Zwei Talsysteme in Utopia Planitia
Redaktion / DLR
astronews.com
4. August 2006
Neue Bilder der hochauflösenden Stereokamera (HRSC) auf der
ESA-Sonde Mars Express zeigen die beiden Talsysteme Granicus Valles und
Tinjar Valles in der Region Utopia Planitia. Die heute sichtbare Form der Täler
könnte auch auf unterirdisches Wasser zurückzuführen sein.
Die Talsysteme Granicus Valles und Tinjar Valles
in der Region Utopia Planitia. Beide Talsysteme wurden von einem
Haupttal gespeist, das etwa drei Kilometer breit und maximal 300
Meter tief in das umliegende Gelände eingeschnitten ist und als
Lavakanal interpretiert wird. Norden ist links. Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Gesamtansicht] |
Die nordwestlich ausgerichteten Granicus und Tinjar Valles sind Teil der Region
Utopia Planitia. Letztere ist wahrscheinlich vollständig mit Schichten aus
erstarrten Lavaströmen bedeckt, die sich von der nord-westlichen Flanke des
Elysium Mons aus in das Utopia Planitia-Becken ergossen haben. Heute ist diese
einst flache und einheitliche vulkanische Ebene durch Talsysteme
unterschiedlicher Größe und Gestalt zerschnitten, wie den Granicus Valles
(Richtung Westen) und den Tinjar Valles (Richtung Norden).
Beide Talsysteme wurden von einem Haupttal gespeist (im oberen Bildbereich zu
sehen), das etwa drei Kilometer breit und maximal 300 Meter tief in das
umliegende Gelände eingeschnitten ist. Dieses beeindruckende, sinusförmige
Haupttal wird als Lavakanal interpretiert. Seinen Ursprung hat es am Ausgang
eines zur Elysium-Erhebung radial ausgerichteten tektonischen Grabens.
Dieser lang gestreckte, vier Kilometer breite und 120 Kilometer lange Graben
wird als Quelle sowohl von Lavaströmen als auch Geröllströmen (bestehend aus
einem Wasser-Schutt-Gemisch) interpretiert, die die Granicus und die Tinjar
Valles geformt haben. Gleichartige tektonische Gräben in höheren Regionen
entlang der Flanke von Elysium weisen keine Anzeichen vergleichbarer Aktivität
auf. Diese Höhenabhängigkeit lässt vermuten, dass auch unterirdisches Wasser,
mobilisiert durch vulkanische Aktivität, eine Rolle bei der Formung der heute
sichtbaren Talsysteme gespielt hat.
Die Bilddaten wurden am 14. Februar 2005 im Orbit 1.383 aufgenommen und zeigen
einen Ausschnitt bei 26,8 Grad nördlicher Breite und 135,7 Grad östlicher Länge.
Die Auflösung beträgt ca. 23,7 Meter pro Bildpunkt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der Europäischen
Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator Prof. Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam besteht aus 45
Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera wurde am
Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in Kooperation mit
industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof
in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
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