Auch
andere Sterne haben einen Aktivitätszyklus
von Stefan
Deiters
astronews.com
12. Mai 2004
Viele Jahre haben Astronomen gerätselt, ob auch andere Sterne - ähnlich
wie unsere Sonne - einen Zyklus von verstärkter Aktivität im
Röntgenbereich haben. Nun hat das ESA-Röntgenteleskop XMM-Newton
eine Antwort gefunden: Der Späher im All beobachtete einen
Aktivitätszyklus im Röntgenbereich bei einem Stern, der unserer Sonne
ähnelt. Der Fund ist auch wichtig für die Frage, wie sich in
Planetensystemen eventuell Leben entwickeln kann.
SOHO-Aufnahmen der Sonne in einer ruhigen Phase (oben) und in
der Nähe des Maximums der Aktivität (unten). Fotos: ESA /
SOHO |
Der solare Aktivitätszyklus ist schon viele Jahrhunderte bekannt: Seit Galileos
Zeiten Anfang des 17. Jahrhundert registrierten Astronomen die Anzahl der
Sonnenflecken und hielten ihre Größe und räumliche Verteilung fest. Bei
den Sonnenflecken handelt es sich um relativ kühle Bereich auf der
Sonnenoberfläche und ihre Anzahl steht in direktem Zusammenhang mit dem
elfjährigen Aktivitätszyklus unseres Zentralgestirns.
In den Phasen großer
Aktivität macht die Sonne durch gewaltige koronale Massenauswürfe und Fackeln
auf sich aufmerksam, die in den letzten Jahren von der Sonnensonde SOHO
beobachtet wurden, die von ESA und NASA betrieben wird. Sie können auf der Erde
für erhebliche Störungen bei Radioübertragungen oder in elektrischen Systemen
sorgen. Zusammen mit dem solaren Zyklus ändert sich auch die Röntgenstrahlung,
die von der Sonne ausgesandt wird: Im Maximum der Aktivität - wenn die Sonne
also eine große Zahl von Sonnenflecken aufweist - ist sie bis zu 100
Mal höher als zum Sonnenfleckenminimum.
Mit Hilfe von XMM-Newton gelang es nun erstmals auch bei einem anderen Stern
einen solchen Aktivitätszyklus im Röntgenbereich nachzuweisen: Eine Gruppe von
Astronomen hat seit dem Start von XMM im Jahr 2000 eine Reihe von sonnenähnlichen
Sternen regelmäßig beobachtet und entdeckte im Falle von HD 81809, einem rund 90
Lichtjahre von uns entfernten Stern im Sternbild Wasserschlange, eine deutliche
Variation in der Röntgenabstrahlung. Die Strahlung änderte sich um das Zehnfache
und erreichte Mitte 2002 ein Maximum.
"Dies ist das erste klare Anzeichen für ein zyklisches Muster bei der
Röntgenabstrahlung, das bei einem anderen Stern als der Sonne gefunden wurde",
unterstreicht Fabio Favata vom European Space Research and Technology Centre
der ESA in den Niederlanden die Bedeutung der Entdeckung. Zudem würden die Daten
darauf hinweisen, dass der Zyklus auch mit dem "Sternenflecken"-Zyklus des
Sterns zusammenhängt. Sternenflecken sind schon seit den 50er Jahren des 20.
Jahrhunderts bekannt, man war sich allerdings nicht sicher, ob sie - wie bei der
Sonne - mit der Röntgenstrahlung korreliert sind. Die XMM-Beobachtungen zeigen
jetzt, dass das tatsächlich der Fall ist. "Das deutet darauf hin, dass das
Verhalten unserer Sonne nichts ungewöhnliches ist", so Favata.
Der Aktivitätszyklus von Sternen ist natürlich schon allein eine interessante
Sache. Er wird aber noch wichtiger, wenn man sich für die Möglichkeit von
Entstehung von Leben auf anderen Planeten interessiert: Da der solare
Aktivitätszyklus entscheidenden Einfluss auf Klima und Wetter haben kann, ist
die Tatsache, dass sonnenähnliche Sterne ein ähnliches Verhalten wie unsere
Sonne zeigen von einiger Bedeutung. Zudem hoffen die Forscher durch ihre
Untersuchungen auch noch mehr über unsere eigene Sonne zu erfahren.
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