25 Jahre
bemannte Raumfahrt in Europa
Redaktion
astronews.com
28.
August 2003
Europa und Deutschland feiert: Vor 25 Jahren flog mit Sigmund Jähn
erstmals ein Deutscher ins All - damals noch für die DDR. Fünf Jahre
später gelang mit Ulf Merbold auch einem Westdeutschen der Sprung in den
Weltraum. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs arbeiteten die beiden
deutschen Weltraumveteranen gemeinsam an europäischen Raumfahrtprogrammen.
Am Samstag wird bei einer Festveranstaltung an die europäischen
Raumfahrtjubiläen erinnert.
Der erste Deutsche im All Sigmund Jähn und sein russischer
Kollege Valery Bykovski. Bild: ESA |
2003 ist für Europas bemannte Raumfahrt in mehrfacher Hinsicht ein
Jubiläumsjahr. Vor 25 Jahren trat unser Kontinent mit dem Flug des
Tschechoslowaken Wladimir Remek im Rahmen des Kooperationsprogramms Interkosmos
zwischen der Sowjetunion und verschiedenen Partnerländern in die Ära der
bemannten Raumfahrt ein. Remek hob am 2. März 1978 an Bord der Sojus 28
von Baikonur zu einer 8-tägigen Mission zur Raumstation Saljut 6 ab. Kurz
darauf, vom 27. Juni bis 5. Juli, nahm der Pole Miroslaw Hermaszewski an der
Mission Sojus 30 teil. Am 26. August desselben Jahres brachen der
deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn und sein sowjetischer Mannschaftsgefährte
Valerij Bykowski mit der Sojus 31 von Baikonur zur dritten bemannten
Interkosmos-Mission auf; während der 8-tägigen Mission zur Raumstation Saljut
6 umkreisten sie 141mal die Erde, bevor sie am 3. September sicher zur Erde
zurückkehrten. Der erste Westeuropäer, der an einer Mission mit einem
sowjetischen Raumfahrzeug teilnahm, war der französische CNES-Astronaut
Jean-Loup Chrétien, der am 24. Juni 1982 mit einer Sojus T-6 zur
Raumstation Saljut 7 flog.
Vor 20 Jahren, 1983, startete Westeuropa im Rahmen einer
Kooperationsvereinbarung zwischen der ESA und der NASA sein erstes eigenes
Weltraumlabor: Das Spacelab absolvierte während der 10-tägigen Mission
STS-9/Spacelab 1 vom 28. November bis 8. Dezember an Bord des
NASA-Raumtransporters Columbia seinen Jungfernflug. Dieser Flug war
gleichzeitig der erste eines Westeuropäers - und der erste eines
Nichtamerikaners überhaupt - mit einem US-Raumfahrzeug, nämlich des deutschen
ESA-Astronauten Ulf Merbold, der danach noch zweimal im All war: bei der
Spacelab-Mission mit dem Internationalen Schwerelosigkeitsforschungslabor 1
(Flug STS-42) im Januar 1992 und - im Rahmen des Gemeinschaftsprogramms
Euromir 94 zwischen der ESA und Rußland - an Bord einer Sojus TM-20
zur russischen Raumstation Mir vom 3. September 1995 bis 29. Februar
1996. Damit ist Merbold als erster Europäer sowohl mit einem amerikanischen als
auch mit einem russischen Raumfahrzeug geflogen.
Der Zufall will, dass Sigmund Jähn und Ulf Merbold zwar in der Zeit ihrer
historischen Raumflüge unterschiedliche Pässe besaßen - Jähn kam aus der DDR,
Merbold aus der Bundesrepublik -, jedoch beide aus derselben Region im "grünen
Herzen" Deutschlands stammen, dem Vogtland zwischen Nürnberg und Leipzig. Jähn
wurde in Morgenröthe-Rautenkranz geboren, Merbold in Greiz. Nach dem Fall des
Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 haben Jähn und Merbold dann bei denselben
Weltraumprogrammen zusammengearbeitet, zunächst für die russische Raumstation
Mir und anschließend für die Internationale Raumstation.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) organisiert mit Unterstützung
der Europäischen Weltraumorganisation am Samstag, den 30. August in
Markneukirchen im Vogtland eine Jubiläumsveranstaltung zum 25. Jahrestag des
Raumflugs von Sigmund Jähn. Unter dem Motto "Raumfahrt - eine Zeitreise" werden
der Vorstandsvorsitzende des DLR, Professor Sigmar Wittig, und der ESA-Direktor
für bemannte Raumfahrt, Jörg Feustel-Büechl, im Beisein von Bundespräsident
Johannes Rau und der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard
Bulmahn, mehr als 1 000 geladene Gäste empfangen.
Die "Zeitreise" wird auch auf die vier Missionen zur russischen Raumstation
Mir unter Beteiligung europäischer Astronauten eingehen. Zwei davon
fanden im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem DLR und Rußland bei Mir 92
und Mir 97 statt, die beiden anderen im Rahmen der Zusammenarbeit
zwischen der ESA und Rußland bei Euromir 94 und Euromir 95.
Viele der an diesen Missionen beteiligten europäischen und russischen
Astronauten und Kosmonauten werden bei der Veranstaltung in Markneukirchen dabei
sein, darunter Sigmund Jähn, Eberhard Köllner (Jähns Ersatzmann für Sojus 31),
Valerij Bykowski (Sojus 31), Ulf Merbold (Spacelab 1, Spacelab IML-1
und Euromir 94), Ernst Messerschmid (Spacelab D-1), Klaus-Dietrich
Flade (Mir 92), Ulrich Walter (Spacelab D-2), Thomas Reiter und
Jurij Gidzenko (Euromir 95), Reinhold Ewald, Wassilij Zbliyew und Valerij
Korsun (Mir 97).
Einer der Höhepunkte wird eine Video-Liveschaltung zur Internationalen
Raumstation sein, in der die beiden derzeitigen Besatzungsmitglieder Jurij
Malenchenko (Rußland) und Edward Lu (USA) - die im Oktober Besuch vom spanischen
ESA-Astronauten Pedro Duque bekommen sollen - zum Publikum sprechen werden. Die
Veranstaltung wird von der ESA per Internet im "Streaming Video"-Modus auf der
ganzen Welt zu verfolgen sein.
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DLR,
Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt
ESA, Europäische Weltraumagentur |
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