Auf Galaxienjagd mit SINFONI
von Stefan Deiters astronews.com
17. September 2007
Mithilfe des Instruments SINFONI am Very Large
Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile haben Astrononen mit
einem Schlag 14 neue Galaxien entdeckt. Die fernen Galaxien, die wir zu einer
Zeit beobachten, zu der unser Universum nur etwa halb so alt war wie heute, sind
so lichtschwach, dass sie nur mit einem Trick aufgespürt werden konnten. Die
Astronomen hoffen nun auf zahlreiche weitere Funde.
Das von Nicolas Bouché vom Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik in Garching geleitete Astronomenteam machte sich bei
der Galaxienjagd Quasare, also noch weiter entfernte, sehr helle Galaxienkerne zu
Nutze. Die entdeckten Galaxien liegen nun genau zwischen uns und einem
entfernten Quasar, in dessen Spektrum sie eine bestimmte Signatur hinterlassen:
Die unsichtbare Galaxie absorbiert nämlich einen Teil des Lichtes des Quasars.
In den Katalogen SDSS und 2QZ machten sich die Wissenschaftler auf die Suche
nach Quasaren, die Hinweise auf eine solche verräterische Signatur zeigten. Die
so gefundenen Kandidaten wurden dann genau beobachtet, insbesondere ihre
Umgebung. "Die Schwierigkeit besteht darin, die Galaxien im hellen Schein des
Quasars zu erkennen. Das Licht der Quasare ist einfach viel zu stark verglichen
mit dem schwachen Leuchten der Galaxien," erläutert Bouché.
Das Instrument SINFONI am Very Large Telescope der ESO bot hier
einen entscheidenden Vorteil. SINFONI ist ein Infrarotspektrometer, das
gleichzeitig scharfe Bilder eines Objektes und Spektren aufnehmen kann.
Dadurch kann es gelingen, das Licht des Quasars vom Licht der verborgenen
Galaxie zu unterscheiden. Und das offenbar äußerst gut: 20 zuvor
ausgewählte Quasare nahmen die Astronomen genauer unter die Lupe, in 14 Fällen
entdeckten sie tatsächlich eine Galaxie - eine Erfolgsrate von 70 Prozent.
"Diese hohe Erfolgsrate allein ist schon ein sehr schöner Erfolg", so Bouché.
"Hinzu kommt, dass es sich bei den entdeckten Galaxien nicht um gewöhnliche
Galaxien zu handeln scheint. Es sind Galaxien, in der mit einer hohen
Rate neue Sterne entstehen, um sogenannte Starburst-Galaxien."
Für die Astronomen ist der Erfolg des angewandten Verfahrens ein wichtiger
Schritt nach vorne. Sie hoffen nun auf eine regelrechte Ära von
Galaxien-Neuentdeckungen. Jetzt planen sie aber zunächst die entdeckten Galaxien
mit SINFONI genauer zu studieren, um beispielsweise etwas über die Bewegungen
der Sterne in den Galaxien zu erfahren.
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