Die Schlucht Tithonium Chasma
Redaktion
astronews.com
3. Mai 2005
Das
Studium von Bildern der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
ESA-Raumsonde Mars Express ist gleichzeitig auch ein Kurs in griechischer
Mythologie: So ist das Tal Tithonium Chasma, von dem das DLR jetzt Bilder
veröffentlichte, nach dem Ehemann der Göttin der Morgenröte benannt, deren Name
an anderer Stelle auf dem Mars verewigt wurde.
Die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betriebene,
hochauflösende Stereokamera HRSC an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express
hat während Orbit 887 Bilddaten der Region Tithonium Chasma aufgenommen. Die
Schlucht Tithonium Chasma bildet ein von Osten nach Westen verlaufendes Tal im
westlichsten Teil der Valles Marineris, dem mit viertausend Kilometer Länge
größten Canyonsystem auf dem Mars.
Benannt ist das Tal nach einer Sagengestalt der griechischen Mythologie:
Tithon war der Ehemann der Göttin der Morgenröte, Eos - die in Eos Chasma, dem
Talausgang am anderen Ende der Valles Marineris, verewigt ist. Das Tal von
Tithonium Chasma liegt bei etwa 5 Grad südlicher Breite und 280 Grad östlicher
Länge. Es erreicht eine Breite von etwa zehn Kilometer im Osten bis maximal 110
Kilometer im Westen und ist bis zu vier Kilometer tief.
Im östlichen Talabschnitt ist ein stark gerundeter und deutlich erodierter so
genannter Restberg zu erkennen, der sich in Nordwest-Südost-Richtung erstreckt.
Die linearen und deutlich herauspräparierten Erosionserscheinungen auf seiner
Oberfläche lassen die Vermutung auf die Erosion einer strukturell vorgeprägten
Oberfläche durch Wind oder Wasser zu. An den steilen Abhängen im Osten von
Tithonium Chasma sind Spuren einer Vielzahl von geologischen Prozessen zu
erkennen. An der nördlichen Wand des Tals ist eine größere Rutschung abgegangen,
die sich bis zu zehn Kilometer in Richtung Talmitte erstreckt. Der Talboden und
einige Kraterebenen im zentralen Teil des Bildausschnitts sind vielfach von
kleineren Dünenfeldern überprägt.
Auf der südlichen Grabenschulter sind in Nord-Süd-Richtung verlaufende
tektonische Gräben zu erkennen, deren Entstehung mit der mehrere Kilometer hohen
Aufwölbung von Tharsis, einer großen vulkanischen Provinz auf dem Mars westlich
von Tithonium Chasma, in einem Zusammenhang stehen könnten. Die Region Tithonium
Chasma wurde mit einer Auflösung von etwa 13 Meter pro Bildpunkt aufgenommen.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express der
Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator (PI) Prof.
Dr. Gerhard Neukum (Freie Universität Berlin) geleitet. Das Wissenschaftsteam
besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Instituten und zehn Nationen. Die Kamera
wurde am Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) entwickelt und in
Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom DLR-Institut für
Planetenforschung in Berlin-Adlershof in Zusammenarbeit mit ESA/ESOC betrieben.
Die systematische Prozessierung der HRSC-Daten erfolgt am DLR. Die gezeigten
Darstellungen wurden von der PI-Gruppe am Institut für Geologische
Wissenschaften der Freien Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem
DLR-Institut für Planetenforschung erstellt.
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