SONNE
Gaswolken als
Geisterfahrer
von Rainer Kayser
23. November 2001
Beobachtungen des Sonnenobservatoriums SOHO haben zu einer
überraschenden Entdeckung geführt: Gaswolken strömen nicht nur von der
Sonne weg, sondern auch auf sie zu. Ursache für diese solaren
Geisterfahrer ist nach Ansicht der Forscher das Magnetfeld unseres
Zentralgestirns.
Eine Gaswolke auf dem Weg zur Sonne.
Foto:
ESA, NASA, SOHO/LASCO |
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Entgegen den bisherigen Vorstellungen der Sonnenforscher kann Gas nicht
nur von der Sonne weg, sondern auch zur Sonne hin strömen. Das zeigen Aufnahmen
der europäisch-amerikanischen Sonnensonde SOHO aus den letzten Jahren. "Ich war
geschockt, als ich diese Filme das erste Mal gesehen habe", gesteht Bernhard
Fleck von der Europäischen Weltraumbehörde ESA. "Vor dieser Entdeckung wären wir
nie auf die Idee gekommen, dass Gas in die falsche Richtung strömen kann!"
Normalerweise strömt das Gas mit einer Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro
Sekunde von der Sonne weg. Die Aufnahmen von SOHO zeigen nun jedoch, dass sich
in Entfernungen von bis zu 2,7 Millionen Kilometern von der Sonnenoberfläche
durch den Einfluss der Magnetfelder des Zentralgestirns plötzlich Gasmassen in
die entgegengesetzte Richtung bewegen können. Mit Geschwindigkeiten von 50 bis
100 Kilometern pro Sekunde fällt das Gas dann auf die Sonne zu.
Die
Geschwindigkeiten der Gasströme zeigen nach Ansicht der Forscher, dass die
Strömungen durch Magnetfelder gesteuert werden. In einer Höhe von 700.000
Kilometern kommt der Einfall zumeist zum Stillstand, abgebremst durch den nach
außen drückenden Sonnenwind.
"Anhand dieser Bewegungen müssen wir nun versuchen zu lernen, wie die Sonne ihr
Magnetfeld reguliert, dass mit den Gasströmen verknüpft ist", erklärt Bernhard
Fleck. Die genaue Kenntnis dieser Vorgänge ist wichtig, um das so genannte
Weltraum-Wetter vorherzusagen, Veränderungen der irdischen Magnetosphäre durch
den Teilchenstrom von der Sonne.
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