Alles andere als ein Traumjob
von Stefan Deiters astronews.com
26. Juni 2007
Für die einen mag es wie ein Traumjob aussehen, doch die
Arbeit auf einer Raumstation oder gar auf einer Mondbasis könnte für manchen
Astronauten bald zu einem wahren Horrorjob werden. Auf diese Möglichkeit hat
jetzt ein Wirtschaftswissenschaftler der amerikanischen Rutgers University
hingewiesen. Depressionen und psychische Probleme der Besatzung könnten zu einem
erheblichen Produktivitätsverlust führen.
Die Astronauten der Apollo-Missionen blieben nur
kurz, längere Aufenthalte auf dem Mond könnten
aber zu Depressionen und psychischen Problemen
führen.
Foto: NASA |
Chester Spell, Management-Professor an der Rutgers School of Business,
hat jetzt die Pläne für eine ständig besetzte Station auf dem Mond unter
Management-Gesichtspunkt näher untersucht. Langfristig, so der Forscher, dürften
psychische Probleme durch die große Abgeschiedenheit unter den dort arbeitenden
Angestellten den Verantwortlichen einige Sorgen bereiten: Depressionen und
Angstzustände würden zu mentalen aber auch zu Herz- und Kreislaufproblemen
führen sowie zu einer deutlich geringeren Produktivität.
Weit hergeholt? Wohl kaum, meint Spell. Denn schon heute gibt es Untersuchungen
über Arbeiter, die in einer sehr isolierten Umgebung beschäftigt sind, wie etwa
in abgelegenen australischen Minenstädten oder auf Antarktis-Stationen. Bei
diesen hätte man einen signifikant höheren Anteil von
Depressionen festgestellt. Nun müsse man sich nur vorstellen, dass diese
Menschen auf einer Mondbasis arbeiten müssten, wo Zusammenarbeit mit anderen
überlebenswichtig sein kann.
Ein Szenario, das an der Rutgers Management School entwickelt wurde,
deutet darauf hin, dass Depressionen eines Mannschaftsmitgliedes sich allmählich
auf alle Teammitglieder ausweiten. "Die Ängste und Depressionen eines
Individuums in einem Team hängen auch damit zusammen, was die Kollegen über die
Arbeitsbedingungen denken, ganz unabhängig von den eigenen Gefühlen," so Spell.
"Mit anderen Worten heißt das, dass sich bestimmte Ansichten in einer Gruppe
verbreiten können wie eine ansteckende Krankheit und unter Umständen zu einer
schlechteren mentalen Verfassung der anderen Teammitglieder führen."
Spell hat seine bisherigen Untersuchungen nicht in isolierten Arbeitsumgebungen
durchgeführt, glaubt aber, dass die Beeinflussung der Kollegen untereinander
dort ein
noch wichtigerer Faktor ist, da die Teammitglieder gleichzeitig auch die einzige
Personen sind, von denen man Unterstützung bekommen könnte. "Diesen Problemen
wurde bislang nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt", so Spell. "Aber alle
bislang vorliegenden Untersuchungen deuten darauf hin, dass es einen
Zusammenhang zwischen Isolation und der psychische Verfassung gibt, der gerade
für eine Mondbasis kritisch sein könnte."
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