Erde ist ein kleiner als gedacht
Redaktion /
Pressemitteilung der Universität Bonn astronews.com
6. Juli 2007
Geodäten der Universität Bonn haben zusammen mit Kollegen
aus aller Welt die Erde neu vermessen. Sie machten sich dabei die großen
Antennen der Radioastronomen zu Nutze und beobachteten eines von deren
Lieblingsobjekten: weit entfernte Quasare. So konnten sie feststellen, dass
unsere Heimatwelt kleiner ist als angenommen, wenn auch nur einige Millimeter.
Die Größe der
Erde im Griff: Dr. Axel Nothnagel von der
Universität Bonn.
Foto: Universität Bonn / Frank Luerweg |
Groß ist die Abweichung nicht, aber dennoch bedeutend: Geodäten
der Universität Bonn haben in einem langjährigen internationalen
Kooperationsprojekt die Erde neu vermessen. Der blaue Planet ist demnach einige
Millimeter kleiner als bislang angenommen. Wichtig sind die Ergebnisse
beispielsweise, um einen klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels nachweisen zu
können. Die Ergebnisse sind jetzt im Journal of Geodesy erschienen.
Das Maßband der Bonner Geodäten ist unsichtbar: Es besteht aus Radiowellen,
die von punktförmigen Quellen im All ausgesandt werden, den so genannten
Quasaren. Quasare sind weit entfernte aktive Galaxienkerne. Ein Netz von mehr
als 70 Radioteleskopen weltweit fängt die Signale dieser Quasare auf. Weil die
Messstationen aber so weit voneinander entfernt sind, empfangen sie die
Radiosignale mit einem geringen zeitlichen Abstand. "Aus dieser Differenz können
wir den Abstand zwischen den Radioteleskopen berechnen – und das bis zu einer
Genauigkeit von zwei Millimetern pro 1.000 Kilometer", erklärt Dr. Axel
Nothnagel, Forschungsgruppenleiter am Institut für Geodäsie und Geoinformation
der Uni Bonn.
Das Verfahren nennt sich "Very Long Baseline Interferometry" (VLBI) und wird
nicht nur zur Erdvermessung, sondern auch für astronomische Beobachtungen
eingesetzt. Mit der Methode lässt sich beispielsweise nachweisen, dass Europa
und Nordamerika sich voneinander entfernen: Der Abstand wächst jährlich um 18
Millimeter. Über den Abstand der Stationen voneinander lässt sich aber auch die
Größe der Erde bestimmen. "Wir haben die weltweiten VLBI-Messungen von 34
Partnern in 17 Ländern koordiniert und die Ergebnisse zusammengeführt", erklärt
Nothnagel. "Durch Kombination mit GPS-Verfahren und Satellitenlasermessungen
konnten dadurch die Koordinaten von knapp 400 Punkten auf der Erdoberfläche mit
beispielloser Genauigkeit berechnet werden."
Die Ergebnisse sind Basis für ein überarbeitetes Koordinatensystem unseres
Planeten. Damit wird es beispielsweise möglich, die Bahn so genannter
Altimeter-Satelliten auf wenige Millimeter präzise festzulegen.
Altimeter-Satelliten messen ihre Flughöhe über der Erdoberfläche und können so
einen Anstieg des Meeresspiegels registrieren. Abweichungen von der Flugbahn
verfälschen jedoch die Ergebnisse: Wenn der Satellit höher fliegt als berechnet,
fällt der Abstand zur Oberfläche zu groß aus – der Meeresspiegel scheint
niedriger, als er wirklich ist.
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