Leben in der Atacama-Wüste
von Ulrich Knittel
für
astronews.com
30. März 2005 Die
Atacama-Wüste in Südamerika gehört zu den lebensfeindlichsten Regionen der Erde.
Ein ideales Gelände also, um die Erkundung des Mars zu erproben. Genau dies tat
im Herbst letzten Jahres der Roboter Zoë und verbuchte einen wichtigen
Erfolg: Das Gefährt spürte selbständig Leben auf.
Der Roboter Zoë in der
Atacama-Wüste am
17. Oktober 2004. Foto: Carnegie Mellon
University |
Der Roboter Zoë fand bei der Geländeerprobung im September und Oktober
2004 in zwei Bereichen der Wüste Kolonien von Bakterien und Flechten, wie die
Wissenschaftler unlängst auf der 36. Lunar and Planetary Science Conference
in Houston, Texas berichteten. "Die Detektoren für Lebensformen funktionierten
sehr gut" sagte Alan Waggoner, ein Mitglied des Teams der Carnegie Mellon
Universität in Pittsburgh, Pennsylvania. "Ähnliche Systeme könnten einmal auf
dem Mars eingesetzt werden". Das Robotfahrzeug und seine Detektoren wurden im
Rahmen des Astrobiologie-Programms der NASA entwickelt. Während der
Geländeerprobung wurden nicht nur die Sensoren getestet, sondern auch die
Steuerungssysteme. Denn im Gelände wurde das Fahrzeug nur teilweise von
Pittsburgh aus gesteuert.Der Roboter agierte in gewisser Hinsicht
autonom, denn die Navigation in dem rauen Gelände erfolgte mit Hilfe interner
Sensoren und einer Verarbeitung der Kamerabilder durch den Robot selbst. Mehrere
Wissenschaftler begleiteten den Roboter in die Wüste, um die Messergebnisse zu
überprüfen. "In keinem Fall stellte sich heraus, dass der Roboter
fälschlicherweise positive Hinweise auf Leben meldete" stellte Edwin Minkley,
ein Biologe der Carnegie Mellon-Teams fest.
Zoë sucht nach
Lebensspuren, indem sie die Fluoreszenz bestimmter organischer Moleküle, wie zum
Beispiel von Chlorophyll, feststellt. Der Roboter ist zudem in der Lage,
bestimmte Farbstoffe auf den Boden zu sprühen, die aufhellen, wenn sie mit
organischen Substanzen, wie beispielsweise Nukleinsäuren oder Aminosäuren, den
Bausteinen von DNS beziehungsweise von Eiweißen, reagieren. Eine Kamera an der
Unterseite des Fahrzeugs erlaubt es zudem, die Funde fotographisch festzuhalten.
Obwohl die Fluoreszenz-Analyse eine erprobte Labor-Methode ist, ist ihr
Einsatz unter freiem Himmel schwierig, da die Messungen durch das Sonnenlicht
gestört werden. Dies betrifft auch alle Marsroboter, die nur am Marstag arbeiten
können, da ihre Energieversorgung durch Sonnenzellen gewährleistet wird. Daher
arbeitet Zoë mit sehr intensiven Lichtblitzen. Außerdem öffnen sich die
Sensoren nur in dem Augenblick der möglichen Fluoreszenz. "Unser
Fluoreszenssystem ist das erste, das bei Tageslicht eingesetzt werden kann,"
sagte Gregory Fisher, ein Bildanalysespezialist des Teams. Dadurch müssen die
Proben nicht erst in eine Untersuchungskammer geschaufelt werden, so dass der
Roboter in kürzerer Zeit mehr Proben untersuchen kann. Die Wissenschaftler
glauben zudem, dass das jetzt erprobte System noch sensitiver auf Lebensspuren
reagiert, als die bei den Viking-Landern 1976 zum Einsatz gekommenen
Systeme. Damals hatte man mit Hilfe von drei Experimenten nach Hinweisen auf
Stoffwechselvorgängen gesucht. Bekanntlich ergaben sich dabei schwer zu
interpretierende Ergebnisse, die darauf zurückzuführen waren, dass der Marsboden
offenbar sehr reaktive Substanzen enthält.
Durch die jetzt erprobte Methode könnten organische Substanzen direkt
nachgewiesen werden. Leider ist aber auch solch ein Nachweis noch kein
endgültiger Beweis für Leben, denn auch bestimmte Meteoriten, die so genannten
kohligen Chondrite, enthalten organische Substanzen. Auf der Marsoberfläche
könnten einerseits durch Einschläge solcher Meteoriten organische Substanzen
gelangen, andererseits könnten organische Moleküle auf dem Mars – ähnlich wie in
den Meteoriten – auf anorganische Weise entstehen. Letzteres ist allerdings auf
Grund der Zusammensetzung der Marsoberfläche, die auch zu der von den Viking-Sonden
beobachteten Aktivität führte, unwahrscheinlich.
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