Die ersten Sterne, die nach dem Urknall im Kosmos entstanden, besaßen die 20-
bis 100-fache Masse unserer Sonne. Zu diesem Schluss kommt jetzt ein Team
amerikanischer Astrophysiker. Damit gelang es den Forschern erstmalig, eine
Theorie zur Entstehung der ersten Sterne aufzustellen, welche die sich scheinbar
widersprechenden Beobachtungen der Frühzeit des Universums unter einen Hut
bringt. "Unser Ziel war es, diese widersprüchlichen Indizien miteinander zu
versöhnen", erläutert Jason Tumlinson von der University of Chicago, der
die neue Theorie gemeinsam mit Aparna Venkatesan und Michael Shull von der
University of Colorado aufgestellt hat und jetzt auf einer Fachtagung der
American Astronomical Society in Denver präsentierte.
Kein Teleskop ist leistungsstark genug, um die ersten Sterne des Universums
zu zeigen. Doch diese Sterne haben Spuren hinterlassen, die sich mit
unterschiedlichen Methoden nachweisen lassen. So stieß der NASA-Satellit WMAP
auf Spuren ionisierten Gases in der kosmischen Hintergrundstrahlung, einer Art
Echo des Urknalls. "Sehr massereiche Sterne, mit der 200- bis 500-fachen Masse
der Sonne, wären effizient genug, diese Ionisation zu erzeugen", so Tumlinson.
Demnach wären die ersten Sterne also supermassive Giganten gewesen. Dagegen
spricht jedoch eine andere Spur. Die ältesten Sterne, die sich heute in unserer
Galaxis finden, sind bereits die zweite kosmische Sternengeneration, entstanden
aus den ersten Sternen im Universum. In dieser zweiten Sternengeneration
beobachten die Astronomen jedoch Beimischungen schwerer Elemente, die so nicht
von einer supermassiven ersten Sternengeneration erzeugt worden sein können.
Tumlinson und seinen Kollegen gelingt es nun mit ihrer neuen Theorie zu
zeigen, dass Sterne mit Massen im Bereich der 20- bis 100-fachen Sonnenmasse
beide Beobachtungsbefunde erklären können. "Wir behaupten nicht, dass es keine
supermassiven Sterne gegeben hat", betont der Tumlinson, "wir sagen nur, dass es
überwiegend Sterne in diesem mittleren Massenbereich gegeben haben muss, um die
beobachtete Elementhäufigkeit zu erklären."