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MARSMETEORITEN
Gab es doch Leben auf dem Mars?

von Hans Zekl
für astronews.com
9. August 2002

Gibt es im Marsmeteoriten ALH84001 Spuren primitiven Lebens oder sind die entdeckten Merkmale das Ergebnis nichtbiologischer Prozesse? Diese Frage beschäftigt Forscher nun schon seit mehr als fünf Jahren. Jetzt wurden von einem amerikanischen Team neue Belege für einen biologischen Ursprung der Spuren vorgelegt und damit neue Hinweise für urzeitliches primitives Leben auf dem roten Planeten.

ALH84001

Der Marsmeteorit ALH84001. Foto: NASA/ARC

Am 27. Dezember 1984 fand ein Team der National Science Foundation in der Antarktis einen fast zwei Kilogramm schweren Meteoriten: ALH84001. Ursprünglich wurde er als eine seltene Form eines Achondriten klassifiziert. Erst neun Jahre später fand man heraus, dass der Meteorit wegen der Isotopenverhältnisse des Sauerstoffs vom Mars stammen muss. Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Gestein des Meteoriten etwa ein Alter von rund 4,5 Milliarden Jahren besitzt und somit kurz nach der Entstehung des Planeten entstanden ist. Vor etwa 16 Millionen Jahren wurde er bei einer Kollision mit einem Planetoiden oder Kometen in den interplanetaren Raum geschleudert. Schließlich geriet er vor 13.000 Jahren in den Anziehungsbereich der Erde und ging in der Antarktis nieder.

1996 schließlich sorgte das Ergebnis einer Forschergruppe für weltweites Aufsehen: Die Wissenschaftler glaubten, in bestimmten Bereichen des Marsmeteoriten Anzeichen früherer biologischer Aktivität gefunden zu haben. Wenn sich dies bestätigen würde, wäre es ein Beweis für urzeitliches primitives Leben auf dem Mars. Da ist es nur verständlich, dass diese Befunde in der Fachwelt kontrovers diskutiert wurden. In einem Artikel in der Zeitschrift Applied and Environmental Microbiology legt eine Forschergruppe um die NASA-Astrobiologin Kathie L. Thomas-Keprta nun neue Belege für eine ehemals biologische Aktivität auf dem Mars vor.

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Danach wurde 25 Prozent des magnetischen Materials in dem Meteoriten durch Bakterien auf dem Mars erzeugt. Für diesen Nachweis verwendeten die Wissenschaftler sechs bestimmte physikalische Eigenschaften, die sie als eine biologische Signatur ansehen, also ein physikalisches beziehungsweise chemisches Lebenszeichen, das nicht durch zufällige Prozesse oder menschliche Einwirkung entstehen konnte.

Kernpunkt der Untersuchung war das Mineral Magnetit, das auch auf der Erde häufig vorkommt. Gewöhnlich entsteht es bei verschiedenen anorganischen Prozessen. Allerdings fand man 1975 heraus, dass es auch eine Gruppe von Bakterien gibt, die ebenfalls Magnetit mit ganz bestimmten Eigenschaften erzeugen. Magnetit erzeugenden Bakterien kommen in wässrigen Umgebungen vor. Eine bestimmte Gruppe von ihnen - MV-1 - bildet eine Kette von etwa zwölf wohlgeordneten Magnetit-Kristallen in ihren Zellen, die wie Kompasse wirken. Alle diese Bakterien stellen nur einen einzigen bestimmten Typ der Kristalle her, die etwa 30 - 120 Nanometer (Milliardstel Meter) groß sind. Außerdem sind sie chemisch rein und ohne Kristalldefekte.

"Keine nichtbiologische Magnetit-Population, die natürlich oder im Labor entstand, hat je unsere Kriterien für eine biologische Signatur erfüllt," erklärt Thomas-Keprta. "Das bedeutet das ein viertel der Magnetitkristalle, die in den Carbonaten des Marsmeteoriten ALH84001 enthalten sind, ein biologischen Einfluss benötigen, um ihre Gegenwart zu erklären." In früheren Untersuchungen fanden die Forscher schon heraus, dass etwa ein viertel der winzigen Magnetitkristallen in ALH84001 bemerkenswerte physikalische und chemische Ähnlichkeiten mit den von Bakterien gebildeten Magnetitpartikeln haben. Nun aber wurden zum ersten Mal sechs unterschiedliche Kriterien auf die Magnetitpartikel in dem Meteoriten angewendet.

Die Tatsache, dass die Daten der Raumsonde Mars Global Surveyor zeigen, dass auch der Mars früher ein Magnetfeld besaß, passt zu der Annahme, dass es auf ihm Bakterien gab, die magnetische Materialien erzeugen konnten. Gruppenmitglied Simon Clemett meint: "Unsere beste Arbeitshypothese ist die, dass der frühe Mars die Entwicklung von Bakterien ermöglichte, die mehrere Eigenschaften mit den Magnetit bildenden Bakterien auf der Erde gemeinsam hatten, insbesondere mit der MV-1-Gruppe."

Im Juni wurde Ergebnisse der Sonde Mars Odyssey veröffentlicht, die zeigen, dass sich unter der Oberfläche des Mars Wassereis befinden könnte. Diese Eigenschaft in Verbindung mit der an Kohlendioxid reichen Atmosphäre könnte die notwendigen Voraussetzungen geschaffen haben, dass sich Mikroben ähnlich den fossilen Überresten in ALH84001 entwickelten. "Wir glauben, diese neue Untersuchung zeigt, dass die Magnetite in ALH84001 am Besten als eine Mischung aus biologischen und anorganischen Prozessen erklärt werden können, die auf dem frühen Mars aktiv waren", so Thomas-Keprta.

Links im WWW
Astromaterials Research and Exploration Science
siehe auch
Marsmeteoriten: Neue Hinweise auf primitives Leben - 14. Dezember 2000
Mission Mars - Die Erforschung des roten Planeten
AstroLinks: Mars
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