Alle drei Jahre treffen sich die Mitglieder der Internationalen
Astronomischen Union (IAU) zu ihrer Generalversammlung. Eingeleitet wurde
die Tagung, die gestern in Manchester begann, mit der Bekanntgabe der
Entdeckung zahlreicher neuer extrasolarer Planeten - einer davon sogar in
relativer Nähe zur Erde.
Mit der Entdeckung eines Planeten um den Stern Epsilon Eridani
gelang erstmals das Aufspüren einer anderen Welt in relativer Nähe
unseres Sonnensystems: Epsilon Eridani ist nämlich nur 10,5
Lichtjahre von uns entfernt: "Einen Planeten um Epsilon Eridani,
einen Stern der unserer Sonne recht ähnlich ist, zu entdecken, ist, als
würde man einen Planeten im eigenen Garten finden", meint Dr.
William Cochran von der Universität Texas. "Der entdeckte Planet ist
uns nicht nur sehr nahe, er liegt auch 3,2 Astronomische Einheiten (478
Millionen Kilometer) von seiner Sonne entfernt - das ist ungefähr die
Distanz von unserer Sonne zum Asteroidengürtel zwischen Mars und
Jupiter."
Der neue Planet hat ungefähr die 0,8 bis 1,6fache Masse des Jupiter
und kreist in weniger als sieben Jahren einmal um sein Zentralgestirn.
Damit hat er eine deutlich längere Umlaufperiode als die meisten anderen
bisher entdeckten extrasolaren Planeten. Um den Planeten aufzuspüren
studierte das Wissenschaftlerteam Radialgeschwindigkeitsmessungen von Epsilon
Eridani aus insgesamt 20 Jahren. Zur Entdeckung eines Planeten um
eine ferne Sonne, suchen die Wissenschaftler nach Unregelmäßigkeiten in
der Bewegung des Sterns, die sie dann auf den Umlauf eines Planeten zurückführen. Epsilon
Eridani hat nur etwa 85 Prozent der Masse unserer Sonne und ist mit
etwa 4900 Grad Celsius etwas kühler.
Epsilon Eridani war schon früher in den Verdacht geraten, ein
Planetensystem zu besitzen, weil man schon zuvor eine Staubscheibe um den
Stern entdeckt hatte. Dass diese recht ungleichmäßig ist, könnte sogar
auf einen weiteren Planeten hindeuten, der in einem Abstand von 30
Astronomischen Einheiten um Epsilon Eridani kreist. Was die
Astronomen aber besonders fasziniert ist die Jupiterähnlichkeit des neuen
Planeten: Jupiter, so eine gängige Theorie, war für die Entwicklung der
Erde von entscheidender Bedeutung, da er beispielsweise durch seine starke
Gravitationswirkung Asteroiden von der Erde ferngehalten hat. "Das
faszinierende ist, dass wenn man einen Planeten entdeckt hat, der in so
weiter Entfernung um seine Sonne kreist, auch weitere Planeten vorhanden
sein könnten, die noch dichter an Epsilon Eridani liegen," so
Cochran. "Für eine Erde wäre also Platz - vielleicht sogar in
lebensfreundlicher Entfernung zum Zentralgestirn."
Doch der neuen Planet um Epsilon Eridani war nicht die einzige
ferne Welt, deren Entdeckung in Manchester bekannt gegeben wurde: So
verkündeten die Schweizer Planetenjäger aus Genf die Entdeckung von
insgesamt sieben neuen extrasolaren Planeten. Um einen Stern spürten die Schweizer sogar zwei Planeten von
Saturngröße auf, die ihr
Zentralgestirn mit einem nur sehr geringen Abstand umlaufen. Es ist erst
das zweite System mit mehr als einem Planeten, das entdeckt wurde.
Die kalifornische Gruppe um Geoffrey Marcy erweiterte die
Liste der extrasolaren Planeten um drei zusätzliche Kandidaten, bei denen es
sich im wesentlichen um jupiterähnliche Gasplaneten handelt.