Nach Ansicht von Astronomen der Universität von Colorado in
Boulder handelt es sich bei Braunen Zwergen um Ausgestoßene: Sie
entstanden in Mehrfachstern-Systemen und wurden ins All
hinausgeschleudert, bevor sie genug Material aufgesammelt hatten, um das
nukleare Feuer zu zünden. Somit müssen zur Entstehung von Braunen Zwergen
keine besonderen Bedingungen herrschen.
Für Bo Reipurth, Professor am Center for Astrophysics and Space
Astronomy der Universität von Colorado in Boulder geht es bei der
Geburt von Sternen ähnlich zu, wie im Tierreich: Die meisten neugeborenen
Sterne bilden sich in Mehrfach-Systemen von zwei, drei oder mehr Sternen.
Und ganz wie die Jungtiere eines Wurfs um die Milch der Mutter wetteifern,
kämpfen die Jungsterne um das im Geburtsnebel vorhandene Gas, durch das
sie weiter wachsen können.
"Was wir vorschlagen ist, dass zur Bildung von Braunen Zwergen
keinerlei besondere Bedingungen notwendig sind", so Reipurth. "Viele
Sterne in unserer Milchstraße haben ihr Leben entweder als
Doppelsternsystem oder gar als Mehrfachsternsystem begonnen und schon kurz
nach ihrer Entstehung fängt ein heftiger Streit der stellaren Embryos um
das zur Verfügung stehende Gas an." In diesen jungen Mehrfachsystemen
würden sich die massereicheren Sternenbaby mehr im Zentrum der Wolke
aufhalten, aus der die Sterne entstanden sind und könnten so deutlich mehr
Material aufsammeln als die massearmen Vertreter. "Die kleineren und
schwächeren Sterne bewegen sich außerhalb des zentralen Weideplatzes und
wachsen erheblich langsamer."
"Faszinierend ist, dass Simulationen zeigen, dass die gravitativen
Wechselwirkungen in solchen Systemen immer dafür sorgen, dass die
leichtesten Mitglieder der kleinen Gruppe hinausgeschleudert werden", so
Reipurth. Manchmal würden sie in einen ausgedehnten Orbit um die anderen
Sterne ihrer Geburtsgruppe geschickt, aber wesentlich häufiger aus dem
System hinausgeschleudert werden. "Obwohl wir das Endergebnis kennen,
können wir nicht genau vorhersagen, wann der Hinauswurf erfolgen wird. Der
Zufall spielt also noch eine Rolle." Nach 50.000 bis 100.000 Jahren haben
aber die meisten dieser Mehrfachsysteme ihren endgültigen Zustand erreicht
und sind zu Doppelsternsystemen oder kleineren Mehrfachsystemen geworden.
Sterne benötigen ungefähr mindestens acht Prozent der Masse unserer
Sonne, um ihr nukleares Brennen zu zünden. "Wenn sie diese Masse nicht
erreichen, zünden sie auch nicht und wenn solche stellaren Embryos
ausgestoßen werden, bevor sie die notwendige Masse erreicht haben, enden
sie als Brauner Zwerg. Mit etwas mehr Glück hätte ein Brauner Zwerg
vielleicht ein normaler Stern werden können", so Reipurth.
Doppelsternsysteme sind in der Milchstraße relativ häufig, doch fand man
überraschender Weise sehr selten Braune Zwerge als dichten Partner in
einem solchen System. "Unser Modell kann das nun erklären, da ein
stellarer Embryo in der Nähe eines Sterns, der es zum richtigen Stern
geschafft hat, sehr wahrscheinlich auch genug Materie aufsammeln konnte,
um ein richtiger Stern zu werden."
In die Theorie passt, dass man viele Mehrfachsysteme entdeckt hat, in
denen sich ein Brauner Zwerg im großen Abstand zu anderen Sterne befindet.
Dieser wurde schlicht nicht heftig genug weggeschleudert und konnte im
System bleiben. Die derzeit heiß diskutierte Frage, ob es sich bei manchen
Riesenplaneten, die um ferne Sonnen entdeckt wurden schlicht um Braune
Zwerge handeln könnte beantwort Reipurth mit einem klaren Nein. "Auch wenn
Braune Zwerge es nicht schaffen, ein normaler Stern zu werden, bilden sie
sich doch wie Sterne und gänzlich anders als Planeten."