EXTRASOLARE PLANETEN
CHEOPS soll
echte Bilder ferner Welten liefern
Redaktion
astronews.com
16. Juni 2003
Bislang ist
unser Wissen über extrasolare Planeten vor allem theoretischer Natur: Nur aus
dem Wackeln einer Sonne schließen die Astronomen auf die Existenz eines
umlaufenden Planeten - direkt beobachtet wurde bislang noch keiner. Nun soll in
einem Projekt ein Verfahren entwickelt werden, das die direkte Abbildung
Jupiter-ähnlicher extrasolarer Planeten von der Erde aus möglich machen könnte.
Wird es dank CHEOPS bald möglich sein, Jupiter-ähnliche Planeten
um ferne Sonne direkt zu beobachten? Hier ein künstlerische
Darstellung des
Systems um Gliese 876.
Bild:
NASA / G. Bacon |
Als erster Schritt wurde kürzlich ein Vertrag über die Durchführung einer
Machbarkeitsstudie zur direkten Abbildung extrasolarer Planeten von den
Teleskopen der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile aus vom
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg und der Europäischen
Südsternwarte in Garching unterzeichnet. Das MPIA führt hierzu ein europäisches
Konsortium, bestehend aus zehn Instituten aus Deutschland, Italien, der Schweiz,
Holland und Portugal an. Die Studie soll nachweisen, dass man nach
Jupiter-ähnlichen Riesenplaneten bei Sternen in der näheren Umgebung der Sonne
auch mit erdgebundenen Teleskopen erfolgreich suchen kann, und gleichzeitig das
Konzept für ein dafür geeignetes Instrument entwickeln. Die ESO plant, eines der
vier 8-Meter-Teleskope ihres Very Large Telescope in Chile ab dem Jahr
2008 mit einem derartigen Instrument auszurüsten.
Die Studie soll das Konzept für ein Beobachtungsinstrument entwickeln, mit
dem es möglich ist, echte Bilder von Jupiter-ähnlichen Planeten bis zu einer
Entfernung von etwa 50 Lichtjahren von der Erde aus aufzunehmen. Darüber hinaus
könnten Planeten auch in Systemen, die erheblich jünger sind als das
Sonnensystem, noch bis in eine Entfernung von etwa 300 Lichtjahren gefunden
werden. Doch mit dem Instrument sollen nicht nur die Planeten entdeckt, sondern
zugleich auch ihre Atmosphäre spektral und polariemetrisch klassifiziert werden.
Daher trägt das Projekt auch den Titel "CHarakterisierung Extrasolarer Planeten
durch Opto-infrarote Polarimetrie und Spektroskopie" abgekürzt CHEOPS.
Einen nahe zur Erde gelegenen, Jupiter-ähnlichen Planeten auf einer ebenfalls
Jupiter-ähnlichen Umlaufbahn um sein Zentralgestirn zu entdecken, wäre eine
wissenschaftliche Sensation: Damit würde erstmals ein Sternensystem gefunden,
welches tatsächlich große Ähnlichkeit mit unserem Sonnensystem aufweist, und das
für die weitere Suche nach vielleicht bewohnten erdähnlicher Planeten mit Hilfe
von Weltraummissionen wie DARWIN von der ESA und dem Terrestrial Planet
Finder der NASA von großer Bedeutung wäre.
Eine besondere technische Herausforderung ist die Überwindung der extrem
hohen Kontraste zwischen Stern und Planet (etwa 1:108) bei extrem kleinen
Abständen (weniger als eine Winkelsekunde). Dazu müssen eine Reihe innovativer
Techniken eingesetzt werden: Zunächst soll ein adaptives Optiksystem extrem
hoher Qualität die durch die Erdatmosphäre verursachten Bildverzerrungen
korrigieren. Damit können Bilder von bislang am Erdboden unerreichter Qualität
gewonnen werden. Auf diese Weise sollen bis zu 80 Prozent der Bildqualität eines
vergleichbaren Weltraumteleskops im Spektralbereich zwischen sichtbarem und
nahem Infrarotlicht erreicht werden. Dieser Teil des Instrumentes soll
wesentlich im Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg gebaut werden.
Doch diese Technik allein kann das Halo, also den Lichthof der hellen Sterne
nicht ausreichend unterdrücken, um das hundertmillionenfach schwächere Signal
eines Planeten zu entdecken. Daher wird CHEOPS sowohl ein Spektrometer, ein
Projekt des Observatoriums von Padua, als auch ein Polariemeter, das von der ETH
Zürich geliefert werden soll, im so genannten differentiellen Modus betreiben.
Hierbei werden die eintreffenden Photonen erst nach Wellenlänge oder
Polarisationszustand sortiert, bevor sie zu einem Bild aufaddiert werden. Da
sich Spektrum und Polarisation der Photonen deutlich unterscheiden, je nachdem
ob sie von der Sternen- oder der Planetenoberfläche stammen, kann auf diese
Weise ein Differenzbild erzeugt werden, das dann ein detektierbares
Planetensignal enthält.
Sind die technischen Schwierigkeiten einmal überwunden, hat ein
bodengebundenes Instrument bei der Suche nach extrasolaren Planeten viele
Vorteile: Dazu gehören vor allem die im Vergleich zu weltraumgestützten
Instrumenten wesentlich geringeren Kosten (im Falle von CHEOPS etwa 7 Millionen
Euro) und die sehr schnelle Machbarkeit. Hinzu kommt, dass am Erdboden nach wie
vor auch die deutlich größeren Teleskopspiegel zur Verfügung stehen.
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MPIA,
Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg
ESO, Europäische Südsternwarte |
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