3 Juno - ein
Asteroid mit Biss
von
Hans Zekl
für
astronews.com
14. August 2003
Mit modernster Technik und einem fast hundert Jahre alten Teleskop gelang es
einem Astronomenteam erstmals Strukturen auf dem Kleinplaneten Juno zu
fotografieren. Dabei stellte sich heraus, dass der Asteroid vor nicht allzu
langer Zeit eine heftige Kollision mit einem anderen Himmelskörper gehabt haben
muss.
So stellt sich ein Künstler den Asteroiden 3 Juno auf Grundlage
der neuen Beobachtungen (unten, in unterschiedlichen
Wellenlängen) vor. Bild/Fotos:
David A. Aguilar, Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics /
Sallie Baliunas et al.
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Im Sonnensystem kreisen tausende kleiner Planeten – Asteroiden oder auch
Planetoiden genannt – zwischen den großen Planeten Mars und Jupiter um die
Sonne. Der erste Kleinplanet wurde erst in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar
1801 von Guiseppe Piazzi (1746 bis 1826) entdeckt. Dieser Planetoid erhielt den
Namen der römischen Göttin der Feldfrüchte, Ceres. 1802 wurde der 2. Planetoid,
Pallas, und 1804 schließlich Juno als 3. Mitglied dieser Gruppe entdeckt.
Der größte unter ihnen, Ceres, hat einen Durchmesser von nur 933 km, Juno sogar
nur 246 Kilometer. Die meisten der bislang etwa 100.000 beobachteten
Kleinplaneten sind nur wenige Kilometer groß. Entsprechend klein erscheinen
selbst die größten Planetoiden in irdischen Teleskopen. Dennoch konnte kürzlich
die Astronomin Sallie Baliunas vom Harvard-Smithsonian Center for
Astrophysics und ihre Kollegen Einzelheiten auf Junos Oberfläche
fotografieren, als dieser in einem Abstand von etwa 15 Millionen Kilometern -
nach astronomischen Maßstäben nahe - an der Erde
vorüberflog.
Dazu benutzten sie das 2,50-Meter-Hooker-Teleskop
auf dem Mount Wilson mit einer adaptiven Optik. Diese Technik erlaubt es, den
negativen Einfluss der Luftunruhe auf die Bildqualität zu kompensieren, so dass
bei guten Bedingungen Bilder mit einer Auflösung wie mit Weltraumteleskopen
möglich sind. Mit diesem Fernrohr hatte schon Edwin Hubble in den 1920er Jahren
die Expansion des Weltalls entdeckt.
Die damit gewonnen Bilder zeigen einen zerbeulten Himmelskörper mit scharfen
Kanten. Als sich der Kleinplanet während der Beobachtung weiterdrehte, erschien
eine dunkle Struktur, als ob jemand ein Stück herausgebissen hätte. Die
Astronomen vermuten, dass Juno vor nicht allzu langer Zeit mit einem anderen
Himmelskörper zusammenstieß. Dabei blieb ein etwa 100 Kilometer durchmessender
Krater zurück.
"Ich sehe einen Asteroiden wie einen Garten - nicht einen mit Blumen und
Blättern, aber einen mit Geröll und Staub, das durch permanente Einschläge
aufgewühlt wird. Diese Gartenarbeit pulverisiert die Oberfläche des Asteroiden
zu feinkörnigem Regolith," erklärte Baliunas. "Der junge, große Einschlag auf
Juno gibt uns die Möglichkeit, unter die Schuttdecke zu sehen und das aus der
Tiefe nach oben beförderte Material zu studieren – ein seltener Blick auf das
Material aus dem die Erde erschaffen wurde."
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