Sabotage und
betrunkene Astronauten?
von Stefan Deiters astronews.com
27. Juli 2007
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat wieder einmal
mit negativen Schlagzeilen zu kämpfen: So wurde jetzt bekannt, dass für die ISS
bestimmte Computerbauteile offenbar bewusst unbrauchbar gemacht wurden. Ein
amerikanisches Magazin berichtet zudem, dass in mindestens zwei Fällen betrunkenen
Astronauten erlaubt worden sein soll, eine Mission anzutreten.
Die Endeavour auf der Startrampe. Der Start ist
für den 7. August vorgesehen.
Foto: NASA /
Ken Thornsley |
Bei den zerstörten Computerelementen handelt es sich um sogenannte
External Wireless Instrumentation System Network Control Units. Die
Computer sollen auf der ISS vor allem zur Speicherung und Übermittlung von Stationsdaten
verwendet werden. Zur Zeit gibt es solche Einheiten auf der ISS nicht. Die
Computer haben auch keine Funktion, die für die Sicherheit der Besatzung an Bord
entscheidend wäre.
Von den drei Computereinheiten sollte ein Gerät im Rahmen der kommenden Shuttle-Mission
zur ISS fliegen, ein weiteres diente als Reserve, die dritte Einheit war nicht
für den Einsatz im Weltraum gedacht. Nach Angaben des Onlinedienstes
Spaceref wurde vor Auslieferung der Einheiten an die NASA entdeckt, dass in
den Geräten mehrere Kabel durchgeschnitten wurden. Die NASA untersucht den
Vorfall zur Zeit und hofft, eines der Geräte für den kommenden Flug der
Endeavour wieder einsatzbereit zu haben.
Das US-Magazin Aviation Week & Space Technology berichtete zudem
gestern auf ihrer Webseite über den Inhalt eines Untersuchungsberichts, den die NASA nach
Verhaftung der ehemaligen NASA-Astronautin Lisa Nowak in Auftrag gegeben hatte.
Nowak war beschuldigt worden, in ein Eifersuchtsdrama verwickelt zu sein und ist
von der NASA inzwischen entlassen worden. Der Bericht sollte allgemein
"gesundheitsbezogene Probleme" der Astronauten untersuchen und in einer
Pressekonferenz heute Nachmittag vorgestellt werden.
Der Inhalt könnte sich aber nun als brisanter erweisen als das Thema zunächst
erscheinen mag: Nach Angaben der Aviation Week hat die Kommission zwei
Fälle aufgedeckt, in denen Astronauten ein Start erlaubt wurde, obwohl sie so stark
angetrunken waren, dass sowohl Mediziner als auch Kollegen sie für ein
Sicherheitsrisiko gehalten hätten. Zudem wäre mehrfach das von der NASA
verhängte Alkoholverbot zwölf Stunden vor einem Start nicht befolgt worden.
Bislang sind keine weiteren Einzelheiten bekannt. Die nicht
NASA-unkritische Webseite NASAWatch kommentiert dann auch, dass man nicht sofort
vermuten sollte, dass es sich bei den vermeintlich betrunkenen Astronauten um
Shuttle-Astronauten gehandelt haben muss. NASA-Astronauten würden schließlich
auch in Testflugzeugen fliegen oder auf Sojus-Raumschiffen dabei sein.
Update (27. Juli, 19 Uhr): Die NASA hat inzwischen zu den
Vorwürfen Stellung genommen: Auf ihrer Webseite schreibt die Weltraumbehörde,
dass sie von den geschilderten Vorfällen keine Kenntnis hat. Die im Bericht des
Komitees wiedergegebenen Anschuldigungen seien von den Mitgliedern des Komitees
nicht auf ihre Richtigkeit überprüft, sondern lediglich an die NASA
weitergeleitet worden. Zudem seien weder Flug noch Namen der beteiligten
Astronauten genannt worden. Die NASA will aber alle Astronauten noch einmal auf
die Alkoholrichtlinien der Agentur hinweisen und eine eigene Untersuchung der
vermeintlichen Vorfälle durchführen.
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ISS - die
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Raumstation ISS
Space Shuttle - die
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der amerikanischen Raumfähren
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