TECHNOLOGIETRANSFER
Nuna II mit
Weltraumtechnologie wieder vorn
Redaktion
astronews.com
22. Oktober 2003
Was haben die
europäische Mondsonde SMART-1 und der futuristische Solar-Rennwagen
Nuna II, der bei der World Solar Challenge gerade allen Konkurrenten
davonfährt, gemeinsam? Ganz einfach, sie verfügen über die gleichen Solarzellen.
Mit ESA-Unterstützung versucht das niederländische Team den vor zwei Jahren
errungenen Titel zu verteidigen und nebenbei einen neuen Geschwindigkeitsrekord
aufzustellen.
Nuna II: Mit Weltraumtechnologie zum neuen Weltrekord? Foto: ESA
/ David Hancock |
Am Sonntag drängelten sich im australischen Darwin 30 Autos am Start der 7.
Ausgabe des World Solar Challenge. Bei diesem Rennen über 3.010
Kilometer von Darwin nach Adelaide ist auch das niederländische Nuon Solar
Team wieder mit dabei, das nach seinem Sieg mit Nuna I im Jahr 2001 (astronews.com
berichtete) seinen Titel verteidigen will.
Das 12-köpfige Team von der Technischen Universität Delft und der
Erasmus-Universität Rotterdam will mit Nuna II außerdem den
Geschwindigkeitsweltrekord von 2001 brechen und die Durchschnittsgeschwindigkeit
von 91,81 auf 100 Kilometer pro Stunde verbessern. Dank fortschrittlicher
Weltraumtechnologie, die das Team über das Technologietransferprogramm der ESA
erlangt hat, kann das neue Auto eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von über
170 Kilometer pro Stunde erreichen.
Die aerodynamisch verbesserte Außenhülle aus verstärktem Kunststoff verspricht
hohe Stabilität bei geringem Gewicht. Der Wagenkasten besteht aus verstärkten
Kohlenstofffasern und Aramid, das hauptsächlich in der Satellitentechnik, jedoch
zunehmend auch für Anwendungen auf der Erde, z.B. für kugelsichere Westen,
genutzt wird.
Die Außenhülle ist mit ursprünglich für Satelliten entwickelten
Triple-junction-Galliumarsenidzellen beschichtet; genau diese Solarzellen werden
gegenwärtig auf der Mondsonde SMART-1 getestet, die am 28. September
gestartet wurde. An Bord von Nuna II befinden sich außerdem
Nachführeinrichtungen für den Punkt maximaler Leistung, kleine Geräte, die auch
bei weniger günstigen Bedingungen, etwa im Schatten oder bei Bewölkung, ein
optimales Gleichgewicht zwischen der von der Batterie und der von den
Solarzellen gelieferten Energie gewährleisten.
"Ob sie gewinnen werden? Nun, ich bin sicher, sie haben gute Chancen", meinte
Wubbo Ockels, Professor an der Universität Delft, der seinerzeit als erster
Niederländer im Weltraum war. "Auf jeden Fall haben sie hart und mit großer
Hingabe an dem Auto gearbeitet." Auf dem Weg zu ihrem Ziel können die Studenten
auf mehrere Partner zählen. So hat die ESA ihnen neben der technischen
Unterstützung über ihr Technologietransferprogramm auch über ihr Büro für
Bildungsmaßnahmen unter die Arme gegriffen. Hauptsponsor ist der niederländische
Energiekonzern Nuon.
Interessenten können das Rennen auf der Webseite der ESA verfolgen.
Inzwischen sieht es ganz so aus, als könnte Nuna II den Erfolg von Nuna I
wiederholen: Am Ende des dritten Tages lag das Team - trotz zweier platter
Reifen - mit 46 Minuten in Führung.
Update (22. Oktober, abends): Das niederländische Solarauto Nuna II
hat den World Solar Challenge in neuer Rekordzeit gewonnen. Vom Start in
Darwin am Sonntag, den 19. Oktober bis zum Ziel in Adelaide am Mittwoch, den 22.
Oktober benötigte Nuna II 31 Stunden und 5 Minuten und verbesserte damit
den im Jahr 2001 von seinem Vorgängermodell aufgestellten Rekord - 32 Stunden
und 39 Minuten - um mehr als eineinhalb Stunden.
Der Renner, der von der australischen Presse "Fliegender Holländer" getauft
wurde, stellte mit 96,8 Kilometer pro Stunde auch bei der
Durchschnittsgeschwindigkeit den Rekord des ersten Nuna-Wagens ein, der
91,8
Kilometer pro Stunde erreicht hatte. Trotz zweier schnell behobener
Reifenpannen legte Nuna II am dritten Renntag 830 km zurück, eine
Strecke, die noch nie ein Solarauto an einem Tag geschafft hatte. Am vierten und
letzten Tag fiel eine weitere Bestmarke: Der Wagen fuhr mit einer
Höchstgeschwindigkeit von über 110 km/h und stellte am Ende einen neuen
Weltrekord auf.
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