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MOND
Die Geheimnisse des Erdtrabanten
Redaktion
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14. Januar 2002

32 Jahre nach der ersten Landung von Menschen auf dem Mond birgt der Erdtrabant immer noch so manches Geheimnis. Beleg dafür ist die dreitägige Konferenz in Berlin, auf der rund 70 Wissenschaftler über die neusten Forschungsergebnisse über den Mond diskutieren und neue Missionen beraten. 

Mond
Birgt noch manches Geheimnis: der Erdmond. Foto: NSSDC/NASA

Die erste bemannte Landung auf dem Mond liegt mehr als 32 Jahre zurück, und dennoch ist der Mond für irdische Wissenschaftler in vielerlei Hinsicht immer noch ein Rätsel. Wichtige Fragen sind nämlich nach wie vor unbeantwortet: Ist der Mond wirklich nur ein Teilstück unseres Heimatplaneten, der bei einer Kollision mit einem anderen Himmelskörper herausgerissen wurde? Hat sich neben Kruste und Mantel auch ein Kern gebildet, wie in der Erde? Warum sind die Unterschiede in einigen Elementhäufigkeiten - wie beispielsweise dem Eisen - so deutlich? Wann setzte der Vulkanismus ein, wann endete er? Welche Bewandtnis hat es mit einer auffälligen, ringförmigen Konzentration radioaktiver Elemente auf der Mondvorderseite? Welche ist die wahre Ursache für die auf der Mondrückseite fast doppelt so mächtige Geisteinskruste? Wie sicher ist das Vorhandensein von Eis in den tiefen Kratern an Nord- und Südpol?

Diese und andere Fragen stehen im Mittelpunkt der internationalen Tagung "New Views of the Moon, Europe", die vom 14. bis 16. Januar im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin-Adlershof stattfindet. Dort werden etwa 70 Wissenschaftler über jüngere Forschungsergebnisse des vergangenen Jahrzehnts diskutieren und erörtern, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind. Viele Erkenntnisse der Mondwissenschaft sind schließlich auch für die Deutung von Prozessen in der Frühgeschichte unseres Heimatplaneten Erde bedeutend. Ferner geht es bei dieser Konferenz auch um die Ausrichtung von zukünftigen Forschungsaktivitäten.

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Für die Wissenschaft ist der Erdtrabant nach wie vor Gegenstand intensiver Forschungstätigkeiten, denn auch 30 Jahre nach den sechs bemannten Apollo-Mondlandungen dauert die wissenschaftliche Auswertung von knapp 400 Kilogramm zur Erde gebrachtem Mondgestein noch an. Es liefert wertvolle Informationen über die thermische Frühgeschichte des Mondes, seine geochemische und mineralogische Entwicklung und der chronologischen Abfolge verschiedener geologischer Prozesse. Einhergehend mit Altersbestimmungen der Mondoberfläche auf der Basis von statistischen Erhebungen der Einschlagskrater- Häufigkeiten konnten beispielsweise DLR-Wissenschaftler Auftreten und Häufigkeit von Vulkanausbrüchen in den ersten drei Milliarden Jahren der Mondgeschichte eingrenzen.

Durch moderne Technologien auf unbemannten Raumsonden wurden im letzten Jahrzehnt der Wissenschaft neue, wichtige Daten und Fakten geliefert. Sicherlich die spektakulärste jüngere Entdeckung war der Nachweis von Wassereis-Vorkommen in den von immerwährendem Schatten verdunkelten Abhängen einiger Krater an Nord- und Südpol, der anhand von Daten eines Neutronenspektrometers an Bord der US-Raumsonde Lunar Prospector im Jahr 1998 geführt werden konnte. Wahrscheinlich rührt dieses Wasser von Kometen her, die im Laufe der Milliarden Jahre auf die exponierte Mondoberfläche einstürzten; das geschätzte Volumen könnte sich auf mehrere Milliarden Kubikmeter belaufen, genug also, um zukünftigen permanenten Besiedlungen als begrenzte Ressource zur Verfügung zu stehen.

Die NASA-Raumsonde Galileo lieferte auf ihrem Weg zum Jupiter während ihrer beiden nahen Vorbeiflüge am Mond 1990 und 1992 die ersten so genannten Multispektraldaten in Wellenlängen des sichtbaren und nahen Infrarotlichts von der erdabgewandten Seite des Trabanten, womit Aussagen zur mineralogischen Beschaffenheit der Mondoberfläche getroffen werden konnten. Damit konnte die Theorie untermauert werden, dass sich nach weniger als hundert Millionen Jahren eine erste solide Mondkruste auf einem global geschmolzenen, glühenden Ozean, einer ""Ursuppe" aus kalziumreichen Feldspatmineralien bildete.

Galileo und insbesondere die US-Raumsonde Clementine lieferten auch die ersten zusammenhängenden, multispektralen Bilddatensätze des zweitgrößten Einschlagbeckens unseres Sonnensystems, des South-Pole Aitken-Beckens in der südlichen, der Erde abgewandten Mondhemisphäre. Dieses vier Milliarden Jahre alte Überbleibsel einer gewaltigen kosmischen Katastrophe weist einen Durchmesser von über zweieinhalbtausend Kilometern auf. Dieser Impakt durchschlug die mehrere Kilometer mächtige Mondkruste, löste aber zur Überraschung der Wissenschaftler kaum Vulkanismus aus - die Gründe hierfür sind weitgehend ungeklärt.

Bei der Berliner Mond-Tagung werden Wissenschaftler die Bedeutung dieser und zahlreicher weiterer Erkenntnisse intensiv diskutieren. Im Vordergrund steht dabei die Frage, was die jüngeren Ergebnisse für die gegenwärtig gültigen Modelle zur Entstehung des Mondes, seiner Frühgeschichte oder seiner thermischen Entwicklung bedeuten. Auch wird die Wichtigkeit einzelner Ergebnissen für die frühgeschichtliche Entwicklung unserer Erde erörtert werden.

Schließlich werden zahlreiche Wissenschaftler ihre geplanten Experimente für Mondmissionen vorstellen. Hierbei sind insbesondere zu nennen die für 2003 geplante Mission SMART- 1 der europäischen Weltraumbehörde ESA sowie die beiden japanischen Missionen Lunar-A und SELENE (2002 bzw. 2003). Auch wenn der Mond zur Zeit nur von wissenschaftlichem Interesse ist, so ist dennoch vorstellbar, dass er einst das Ziel von kommerziellem Abbau seltener Bodenschätze wie beispielsweise dem Leichtwerkstoff Titan, oder aber eines Heliumisotops zur "sauberen" Energiegewinnung mittels Kernfusion sein wird oder gar der Ort permanenter menschlicher Besiedlungen sein könnte. Denn schließlich ist der ständig um uns kreisende Begleiter "nur" knapp vierhunderttausend Kilometer entfernt – verglichen mit allen anderen Himmelskörpern geradezu ein kosmischer Katzensprung.

siehe auch

AstroLinks: Mond

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