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ESA
Wieder im Bett für die Raumfahrt
Redaktion
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16. April 2002

Bei der ESA wird wieder im Bett gelegen: Seit Ende März läuft die zweite Runde einer dreimonatigen Versuchsreihe, bei der Testpersonen strenge Bettruhe einhalten müssen. Das soll, so die Hoffnung von Raumfahrtmedizinern, die Auswirkungen von Schwerelosigkeit im All simulieren und Gegenmaßnahmen entwickeln helfen.



Im Herbst 2001 lief die erste Phase des Bettruhe-Experimentes der ESA. Foto: ESA

Lange Aufenthalte in der Schwerelosigkeit haben beträchtliche Auswirkungen auf den Organismus von Astronauten, in erster Linie Veränderungen in Knochen und Muskeln. Um den Anforderungen langer Einsätze auf der Internationalen Raumstation (ISS) gerecht zu werden, arbeiten die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und die Raumfahrtagenturen Frankreichs (CNES) und Japans (NASDA) auf der Erde an der Entwicklung so genannter "Gegenmaßnahmen". Diese werden in Versuchsreihen an gesunden Testpersonen erprobt, in denen die Schwerelosigkeit durch eine dreimonatige strenge Bettruhe mit dem Kopf in 6 Grad Tieflage simuliert wird. Eine solche Studie wird derzeit in der "Raumfahrtklinik" im französischen Toulouse durchgeführt.

Ihr erster Abschnitt fand von August bis Dezember vergangenen Jahres mit 14 Freiwilligen statt, die allesamt bis zum Ende durchgehalten haben. Ihre medizinischen Nachuntersuchungen im Januar und im März haben gezeigt, dass sie wohlauf sind. Der zweite Abschnitt, für den 11 Bewerber ausgewählt wurden, begann am 22. März und wird bis zum 27. Juli dauern. Auch hier sind eine zweiwöchige Vorbereitungsphase, die dreimonatige Bettruhe und anschließend eine zweiwöchige Erholungsphase vorgesehen.

Diese Untersuchung unter Verwendung des Bettruhemodells ist die erste dieser Komplexität und Dauer, die in Europa durchgeführt wird. Während ihres Verlaufs werden auch das Herz-Kreislauf-System, die neuro-endokrine Regulierung der Urinerzeugung, das psychologische Verhalten und Veränderungen des Schlaf-Wach-Zyklus untersucht. Sie soll der Medizin zu einem besseren Verständnis der schädlichen Auswirkungen von unfall- oder krankheitsbedingter längerer Bettruhe auf Knochen und Muskeln und zu Erkenntnissen über mögliche Gegenmaßnahmen verhelfen. Auch ist die Erprobung neuer Techniken wie beispielsweise die Messung der Bewegungen des Patienten durch Spezialmatratzen vorgesehen, die für die Verhütung von Wundliegen und die Überwachung von Schlafstörungen äußerst vielversprechend sind.

Die Experimente wurden von europäischen Wissenschaftlern auf eine Bekanntmachung der ESA hin sowie von NASDA-Wissenschaftlern für knochenphysiologische Forschung vorgeschlagen. Zehn wissenschaftliche Gruppen mit insgesamt rund 80 Forschern sind an ihnen beteiligt.

Wie während des ersten Abschnitts müssen sich die Testpersonen zahlreichen Untersuchungen wie Belastungstests, Messungen der Knochendichte, Magnetresonanzaufnahmen und Muskelbiopsien unterziehen. Ferner sollen eingehende histologische, biochemische und biologische Analysen Klarheit über die Reaktion der Körperzellen und Moleküle auf die neuen Lebensbedingungen bringen. Im Anschluss an die Studie werden die Testpersonen nach 45 Tagen, drei Monaten, sechs Monaten und einem Jahr gezielten ärztlichen Kontrolluntersuchungen unterzogen. Nachuntersuchungen finden über einen Zeitraum von insgesamt drei Jahren statt.

In ihrer Freizeit können die Testpersonen lesen, fernsehen und Computer benutzen. Auch während der im Bett servierten Mahlzeiten dürfen sie den Oberkörper nicht aufrichten. Sie können regelmäßig mit ihren Familienangehörigen und Freunden telefonieren, haben aber sonst während der drei Monate keinen direkten Kontakt zur Außenwelt.

Um zu schlüssigen wissenschaftlichen Ergebnissen zu gelangen, wurde auch diesmal beschlossen, eine möglichst homogene Gruppe zu bilden. Aus diesem Grund wurden nur männliche Kandidaten im Alter von 25 bis 45 Jahren in Betracht gezogen. Die aus insgesamt 450 Bewerbern letztlich ausgewählten 11 Versuchspersonen - 10 Franzosen und ein Belgier - sind zwischen 26 und 35 Jahre alt. Unter ihnen befinden sich sowohl Manager als auch IT- und Mobilfunktechniker, ein Biochemiestudent, ein Musiker und der Geschäftsführer eines Restaurants.

Für die Auswahl der Kandidaten und die Durchführung der Studie ist ein Team aus medizinischen und psychologischen Sachverständigen des französischen Instituts für Raumfahrtmedizin und -psychologie (MEDES) verantwortlich. Das in Toulouse ansässige Institut hat über zehn Jahre Erfahrung in der Abwicklung von Bettruheexperimenten. Seit 1996 haben Mitarbeiter der "Raumfahrtklinik" an sechs verschiedenen Bettruhestudien teilgenommen.

Links im WWW
ESA, Hompage der ESA
siehe auch
ESA: Bettruhe soll Schwerelosigkeit simulieren - 4. September 2001
Leben im All: Im Bett für die Forschung - 25. Juli 2001
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