HUBBLE HERITAGE
Zwei Blasen und ein heißer Stern
von Stefan
Deiters
astronews.com
6. Dezember 2002
Das
Dezember-Bild des Hubble Heritage-Projekts blickt einmal wieder in die
Große Magellansche Wolke: Dort liegt der Reflexionsnebel N30B. Astronomen
machten sich dessen Eigenschaften zu Nutze, um mehr über den hellen Stern Henize
S22 zu erfahren, der auch auf dem Bild zu sehen ist.
Hubble-Aufnahme Reflexionsnebels N30B.
Foto:
NASA und das Hubble Heritage Team
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Reflexionsnebeln sind Objekte, die im wesentlichen aus Staub bestehen, der
das Licht von einem nahen Stern diffus reflektiert. Die beiden Blasen, die
Hubble beobachtet hat, tragen die Bezeichnung N30B und sind ein solcher
Reflexionsnebel. Sie liegen innerhalb des größeren Nebel DEM L 106, dessen
Filamente sich durch das gesamte Bild erstrecken. Dieser Nebel liegt in der
Großen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie unserer Milchstraße, die
rund 160.000 Lichtjahre von uns entfernt ist.
Bei dem hellen Stern am oberen Bildrand handelt es sich um Henize S22. Er
bringt die gesamte Region zum Leuchten. Zwischen Henize S22 und N30B liegen nur
25 Lichtjahre. Aus dem Nebel heraus betrachtet würde dieser Stern etwa 250
Mal heller erscheinen als die Venus an unserem Himmel.
Ein Astronomenteam hat sich den Reflexionsnebel N30B zu Nutze gemacht, um den
Stern Henize S22 genauer zu untersuchen: Indem sie Spektren an verschiedenen
Punkten des Nebels aufnehmen, erhalten sie quasi Spektren von Henize S22 aus
verschiedenen Blickwinkeln. Interessanterweise stellten die Forscher dabei fest,
dass sich die Spektren mit dem Blickwinkel verändern. Sie deuten dies als einen
Hinweis darauf, das Henize S22 von einer flachen Scheibe umgeben ist.
Der DEM-Katalog, aus dem sich der Name des größeren Nebels erklärt, stammt
aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Er enthält Objekte aus der Großen und
der Kleinen Magellanschen Wolke und geht auf die Astronomen Davies, Elliot und
Meaburn zurück. N30B wurde rund 20 Jahre früher vom Astronomen Henize entdeckt,
der später Astronaut bei der NASA wurde.
Das Bild basiert auf Daten, die mit Hubbles Wide Field Planetary
Camera 2 im Jahr 1998 und speziell für das Heritage-Projekt Ende des
letzten Jahres gemacht wurde.
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