Die niederländische MirCorp hatte sich bei ihrer Gründung die
Vermarktung der russischen Raumstation Mir auf die Fahnen
geschrieben. Doch trotz des Endes der Mirs gehen die Geschäfte bei
den Niederländern weiter: Jetzt plant die Firma die erste private
Raumstation, auf der drei Besucher bis zu 20 Tage im All verbringen
können.
So könnte die Mini Station 1 der MirCorp einmal aussehen.
Foto: MirCorp |
Die MirCorp hatte sich bislang vor allem durch eines einen Namen
gemacht: Trotz der begonnenen Vermarktung der alterschwachen russischen
Raumstation Mir konnte sie das Ende der Stolzes der russischen
Raumfahrt nicht verhindern. Was von den Vermarktungsbemühungen
übrig blieb, war ein amerikanischer Weltraumtourist, der bei der
MirCorp einen Aufenthalt auf der Mir gebucht hatte (astronews.com
berichtete) und der schließlich in diesem Jahr in einer von viel
Presserummel begleiteten Aktion einige Tage auf der Internationalen
Raumstation ISS verbrachte.
Gestern nun verkündete die MirCorp den Abschluss einer
"historischen Vereinbarung" mit der russischen Weltraumagentur und dem
russischen Weltraumtechnikunternehmen RSC Energia über Design,
Entwicklung, Start und Betrieb der ersten privaten Raumstation. Die
Station, derzeit Mini Station 1 genannt, soll drei Besucher bis zu
zwanzig Tage lang beherbergen können und eine Lebenszeit von über 15
Jahren haben. Die Versorgung wird über bemannte Soyuz-Raumschiffe
und unbemannte Progress-Raumfrachter erfolgen. Die Aufnahme des
kommerziellen Betriebs ist bereits für 2004 geplant.
"Die Unterzeichnung der Vereinbarung über MirCorps Mini Station 1
stellt den Startschuss für die Entwicklung der ersten kommerziellen
Weltrauminfrastruktur da und eröffnet Möglichkeiten für Flüge
zu einem Ziel, das vollständig aus privater Hand finanziert wurde",
erläutert Jeffrey Manber, Präsident der MirCorp. "Dabei reicht es
nicht, einfach Menschen ins All zu befördern. Man muss auch dafür sorgen,
dass sie an einen Ort kommen, wo der kommerzielle Besucher die höchste
Priorität genießt und keinen Störfaktor darstellt."
Der kommerzielle Außenposten der Erde soll - wenn die Regierung
zustimmt - von Rußland entwickelt werden und somit auf die jahrzehnetlange
russische Erfahrung zurückgreifen können. Federführend wird dabei RSC Energia
sein, die auch Anteilseigner der MirCorp ist. Zur Zeit ist man
gerade dabei festzulegen, wie genau die Mini Station 1 auszusehen
hat. Bis der erste Tourist dorthin fliegen kann, will MirCorp versuchen, weiterhin zahlende Besucher zur Internationalen Raumstation ISS zu
schicken. "Wir verstehen aber, dass die ISS in erster Linie der
Wissenschaft dienen soll und vielen Regierungen gehört", so
MirCorp-Vizepräsident Gert Weyers. "Wir haben aber gezeigt, dass es einen Markt für
eine andere Art von Kundschaft gibt, sei es nun ein Tourist, ein
kommerzieller Wissenschaftler, ein Filmmacher oder jemand anderes, dessen
Traum es schon immer war, einmal ins All zu reisen. Mit der Mini
Station 1 können wir diese Bedürfnisse befriedigen."
Nach dem aktuellen Planungen könnten die russischen Soyuz-Raumschiffe beide
Stationen anfliegen: Nach einem Besuch bei der Mini Station würden sie zur
ISS fliegen, wo das Soyuz-Raumschiff gegen das an der ISS
angedockte Raumschiff ausgewechselt wird, so dass immer das neuste
Raumschiff als Rettungsboot für die ISS zur Verfügung steht. So könnte,
meint man bei MirCorp,
Russland - trotz des kommerziellen Engagement - seine Verpflichtungen zur
Unterstützung der ISS erfüllen und auch die anderen ISS-Partner würden
profitieren.