Suche nach Alien-TV
von Stefan
Deiters
astronews.com
26. Oktober 2006
Moderne Radioteleskope, die eigentlich den Frühkosmos
erforschen sollen, könnten auch geeignet sein, um nach Spuren außerirdischer
Fernseh- und Radiosendungen zu suchen. Ein Radioteleskop, wie das in den
Niederlanden und Deutschland entstehende LOFAR, könnte so in einem Umkreis von
1.000 Lichtjahren nach Spuren außerirdischer Intelligenz fahnden.
Finden moderne Radioteleskope bald Hinweise auf
außerirdische Fernsehsendungen? Bild: NASA, ESA, G.
Bacon (STScI)
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Im Roman "Contact" des Astrophysikers Carl Sagan wurde es Realität: Eine
außerirdische Zivilisation hatte eine der ersten Fernsehsendungen empfangen, die
auf der Erde ausgestrahlt wurden und nutzte diese zur Kontaktaufnahme. Dass es
sich dabei ausgerechnet um Hitlers Eröffnung der Olympischen Spiele handelte,
mag makaber erscheinen, doch garantierte gerade dieses frühe Fernsehprogramm,
dass es viele Jahre später auch in einigen Lichtjahren Entfernung
empfangbar war.
So erschreckend der Gedanke sein mag, dass uns eine
außerirdische Zivilisation nach der Qualität unserer Fernsehprogramme beurteilt,
sehen SETI-Forscher darin auch eine Chance: Mit neuen Radioteleskopen, die
eigentlich das frühe Universum erkunden sollen, könnte man auch Spuren von
TV-Sendungen von anderen Planeten auffangen - wenn es denn solche geben sollte.
"Durch einen glücklichen Zufall", so Abraham Loeb von der Harvard University
im britischen Magazin New Scientist, "könnten diese Teleskope empfindlich
genug sein, um genau die Radiowellen aufzufangen, die eine Zivilisation
unbeabsichtigt ins All aussendet." Dabei hat Loeb eine neue Generation von
Radioteleskopen im Auge, die derzeit gebaut werden um nach den Radiowellen zu
suchen, die von neutralen Wasserstoffmolekülen im frühen Universum ausgestrahlt
werden. Ursprünglich hatten diese eine Wellenlänge von 21 Zentimetern, wurden
aber durch die Expansion des Universums auf eine Wellenlänge von mehreren Metern
gestreckt. "Die Frequenzen überlappen sich mit denen von unseren Radiosendungen,
die zwischen 50 und 400 Megahertz liegen", so Loeb.
Die stärksten Emissionen unseres Planeten, so Loeb und sein Harvard-Kollege
Matias Zaldarriaga, stammen von militärischen Radars und von Fernseh- und
Radioprogrammen - alle in einem recht engen Frequenzbereich. Sollten auch
Außerirdische ähnliche Signale ins All senden, müsste man Hinweise darauf auch
in Radiospektren sehen, die mit neuen Teleskopen wie etwa LOFAR, das gerade in
den Niederlanden und auch in Deutschland entsteht (astronews.com berichtete),
aufgenommen werden. "Dies ist Radio-SETI, aber auf einer Frequenz, die bisherige
SETI-Programme nicht untersucht haben", meinte auch Seth Shostak vom
SETI-Institut zum New Scientist. "Allein das ist Grund genug, um hier
eine Suche zu empfehlen."
Entdeckt man aber im Radiospektrum die Signatur einer extraterrestrischen
Fernsehsendung, könnte man, so Loeb und Zaldarriaga, auch die
Doppler-Verschiebung des Signals messen, die durch den Ulauf des fernen Planeten
um seine Sonne zu Stande kommt. Daraus wiederum könnte man Informationen über
die Umlaufbahn des Exoplaneten gewinnen. "Das würde uns erlauben, die
Oberflächentemperatur des Planeten abzuschätzen und zu ermitteln, ob
beispielsweise flüssiges Wasser möglich wäre."
Das Verfahren würde, so die beiden Forscher, Spuren von Radiosignalen von
Zivilisationen in einem Umkreis von 1.000 Lichtjahren entdecken - eine Gebiet,
in dem es viele Millionen Sterne mit Planeten geben sollte. Die Frage ist
allerdings, auf wie vielen dieser Welten sich Leben entwickeln konnte, das
technologisch in etwa mit unserer Zivilisation vergleichbar ist.
Und es gibt eine weitere Schwierigkeit: Wenn man in Frequenzbereichen schaut,
die auch auf der Erde verwendet werden, dürften die SETI-Forscher auf eine ganz
Reihe "hausgemachter" Signale stoßen: "ET von der BBC zu unterscheiden dürfte
eine echte Herausforderung werden", so Shostak.
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