Das
Geheimnis des blinzelnden Sterns
von Rainer Kayser
8. August 2003
Ein im
letzten Jahr entdeckter Stern mit einem ungewöhnlichen Verhalten könnte sich als
Glücksfall für die Astronomie erweisen: Der "blinzelnde" Stern, so ergaben jetzt
Recherchen in alten Bildarchiven, zeigt nämlich seine regelmäßigen
Verfinsterungen erst seit recht kurzer Zeit. KH 15D dürfte sich also in den
letzten Jahren dramatisch verändert haben.
Der "blinzelnde" Stern KH 15D (Markierung) in einer Aufnahme vom
1. Dezember 1951. Foto:
Josh Winn et al. / Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics |
Im vergangenen Jahr verkündeten amerikanische Astronomen die Entdeckung
eines seltsamen "blinzelnden Sterns": Alle 48 Tage verfinstert sich der
Stern KH 15D für rund 20 Tage. Jetzt gelang es einem Forscherteam um
Joshua Winn vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge
anhand von Archivdaten zu zeigen, dass KH 15D in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts noch nicht geblinzelt hat. Offenbar hat sich das Objekt
innerhalb von wenigen Jahrzehnten entscheidend verändert - ungewöhnlich
schnell also für astronomische Verhältnisse. Die Astronomen vermuten
nun, dass wir bei KH 15D Zeuge von rasanten Veränderungen in der
protoplanetarischen Scheibe um den Stern werden. Die Forscher
veröffentlichen ihre Analyse demnächst im Fachblatt The Astrophysical
Journal Letters.
"Es gibt nur wenige Beispiele, bei denen wir Astronomen Veränderungen an
einem Stern im Laufe eines menschlichen Lebens beobachten können",
erläutert Winn. "Wenn es sich tatsächlich um Veränderungen in der
protoplanetarischen Scheibe handelt, dann haben wir hier die einmalige
Möglichkeit, die Entstehung von Planeten auf extrem kurzen Zeitskalen zu
beobachten."
KH 15D befindet sich 2.400 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild
Einhorn. Der Stern ähnelt unserer Sonne, ist aber nur wenige Millionen
Jahre alt. Vermutlich ist er daher noch von einer dichten Scheibe aus
Gas und Staub umgeben, in der Planeten entstehen. Was genau die
Verfinsterung verursacht, ist den Astronomen noch nicht klar.
Möglicherweise hat ein neu entstandener Planet eine Art Welle in der
Scheibe ausgelöst, die sich nun regelmäßig vor den Stern schiebt.
Jüngste Beobachtungen deuten darauf hin, dass sich die Dauer der
Verfinsterung stetig verlängert.
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