Sonnensegel und Satellitenkatapult
Redaktion / DLR
astronews.com
4. April 2007
Raketen, die zu ihrem Startplatz zurückkehren, eine Art
Katapult zum Start von Kleinstsatelliten, mit Sonnensegeln betriebene Raumschiffe - all
das ist noch Zukunftsmusik und könnte doch in einigen Jahrzehnten zum
Raumfahrtstandard werden. Zur Zeit diskutieren in Barcelona Experten aus aller
Welt über ihre Visionen für die Zukunft.
Zukunftsvision Liquid Fly Back Booster: Nach Abtrennung kehren
die Triebwerke selbständig an den Startplatz zurück. Bild:
DLR |
Unter dem Motto "Neue Wege ins All: Konzepte - Technologien - Missionen –
Visionen" wurde am Montag in Barcelona das 7. Internationale Symposium für
Weltraum-Trägertechnologien (7th Symposium on Launcher Technologies)
eröffnet: "Hier stellen Experten aus aller Welt schon heute vor, was die
Raumfahrt in zwanzig Jahren leisten wird", sagte Dr. Hubert Reile,
Programmdirektor Weltraum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR),
auf der Konferenz.
"Wir wollen die Ariane-Rakete erschwinglicher machen, und dafür denken
wir intensiv über das Konzept der wieder verwendbaren Booster nach, die
selbständig wie ein Flugzeug zurückkehren. Damit können wir die heute noch hohen
Transportkosten in den Weltraum deutlich senken. Und damit rückt auch der Flug
ins All für jedermann, der Weltraum-Tourismus, in greifbare Nähe, aber er ist
dennoch eine große Herausforderung."
Vorteile könnten die Entwicklungen nicht nur für Wissenschaftler und
professionelle Weltraumfahrer haben: "Wenn wir das Beste aus der Luft- und
Raumfahrt zusammenbringen, dann können Business- und auch Privatreisende viel
Zeit sparen: In weniger als 90 Minuten von Frankfurt nach Sydney: Daran arbeiten
wir bereits. In dem DLR-Spaceliner werden in zwanzig Jahren rund 50
Passagiere der Zeit davoneilen", so Reile.
Zu dem Symposium treffen sich rund 200 Experten aus aller Welt vom 2. bis 5.
April 2007 in Barcelona. Es wird mittlerweile zum zweiten Mal veranstaltet, vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), der französischen
Weltraumagentur CNES und dem französischen Forschungsunternehmen ONERA (Office
National d'Études et de Recherches Aérospatiales). Das Symposium ist ein
Marktplatz, auf dem Wissenschaftler aus aller Welt ihre Ideen präsentieren und
austauschen: Neue Wege in den Weltraum, zukunftsweisende Konzepte, Technologien
und Missionen werden dort heiß diskutiert.
Eines dieser Zukunftsprojekte ist der DLR-Spaceliner: Die Studie führt
das Beste und Zukunftsträchtigste aus Luft- und Raumfahrt zusammen: Demnach soll
ein Flug von Europa nach Australien mit bis zu 50 Passagieren in weniger als 90
Minuten möglich sein. Selbst wenn der errechnete Flugpreis eher dem Preis eines
Fluges in einem Privatjet für die gleiche Strecke entspricht, also nicht mit
Touristen-Flugpreisen konkurrieren kann, wird von Marktanalysten für 2021 ein
viel versprechender Markt von etwa 700 Millionen Dollar pro Jahr für 15.000
Highspeed-Fluggäste vorausgesagt. Als Nächstes steht auf dem Plan, die
technische Machbarkeit zu demonstrieren, um für schnelle Verbindungswege in der
Zukunft gerüstet zu sein.
Doch auch bei der Europarakete Ariane soll sich etwas tun: Von einem
europäischen Shuttle, der wieder verwendbar ist, hat man lange Zeit in Europa
geträumt. Dass dieser Traum ausgeträumt ist, angesichts der hohen Kosten, die
nur durch häufige Flüge ins Weltall gedeckt werden können, ist jedoch nicht mehr
sicher. Das Konzept einer teilweise wieder verwendbaren Ariane-Rakete,
die nach dem Start und Erreichen des Weltalls nicht komplett weggeworfen werden
muss, birgt Potential für eine nähere Betrachtung. Geboren wurde die Idee eines
mit flüssigen Treibstoff betriebenen, umweltfreundlichen Boostertriebwerks,
welches anstelle der mit Feststoffen betriebenen Boostern der Ariane 5
nach Abwurf selbsttätig wie ein Flugzeug zur einer Landebahn auf der Erde
zurückkehrt (so genannte Liquid Fly Back Booster) und dann nach einer Überholung wieder für den nächsten Einsatz
bereit ist.
Vorteil dieses Konzepts mit den rückkehrfähigen Boostern sind die Verwendung
nur eines Typs von Flüssigraketenantrieben an der Ariane 5 sowie die
Umweltfreundlichkeit. Die hohen Entwicklungskosten müssten durch hohe Startraten
der Ariane kompensiert werden, jedoch ist die Ariane bereits auf
bestem Wege, diese notwendige Startrate zu erreichen.
Lesen Sie im zweiten Teil: Sonnensegel,
Railgun und die deutsche Mondmission
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