CHANDRA
Wo
lebenswichtige Elemente entstehen
von
Dominik Hezel
für astronews.com
29. Oktober 2001
Mit Hilfe des Chandra-Röntgenteleskops
untersuchten Astronomen die Überreste einer Supernova-Explosion, in denen sie
einen besonders hohen Anteil von Sauerstoff nachweisen konnten. Diese seltene
Art von Supernova-Überrest ist für die Wissenschaft von besonderem Interesse, da
hier die Elemente entstehen, aus denen sich Planeten oder auch Lebewesen bilden.
Chandra-Aufnahme des Supernova-Überrestes G292.0+1.8. Bild:
NASA/CXC/ Rutgers/J. Hughes et al. |
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Während
Sterne den größten Teils ihres nuklearen Lebens relativ geruhsam Wasserstoff zu
Helium verbrennen, wird es gegen Ende durchaus turbulent: So kann sich beispielsweise ein Stern mit der vielfachen Masse unserer Sonne
in der letzten Phase zu einem gewaltigen, so genannten Roten
Riesenstern aufblähen, der oft einen größeren Durchmesser besitzt als die Distanz
zwischen Sonne und Erde. Reicht die Energieproduktion im Zentrum jedoch nicht
mehr aus, um den Stern zu stabilisieren, kollabiert der Kern des Riesensterns
und er explodiert in einer Supernova.
Die Reste solcher Supernova-Explosionen,
wie etwa der bekannte Crab-Nebel oder der Vela-Pulsar, sind ein dankbares
Beobachtungsobjekt für Röntgenteleskope. In der Ausgabe der Fachzeitschrift Astrophysical Journal vom 1. Oktober
2001 berichten John P. Hughes und seine Kollegen von den Ergebnissen der
Chandra-Beobachtung des 1.600 Jahre
jungen Supernova-Überrestes G202.0+1.8. In den Resten dieser Supernova spürten die
Forscher ungewöhnlich hohe Konzentrationen von
Sauerstoff, aber auch Silizium, Magnesium und weiteren Elementen auf, die
allesamt auch in großen Mengen in unserem Sonnensystem vorkommen. Damit
gehört G202.0+1.8 zu einer seltenen Gruppe sauerstoffreicher
Supernova-Überreste, von denen in unserer Milchstraße bislang nur zwei weitere
bekannt sind.
"Dieser Fund ist sehr wichtig, da er uns erlaubt, eine direkte Verbindung
zwischen diesem jungen, sauerstoffreichen Supernova-Überrest und dem Kollaps
eines massereichen Sterns herzustellen," beurteilt Hughes die
Beobachtung. Dass Pulsare, also sich schnell drehende Neutronensterne, die -
ähnlich einem Leuchtfeuer - gebündeltes Strahlen ins All schicken, durch eine
Supernova-Explosion entstehen, war Astronomen schon länger bekannt. Unklar war
allerdings, wie der Vorgänger-Stern beschaffen sein muss, damit ein Pulsar
entstehen kann. Die Ergebnisse der Chandra-Beobachtungen könnten hier
wichtige Informationen liefern.
Das Chandra-Bild zeigt die sich schnell ausbreitende Hülle aus mehreren
Millionen Grad heißem Gas, die einen Durchmesser von 36 Lichtjahren hat. Überall
auf dem Bild sind bläuliche Knoten zu sehen. Sie stehen für Regionen, die viel
Sauerstoff, Neon und Magnesium enthalten, das tief im Inneren des massereichen
Sterns entstanden ist und durch die Supenova-Explosion ins All geschleudert
wurde. Die weißlichen und gelblichen Regionen an anderer Stellen stehen für eine
Elementzusammensetzung, die mehr dem Standardbild entspricht und nicht weiter
mit schweren Elementen angereichert ist. Dabei könnte es sich entweder um
Material handeln, dass von dem Stern vor der Explosion ins All abgestoßen wurde
oder aber um Material, was an dieser Stelle schon vorhanden war.
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