EUVE
Unkontrollierter Absturz steht bevor
von Stefan
Deiters
astronews.com
30. Januar 2002
Am NASA Goddard Space Flight Center ist man sich
sicher: Irgendwann im Laufe des morgigen Tages wird der Extreme
Ultraviolet Explorer (EUVE) in die Erdatmosphäre eintreten. Die
genaue Absturzstelle lässt sich erst 12 Stunden vor dem Aufschlag berechnen.
Beeinflussen kann man die Region nicht, da die Sonde über keine
eigenen Triebwerke verfügt.
Der Extreme Ultraviolet Explorer der NASA.
Bild: NASA |
Gestern befand sich der drei Tonnen schwere Extreme
Ultraviolet Explorer (EUVE) in einem 200 Kilometer hohen Orbit
um die Erde und verlor pro Tag etwa 25 Kilometer an Höhe. Die
Flugingenieure erwarten, dass die Trümmer der Sonde in einem
Korridor von etwa 800 bis 1000 Kilometern niedergehen werden. "Die
Wahrscheinlichkeit, dass einige Teile des EUVE, die den
Wiedereintritt in die Erdatmosphäre überstehen, in ein bewohnetes
Gebiet fallen und jemanden verletzten ist allerdings sehr gering",
so Ronald E. Mahmot vom Goddard Space Flight Center der NASA.
"Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass sie ins Meer stürzen oder ohne
Schaden anzurichten in unbewohntes Gebiet."
Im Gegensatz zum Compton Gamma Ray Observatory, das die NASA vor
rund eineinhalb Jahren sicher und kontrolliert zum Absturz brachte,
verfügt EUVE nicht über eigene Triebwerke, so dass das Flugteam den
Wiedereintritt der Sonde in die Erdatmosphäre nicht beeinflussen
kann. Der größte Teil des Raumschiffs dürfte in der Erdatmosphäre
verglühen. Berechnungen haben allerdings ergeben, dass einige bis zu
über 40 Kilogramm schwere Teile die Erdoberfläche erreichen könnten.
Nach Ansicht der NASA-Experten wird EUVE ab einer Höhe von 80
Kilometern auseinanderbrechen. Dann bleiben noch vier oder fünf
Orbits von jeweils 90 Minuten, bevor die Sonde in die Atmosphäre
eintaucht. Die genaue Absturzstelle wird erst etwa 12 Stunden vor
dem Auftreffen auf der Erde feststehen. Diese könnte im gesamten
Gebiet liegen, dass durch den Orbit der Sonde überdeckt wird: Der
nördlichste Punkt ist Orlando in Florida, der südlichste Brisbane in
Australien.
EUVE wurde am 7. Juni 1992 gestartet und hat bis Januar 2001
funktioniert. Ursprünglich war lediglich eine Missionsdauer von drei
Jahren vorgesehen gewesen. Die Sonde erlaubte den Wissenschaftlern
einen neuen und faszinierenden Blick ins Universum, in dem es
Beobachtungen im extremen ultravioletten Bereich des Spektrums
machte. Manche sagten voraus, dass EUVE lediglich etwa 24 relativ
nahe Objekte würde beobachten können. In Wirklichkeit untersuchte
die Sonde jedoch über 1000 Quellen, wovon auch einige außerhalb
unserer Galaxie lagen.
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