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JAHRESRÜCKBLICK 2003
Jugendbilder des Kosmos, der Mars ganz nah und ein schwarzer Tag für die Raumfahrt
von Stefan Deiters
astronews.com
31. Dezember 2003

Am letzten Tag des Jahres blickt astronews.com traditionell zurück auf die Geschehnisse aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt im zu Ende gehenden Jahr. Das soll sich auch am 5. Jahresende seit Gründung dieses Online-Dienstes nicht ändern, denn auch 2003 gab es einiges zu berichten.

Das Jahr 2003 begann nicht gut für die Raumfahrt: Nach einem missglückten Start einer modernisierten Ariane 5-Rakete im Dezember 2002 musste die europäische Weltraumagentur ESA ihre Kometenmission Rosetta verschieben und ein Ersatzziel für den eigentlich vorgesehenen Kometen Wirtanen suchen, der wegen der Verzögerung nun nicht mehr erreicht werden konnte. Man wurde fündig: Die Kometensonde soll sich nun im neuen Jahr zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko aufmachen - der Name ist zwar komplizierter, der wissenschaftliche Ertrag sei aber vergleichbar, so ist man zumindest bei der ESA sicher.

Auch in anderen Bereichen machte die europäische Weltraumagentur im zu Ende gehenden Jahr Schlagzeilen: Im Juni startete mit Mars Express Europas erste Mission zum Mars vom Raketenbahnhof Baikonur aus. Der rote Planet war in diesem Jahr der Erde so nahe, dass er im Sommer zum strahlenden Objekt am Nachthimmel wurde. Zu Weihnachten schwenkte die Sonde ohne größere Probleme in eine Marsumlaufbahn ein. Allerdings blieb der kleine Lander Beagle 2, der von Fallschirmen gebremst und durch Airbags geschützt, auf dem Mars landen sollte, bislang stumm. Aufgeben will man bei der ESA die Hoffnung nicht, dürfte aber insgeheim schon mit dem Schlimmsten rechnen: Vielleicht entdeckt eine in Deutschland entwickelte Kamera im Januar die Trümmer des kleinen Marslanders. Auch ein weitere Mission startete die ESA im September erfolgreich - wenn auch mit einiger Verspätung.  Mit der Sonde SMART-1 sollen neuen Technologien, vor allem ein Ionentriebwerk, erforscht werden, das das Raumschiff langsam in einen Orbit um den Mond bringen soll. 

Natürlich nutzte auch die amerikanische Weltraumbehörde NASA die günstige Stellung von Erde und Mars und sandte mit Spirit und Opportunity gleich zwei Erkundungsrover zum roten Planeten. Damit dürfte die NASA die Chance zumindest einer erfolgreichen Landung deutlich verbessern, hatte sie doch mit der fehlgeschlagenen Landung gleich dreier Sonden 1999 einiges an Lehrgeld bezahlen müssen. Im Januar werden die beiden Rover auf dem Mars landen.

Die NASA konnte Erfolgsmeldungen im Jahr 2003 sicherlich gebrauchen, hatte sie doch im Februar den tragischen Verlust der Raumfähre Columbia zu verkraften. Die Wissenschaftsmission der Raumfähre, die 1982 den ersten Shuttleflug überhaupt durchführte, endete 16 Minuten vor der geplanten Landung in Florida in 60 Kilometer Höhe über Texas. Eine anschließende Untersuchung ergab, dass schon während des Starts ein vom Haupttank abgefallenes Stück Isolierschaum für einen Riss im Flügel der Columbia gesorgt hatte, durch den beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre heißes Plasma in die Raumfähre eindrang, wodurch diese schließlich zerbrach. Es zeigte sich wieder, dass offenbar die Flüge der Raumfähren deutlich gefährlicher waren als sich das so mancher Verantwortliche bewusst machen wollte. Hinweise auf ein möglichen Riss wurden ignoriert, Möglichkeiten zur Reparatur im Orbit gab es nicht. Bis heute blieben die Shuttle am Boden. Nächster vorgesehener Starttermin: Spätsommer 2004.

Die Columbia-Katastrophe hatte auch Auswirkungen auf die internationale Raumstation ISS, deren Ausbau durch den Ausfall der Shuttle-Flotte erstmal nicht fortgesetzt werden konnte. Die oft belächelte russische Raumfahrttechnologie musste einspringen und stellt seitdem eine Notversorgung der ISS sicher. Diese ist seit April nur noch mit einer zweiköpfigen Notbesatzung ausgerüstet und bei so manchem Kritiker bestätigt sich die Überzeugung, dass man das Geld besser in unbemannte Sonde investiert hätte, als ein teueres Laboratorium im All zu schaffen, das gerade einmal so viele Besatzungsmitglieder aufnehmen kann, um sicherzustellen, dass die Station weiter funktioniert. So bleiben auch nach 1000 Tagen ISS noch viele Fragen offen. Trotzdem versucht man bei NASA und ESA nach vorne zu schauen: Der Start des europäischen Weltraumlabors Columbus wurde weiter vorbereitet und bei München ein neues Kontrollzentrum dafür eingerichtet. Und im Oktober gab es wieder eine "Taxi-Mission" zum Crewaustausch mit einem ESA-Astronauten an Bord.

Abschied nehmen hieß es 2003 vom Weltraumveteranen Pioneer 10:  Ein letztes, sehr schwaches Signal der Sonde empfing die NASA über ihr Deep Space Network am 22. Januar. Auch die Jupitersonde Galileo beendete ihre Mission und stürzte kontrolliert in die Jupiteratmosphäre. Begrüßen konnte man eine neue Nation im Kreise der Länder, die erfolgreich Menschen ins All schicken können: Mit ihrem ersten Taikonauten reihte sich China im Oktober in diesen illustren Club ein.

Auch im wissenschaftlichen Bereich hat sich einiges Interessante im zu Ende gehenden Jahr getan: Mit Hilfe von Hubble spürten Astronomen Galaxien auf, die vermutlich das Ende des dunklen Zeitalters einläuteten und entdeckten das vielleicht kälteste Objekt im All. WMAP machte ein Babyfoto des Universums und bestimmte das Alter des Weltalls auf genau 13,7 Milliarden Jahre. Das Jugendbild des Weltalls kam vom Röntgenteleskop Chandra. Astronomen spürten im Mai einen neuen Nachbarn der Sonne auf, der mit 7,8 Lichtjahren Entfernung das drittnächste System ist.

Neue - wenn auch nicht immer übereinstimmende - Daten gab es auch über die dunkle Materie und die dunkle Energie: Chandra lieferte Beobachtungsdaten zur dunklen Materie, die Beobachtungen des ESA-Pendants XMM-Newton sprachen gegen die dunkle Energie, die in vielen aktuellen Weltmodellen enthalten ist. Es bleibt also weiter spannend. Auch bei der Suche nach fernen Planeten gab es Fortschritte: Astronomen spürten den ältesten extrasolaren Planeten auf und fanden Hinweise dafür, dass es eine bewohnbare Zone um 47 Ursae Majoris geben könnte.

Sicherlich wird auch das Jahr 2004 manche interessante Nachricht aus Astronomie, Astrophysik und Raumfahrt bereithalten: Schon im Januar sollen die Marsrover landen und Stardust sein Kometenrendezvous absolvieren. Große Teleskope, wie das immer leistungsfähigere Very Large Telescope, durchsuchen das All nach Daten, die vielleicht die ein oder andere wissenschaftliche Theorie ins Wanken bringen. astronews.com wird darüber auch im nächsten Jahr berichten und bedankt sich an dieser Stelle ausdrücklich bei allen Wissenschaftlern für ihre faszinierende Arbeit, durch die eine Nachrichtenseite wie astronews.com erst möglich wird.

Unseren Leserinnen und Lesern danken wir für die Treue und wünschen für das Jahr 2004 alles Gute.

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