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EXTRASOLARE PLANETEN
Astronomen bezweifeln Planetenfunde
von Stefan Deiters
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30. Oktober 2000

Nach den vielen Planetenfunden der letzten Wochen regen sich bei manchen Astronomen erste Zweifel: Wissenschaftler der Universität im amerikanischen Pittsburgh glauben sogar, dass es sich bei mehr als der Hälfte der in letzter Zeit aufgespürten Planeten in Wirklichkeit um Braune Zwerge handelt. Das Problem, so die Forscher, sei die Ungenauigkeit der angewandten Methode zum Finden der fernen Welten.

Die noch als vorläufig deklarierte Studie weist darauf hin, dass die extrasolaren Planeten aus Messungen der Radialgeschwindigkeit des jeweiligen Zentralgestirns gefolgert werden. Dabei versuchen die Astronomen aus dem Wackeln, das ein umlaufender Planet bei seiner Sonne verursacht, auf den Planeten selbst zu schließen. Die Bestimmung der Masse des umlaufenden Objektes sei dabei, so die Pittsburgher Forscher, extrem schwierig, so dass es oft kaum möglich ist, zwischen einem Planeten zu unterscheiden, bei dem wir das System von der Seite sehen oder einem umlaufenden Braunen Zwerg, bei dem wir direkt auf die Bahnebene schauen.

Mit Hilfe von Daten des europäischen Astrometrie-Satelliten Hipparcos und von weiteren Geschwindigkeitsdaten versuchten die Forscher herauszufinden, mit welchem Blickwinkel wir die entfernten Systeme betrachten und machten eine erstaunliche Entdeckung: "Wir haben festgestellt, dass die Orbits der Systeme eine sehr kleine Inklination haben, wir als Beobachter also direkt auf die Bahnebene schauen", erläutert David C. Black vom Lunar and Planetary Institute. "Das widerspricht aber der Annahme in den Radialgeschwindigkeitsstudien, dass dieser Blickwinkel zufällig verteilt ist. Es könnte also sein, dass Systeme, in denen massearme Begleiter entdeckt wurden, bevorzugt kleine Inklinationswinkel haben."

Ein weiteres Problem, so die Forscher, sei der Begriff Planet: Um sicher zu sein, dass ein Planet ein Planet ist, müsste man Informationen über seine Entstehungsgeschichte haben, was aber nicht möglich ist. So kommt es zu einer "mystischen Grenzlinie" von rund zehn Jupitermassen, die die Planeten von Braunen Zwergen unterscheiden. "Wissenschaftlich korrekt wäre es", so unterstreicht George Gatewood vom Pittsburgher Allegheny Observatory, "diese Objekte substellar zu nennen".

Um die Orbits der Begleiter zu analysieren verteilten die Astronomen die "Planeten" in vier Gruppen: Für neun Sterne errechneten sie Massen von zehn bis 15 Jupitermassen, was nicht deutlich über den bisher gefundenen Werten liegt. Für elf Sterne fanden die Forscher einen Massenbereich von 15 bis 80 Jupitermassen, was die Objekte eher zu Braunen Zwergen, also Sternen macht, die nicht genügend Masse haben, um ihre nuklearen Brennprozesse zu zünden. Bei vier Sterne glauben die Astronomen sogar, dass es sich um kleine Sonnen handelt und bei sechs weiteren Objekten lässt sich mit den vorliegenden Daten keine sichere Bestimmung durchführen.

Die noch vorläufigen Ergebnisse dieser Studie wurden zu diesem Zeitpunkt nur veröffentlicht, da sie in ihrer Gesamtheit doch recht erstaunlich sind. Über einzelne Systeme wollen die Forscher allerdings nichts aussagen, bevor weitere Beobachtungen gemacht wurden. Der Trend stimmt allerdings mit früheren Arbeiten überein, die darauf hinweisen, dass die Bahnelemente der sogenannten Planeten so verteilt seien, dass sie sich statistisch kaum von Doppelsternsystemen unterscheiden lassen. Das könnte bedeuten, dass viele der Planeten in Wirklichkeit Doppelsternsysteme sind, die eine kleine Sonne oder einen Braunen Zwerg als Partner haben.

siehe auch
Ferne Welten - Auf der Suche nach extrasolaren Planeten und außerirdischem Leben 
AstroLinks: Extrasolare Planeten
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