Der Stoff, aus dem die Saturnringe sind
von
Hans Zekl
für
astronews.com
30. Mai 2005
Die Ringe
des Planeten Saturn haben seit ihrer Entdeckung durch Galileo die Astronomen
fasziniert. Eines ist sicher: Die Saturnringe sind keine festen Gebilde, sondern
bestehen aus Myriaden unterschiedlich großer Brocken, die in einer dünnen Ebene
den Planeten umkreisen. Nun untersuchte die Sonde Cassini die
Ringstruktur mit bisher unerreichter Genauigkeit und brachte zumindest ein wenig
Licht in das rätselhafte Ringsystem.
Konstruiertes Bild des Saturnring-Systems auf Grundlage der
Cassini-Radiodaten: Lila Bereiche sind Regionen, in denen es
relativ wenig Teilchen mit einer Größe kleiner als fünf
Zentimeter gibt. Die grünen und blauen Bereiche kennzeichnen
Regionen in denen es Teilchen mit weniger als fünf bzw. einem
Zentimeter Größe gibt. Aus der weißen Region im B-Ring lagen
nicht genug Daten vor. Foto: NASA / JPL [Großansicht] |
Saturn ist von mehreren tausend Ringen umgeben, die sich in sieben Hauptringe
einordnen lassen. Diese sind einfach in der Reihenfolge ihrer Entdeckung mit den
Buchstaben des Alphabets durchnummeriert: Von innen nach außen unterscheiden
Forscher den D, C, B, A, F, G und E-Ring. Die Gesamtausdehnung des Ringsystems
übersteigt die Entfernung zwischen Erde und Mond.
Die Entstehung allerdings ist
bislang ein Rätsel. Aus theoretischen Überlegungen folgt, dass die Ringe noch
relativ jung sein müssen. Genauere Schlüsse können Forscher aber erst ziehen,
wenn sie mehr über den Aufbau und die Zusammensetzung der Ringe erfahren.
Schon die Voyager-Sonden versuchten die Größe der Ringbestandteile zu
bestimmen. Aber wegen ihres geringen Auflösungsvermögens konnten sie keine
Objekte feststellen, deren Durchmesser kleiner als 100 Meter war. Insbesondere
widersetzte sich der B-Ring einer genaueren Untersuchung. Die Cassini-Sonde,
die den Planeten seit dem 30. Juni 2004 umrundet, begann nun am 3. Mai mit der
erste einer Reihe von Untersuchungen der Ringe.
Dazu nutzten die Wissenschaftler eine so genannte Radiobedeckung. Von der
Erde aus gesehen verschwand die Sonde mehr oder minder hinter den Saturnringen.
Zur selben Zeit schickte Cassini ein Radiosignal zur Erde. Aus der Schwankung
der Signalstärke in drei verschiedenen Frequenzbereichen konnten die Forscher
auf die Dichte und Größe der Ringbestandteile schließen, denn je dichter der
Ring ist, um so schwächer wird das Signal. "Die Struktur dieser bemerkenswerten
Ringe ist faszinierend", erklärt Essam Marouf von der kalifornischen San Jose
State University. "Die Ringe bestehen aus Objekten, die bis zu mehreren
Metern groß sind".
Allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ringen. So
finden sich offensichtlich im B-Ring und den inneren Bereichen des A-Rings nur
wenige Teilchen, die kleiner als fünf Zentimeter sind. Dagegen kommen diese im C- und dem
äußeren A-Ring häufiger vor. In den inneren und äußeren Bereichen des B-Rings
wurden weitere Ringe gefunden, die mehrere hundert Kilometer breit sind und sehr
unterschiedliche Mengen an Material enthalten.
In einem dicken, 5000 Kilometer
breiten Kern befinden sich mehrere Bänder, in denen die Dichte viermal so hoch
wie im A-Ring und fast 20 mal soviel wie im C-Ring ist. Gegenüber dem relativ
strukturlosen A-Ring und der im C-Ring enthaltenen Wellenstruktur, zeigt der
B-Ring zahlreiche Struktureigenschaften.
Vorwiegend in den äußeren Bereichen des A-Rings entdeckte Cassini mehr
als 40 so genannte Dichtewellen. Diese finden sich in der Nähe der winzigen
Monde, die dicht vor dem Ring um Saturn kreisen. Die Beobachtungen dieser Wellen
wird den Wissenschaftlern neue Erkenntnisse über die Dichte, die Dicke und
weiteren physikalischen Parametern der Ringe verraten. Diese
Bedeckungsexperimente bilden mit anderen das Herzstück der wissenschaftlichen
Experimente. Bis September werden sie noch siebenmal durchgeführt.
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Cassini, Projektseiten der NASA/JPL |
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