Auf den
Spuren der Gamma-Ray-Bursts
von Rainer Kayser
22. November 2004
Die Ursache
für so genannte Gamma-Ray-Bursts, plötzliche und energiereiche
Strahlungsausbrüche im Gammabereich, ist den Astronomen bis heute ein Rätsel.
Nun soll ein neuer Satellit helfen, den Grund für die Explosionen aufzuspüren,
bei denen in wenigen Sekunden mehr Energie frei wird, als unsere Sonne während
ihrer gesamten Existenz abstrahlt.
SWIFT soll die Ursache von Gamma-Ray-Bursts aufspüren.
Bild:
NASA / Spectrum Astro |
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat am Samstag ein neues
Weltraumteleskop in die Erdumlaufbahn geschossen. Der Satellit Swift
soll die gewaltigsten Explosionen im Kosmos, so genannte
Gammastrahlungsausbrüche, beobachten. Innerhalb von Sekunden setzen diese
Explosionen zehnmal mehr Energie frei, als unsere Sonne in ihrem ganzen, zehn
Milliarden Jahre währenden Lebens. Seit fast vierzig Jahren schon suchen die
Astronomen nach der Ursache für dieses Phänomen.
Im Durchschnitt jeden Tag einmal trifft ein Schauer dieser hochenergetischen
Strahlung aus den Tiefen des Alls auf die Erde. Den ersten derartigen
Gamma-Schauer registrierten amerikanische Satelliten am 2. Juli 1967. Die
Detektoren der Satelliten vom Typ Vela-4 sollten eigentlich die Einhaltung des
Testverbots für Atomwaffen kontrollieren:
Auch bei nuklearen Explosionen entsteht Gammastrahlung. Doch die empfangene
Strahlung stammte nicht von einem Waffentest – sie kam aus dem Weltall und nicht
von der Erde.
Die Forscher favorisieren heute zwei unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten
für die Gammastrahlungsausbrüche. Im ersten Modell stürzt ein extrem
massereicher Stern am Ende seines Lebens zu einem Schwarzen Loch zusammen.
"Hypernova" nennen die Astronomen diesen Vorgang, in Anlehnung an die
"Supernova" genannten Explosionen normaler Sterne. Im zweiten Modell prallen
zwei Neutronensterne – extrem verdichtete Sternenleichen – aufeinander und
führen so ebenfalls zur Entstehung eines Schwarzen Lochs.
Swift soll nun helfen, das Rätsel der Gamma-Ausbrüche endgültig zu
lösen. Dazu überwacht der 180 Millionen Dollar teure Satellit mit seinem
Weitwinkel-Detektor für Gammastrahlung ständig ein Drittel des Himmels auf
Ausbrüche. Hat er einen Gammastrahlungsschauer registriert - mit etwa zwei
Ereignissen pro Woche rechnen die Forscher -, so berechnet der Satellit
selbstständig dessen Position und dreht sich für weitere Beobachtungen in die
entsprechende Richtung – eine vergleichbar schnelle Reaktion ist mit Teleskopen
auf der Erde nicht zu erreichen.
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