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Mit der Landung des US-Raumfähre Discovery am Freitag um 23.32 Uhr MEZ in Cape Canaveral ging eine der bisher kompliziertesten ISS-Montagemissionen zu Ende. Die Raumfähre brachte außerdem die ESA-Astronauten Christer Fuglesang und Thomas Reiter zur Erde zurück. Reiter muss sich, nach rund einem halben Jahr um All, erst einmal wieder an das Leben mit der Schwerkraft gewöhnen.
Die Rückkehr der Discovery beendete die NASA-Mission STS-116, in deren Rahmen ein neues Gitterstrukturelement sowie Versorgung und Ausrüstung zur Internationalen Raumstation (ISS) gebracht wurden. Für die ESA bedeutet sie außerdem den Abschluss zweier bemannter Missionen, Astrolab mit Thomas Reiter und Celsius mit Christer Fuglesang. Die ärztliche Untersuchung, der sich die Astronauten nun unterziehen werden, ist Teil der wissenschaftlichen Experimente, an denen sie beteiligt waren. Anschließend kehrt die Mannschaft zur Einsatzbesprechung nach dem Flug ins Johnson Space Center der NASA im texanischen Houston zurück. Die Mission Astrolab begann am 4. Juli mit dem Start des deutschen ESA-Astronauten Thomas Reiter auf dem vorangegangenen Flug der Discovery. Zwei Tage später meldete er sich als Flugingenieur auf der ISS zum Dienst. Damit war auch erstmals seit Februar 2003, als nach dem tragischen Columbia-Unglück die Shuttle-Flüge vorerst ausgesetzt wurden, wieder eine dreiköpfige ständige Bordmannschaft auf der Station.
Reiter, ein hoch erfahrener Fachmann auf dem Gebiet des Betriebs von Raumstationen, erfüllte sowohl im amerikanischen als auch im russischen ISS-Segment eine Vielzahl von Betriebs- und Wartungsaufgaben und bediente Forschungseinrichtungen zur Unterstützung internationaler wissenschaftlicher Experimente. Er führte ein Programm europäischer Experimente auf Gebieten wie Humanphysiologie und psychologie, Mikrobiologie, Plasmaphysik und Strahlungsdosimetrie sowie Technologiedemonstrationen und Experimente für Industrie- und Bildungszwecke sowohl für Universitäten als auch für Sekundar- und Grundschulen durch.
Am 3. August verließen Reiter und der NASA-Astronaut Jeffrey Williams die
Station für 5 Stunden und 54 Minuten. Während dieses Außenbordeinsatzes brachten
sie neue Ausrüstung für den weiteren Zusammenbau der ISS sowie eine Reihe von
Instrumenten und Experimenten an der Außenstruktur an. Während seines
Aufenthalts testete Reiter eine 3D- und eine HD-Kamera, wobei äußerst
beeindruckende Aufnahmen im Innern der ISS entstanden. Solche Kameras sollen
künftig Zuschauern auf der Erde das einzigartige Gefühl des Lebens und Arbeitens
im Weltraum näher bringen. Der erste Schwede im Weltraum, ESA-Astronaut Christer Fuglesang, startete am 10. Dezember mit der Discovery zur ISS. Während seines 13-tägigen Aufenthalts absolvierte er ein äußerst anspruchsvolles Programm. Zu seinen Aufgaben als Missionsspezialist in der NASA-Crew gehörten die Sicherung des Andockmanövers an die ISS, Unterstützung beim Einfahren eines der 34 Meter langen Solarzellenflügel der ISS, das Umladen von Gütern und Ausrüstungsgegenständen zwischen dem Shuttle und der Station und die Aussetzung von drei Mikrosatelliten nach dem Ablegen. Seine wichtigste Aufgabe waren drei äußerst heikle Außenbordeinsätze. Die beiden ersten - in den Nächten vom 12. auf den 13. und vom 14. auf den 15. Dezember - waren von Beginn an geplant. In ihrem Verlauf führten Fuglesang und sein NASA-Kollege Robert Curbeam eine ganze Reihe von Arbeiten durch: Sie befestigten ein neues Element der Gitterstruktur, konfigurierten die Stromversorgung und die Temperaturregelung neu, so dass neue Solarzellenflügel angeschlossen werden können, und machten den Weg für den Abbau der ursprünglichen Solarzellenflügel von ihrem vorläufigen Platz und ihre Befestigung an ihrem endgültigen Einsatzort frei. Schließlich brachten sie zur Vorbereitung der Ankunft und Montage neuer Gitterstrukturelemente Werkzeugbehälter in Position und wechselten eine Kamera aus. Der dritte Außenbordeinsatz in der Nacht vom 18. auf den 19. Dezember war eine "Zugabe". Er wurde beschlossen, nachdem die Mannschaft Schwierigkeiten beim Einfahren eines der ersten ISS-Solarzellenflügels hatte. Bei ihrem erneuten Ausstieg bekamen Fuglesang und Curbeam das klemmende Sonnensegel frei. Während ihres Flugs haben sowohl Reiter als auch Fuglesang Daten über die Strahlungsdosis gesammelt, der sie bei ihren Arbeiten innerhalb und außerhalb der ISS ausgesetzt waren. Dank der an Bord mit der ALTEA-Ausrüstung durchgeführten Experimente zur Messung des Durchflusses energiereicher Teilchen durch das Gehirn der Astronauten in niedrigen Erdumlaufbahnen und nach ihrer Rückkehr zur Erde, um zu überprüfen, welche Auswirkungen diese Strahlung auf ihre Chromosomen hat, werden diese Daten nun Fachleuten aus Wissenschaft und Medizin bei der Bewertung des Strahlungsrisikos bei künftigen Langzeitmissionen und insbesondere Flügen jenseits niedriger Erdumlaufbahnen helfen. Die Missionen Astrolab und Celsius boten außerdem Gelegenheit, die Ernährung an Bord der ISS etwas zu variieren. Ende November konnten Reiter und seine ISS-Mannschaftskollegen Michael Lopez-Alegria und Michail Tjurin ein spezielles Weltraum-Festessen probieren, das das Team des französischen Starkochs Alain Ducasse im Rahmen des Programms zur Verbesserung der Lebensqualität bei Langzeitaufenthalten im Weltraum angerichtet hat. Fuglesang brachte bei seinem Flug traditionelle schwedische Gerichte mit, darunter Elchwurst und Karamelbonbons, um seinem Aufenthalt einen Hauch Skandinavien zu verleihen. Astrolab und Celsius waren die ersten einer Reihe von ISS-Missionen der ESA, mit denen Europa seine Rolle als "Seniorpartner" des Vorhabens wahrnimmt, der mit noch zu montierenden europäischen Modulen zu Wartungs- und Montagearbeiten beiträgt. "Thomas und Christer haben gezeigt, dass Europa bei Betrieb und Montage der ISS nunmehr eine führende Rolle spielt", sagte Daniel Sacotte, der Direktor der ESA für Programme für Bemannte Raumfahrt. "Dies ist der Beginn eines neuen Zeitalters für die bemannten Missionen der ESA. Wir sind nicht mehr nur Besucher im Orbit, sondern gehören jetzt zu den Besitzern, was bedeutet, dass wir unseren Verpflichtungen nachkommen und von den Vorteilen profitieren. Celsius ist ein weiterer Schritt vorwärts in der Entwicklung unserer internationalen orbitalen Infrastruktur. Dank Christer und allen STS-116-Mannschaftsmitgliedern kann die ISS nun die neuen Solarzellenflügel aufnehmen, die die neuen Module, darunter zwei Höhepunkte für die ESA im kommenden Jahr - das ESA-Labor Columbus und das Automatische Transferfahrzeug - mit Strom versorgen werden." 2007 sollen mindestens zwei ESA-Astronauten für Montagemissionen zur ISS fliegen. Die ESA verhandelt außerdem über eine Fluggelegenheit für einen dritten Astronauten, der als zweiter europäischer Astronaut als Mitglied der ständigen Bordmannschaft für eine längere Zeit auf der ISS leben und arbeiten würde. Bereits genehmigt sind die Flüge des Italieners Paolo Nespoli, der im Rahmen der Mission STS-120 im Sommer den Verbindungsknoten 2 zur ISS bringen soll, und des Deutschen Hans Schlegel mit Flug STS-122, mit dem im Herbst das Columbus-Labor gestartet wird. Über den Langzeitflug des Franzosen Léopold Eyharts wird gegenwärtig mit der NASA diskutiert. Reiter und Fuglesang werden Anfang nächsten Jahres nach Europa zurückkehren; Reiter wird Mitte Januar wieder in Deutschland sein.
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