STERNE
Möglicher
neuer Nachbar der Sonne entdeckt
von Stefan
Deiters
astronews.com
21. Mai 2003
Überraschend
haben amerikanische Astronomen einen neuen Nachbarstern unserer Sonne entdeckt:
Nach ersten Berechnungen befindet sich der rote Zwergstern SO2500.5+165258 in
nur 7,8 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Widder und wäre somit nach dem Alpha Centauri-System und Barnards Stern
unser drittnächster Nachbar.
Größenvergleich zwischen dem neu entdeckten Stern
SO25300.5+165258 (links) und unserer Sonne. Bild:
NASA / Walt Feimer |
"Die Entdeckung unseres neuen Nachbarn war wirklich eine angenehme
Überraschung, da wir gar nicht nach ihm gesucht hatten", erläutert Dr. Bonnard
Teegarden vom NASA Goddard Space Flight Center, der die Entdeckung
zusammen mit seinem Kollegen Dr. Steven Pravdo vom Jet Propulsion Laboratory
der NASA nun im Fachblatt Astrophysical Journal publiziert hat. Bestätigt
sich die erste Entfernungsbestimmung, ist SO25300.5+165258 mit einer Distanz von
7,8 Lichtjahren von der Erde unser drittnächster Nachbar - nach dem Alpha Centauri-System und Barnards Stern.
Im Vergleich zur Sonne ist unser neuer Nachbar allerdings winzig: Er verfügt
nur über sieben Prozent der Masse der Sonne und ist rund 300.000 Mal
leuchtschwächer. Sein schwaches Leuchten erklärt auch, warum der Stern - trotz
seiner relativen Nähe - bislang unentdeckt geblieben ist. "Wir haben den Stern
entdeckt, als wir gerade dabei waren, nach Weißen Zwergsternen zu suchen",
erläutert Teegarden die Geschichte der Entdeckung. Das Forscherteam versuchte
Weiße Zwerge, also heiße ausgebrannte Sterne, aufzuspüren, die sich mit
hoher Geschwindigkeit am Himmel bewegen, was man durch einen Vergleich von
Aufnahmen herausfinden kann, die zeitlich ein wenig auseinander liegen. Dazu
glichen die Forscher die Daten auch mit einer Datenbank der NASA ab, die zur
Suche nach erdnahen Asteroiden verwendet wird.
Als
SO25300.5+165258 entdeckt war, bestimmte man mit verschiedenen Methoden die
Entfernung des Sterns und nahm schließlich auch ein Spektrum des neuen Nachbarn
der Sonne auf: Dadurch ließ sich ermitteln, um was für einen Stern es sich hier
eigentlich handelt. Die Forscher ermittelten, dass sie es mit einem roten Zwerg
zu tun hatten, der in seinem Inneren Wasserstoff-Atome verbrennt.
SO25300.5+165258 scheint allerdings nur halb so leuchtkräftig zu sein, wie sein
Spektraltyp erwarten lässt. Erklärbar wäre dies etwa durch einen Fehler in der
Entfernungsbestimmung, da die Helligkeit, mit der ein Stern auf der Erde
beobachtet werden kann, von seiner Entfernung abhängt. Ist unsere neuer Nachbar
aber tatsächlich so nah wie ermittelt, könnte es sich um einen ungewöhnlichen
Vertreter seiner Art handeln, der einfach leuchtschwächer ist als die Norm.
Neue Messungen dazu werden derzeit gerade durchgeführt, so dass es bis
Jahresende Klarheit darüber geben sollte, ob SO25300.5+165258 tatsächlich ein
ganz naher Nachbar ist. Vielleicht gibt es sogar noch deutlich mehr
leuchtschwache Sterne in unsere Umgebung als
wir bislang glaubten: "Wir haben nur ein schmales Band am Himmel abgesucht", so
Teegarden, "es könnten also noch mehr leuchtschwache Sterne da draußen sein."
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