Ingenieurwissenschaften.
30 Jahre nach den amerikanischen Apollo-Missionen gibt es eine wahre
Mond-Renaissance. So haben - wie berichtet - Japan mit der Mission Kaguya
und China mit Chang'e-1 bereits Mondmissionen gestartet, Indien plant die Mission
Chandrayaan-1 für April 2008.
Diese Missionen sind im Wesentlichen technologiegetrieben, da diese Länder ihre Fähigkeit demonstrieren wollen, Missionen außerhalb des erdnahen Orbits durchzuführen.
Die USA planen für Oktober 2008 die Mission Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO), die mögliche Landegebiete am Südpol des Mondes identifizieren und untersuchen soll. Die NASA plant darüber hinaus die Errichtung einer permanenten Mondbasis ähnlich den Forschungsstationen in der Antarktis.
Doch was sind die Motive und Interessen für diese neuen Mondvorhaben? Mit dem heutigen Stand der Technik kann man viele offene Fragen zur Entstehung von Mond und Erde beantworten. Der Mond liegt quasi vor unserer Haustüre und kann ohne komplexe Bahnmanöver oder lange Missionszeiten in wenigen Tagen erreicht werden. Die Funkverbindung ist sekundenschnell und erlaubt somit Kontrolle und direkten Eingriff bei robotischen Fahrzeugen auf der Mondoberfläche.
Vielfach wird der Mond als siebter Kontinent gesehen, der noch viele weiße
Flecken aufweist.
Mit den Mondmissionen wollen die Wissenschaftler beispielsweise klären, ob es Wassereis auf dem Mond
gibt, ob der Mond einen Kern hat und wie der Mond überhaupt entstanden ist.
Weitere Fragen beziehen sich auf die Verteilung der Oberflächenmaterie und der Bodenschätze
sowie auf Themen die mit der gegenseitigen Beeinflussung von Erde und Mond zu
tun haben. Auch will man versuchen, durch Untersuchung von Mondkratern
Rückschlüsse auf die Gefährdung der Erde durch Meteoriten zu ziehen.
Die Erkundung und Erschließung des Mondes ist in der Einschätzung zahlreicher Raumfahrtorganisationen, die sich in Berlin treffen, der nächste logische Schritt in der Entschlüsselung des Sonnensystems und der Erweiterung der Reichweite von astronautischen Flügen. Auch in Deutschland gibt es einen Vorschlag für eine Orbitermission zum Mond, die 2012 stattfinden könnte. In Mittelpunkt würde dabei die hochgenaue globale geologische, mineralogische und topographische Kartierung des Mondes stehen. Die wissenschaftliche, technologische und finanzielle Machbarkeit einer solchen Mission wird vom DLR derzeit geprüft.
|