Britische Astronomen haben eine Zeitbombe im All entdeckt: Hinter dem
unverdächtigen Namen KPD1930+2752 verbirgt sich ein Doppelsternsystem, dass
innerhalb der nächsten 200 Millionen Jahre durch eine gewaltige
Supernova-Explosion zerstört werden wird. Für die Wissenschaftler stellt der
Fund eine einmalige Chance dar, mehr über diesen Supernova-Typ zu erfahren, der
eine entscheidende Rolle bei der Elementanreicherung im Universum spielen dürfte.
Über eines, so die Astronomen der Universität von Southampton, bräuchte
man sich keine Sorgen zu machen: KPD1930+2752 ist weit genug von der Erde
entfernt, so dass eine Explosion keine Gefahr für uns bedeutet. Eine
beruhigende Aussage, denn das, was die Wissenschaftler für die Zukunft des
Doppelsternsystems voraussagen, hört sich bedrohlich an: Das System besteht
vermutlich aus einem Weißen Zwergstern, der von heißen, hellen Stern umkreist
wird, der - anders als normale Sterne - hauptsächlich aus Helium besteht. Die
Astronomen bezeichnen diese Sterne als Unterzwerge (Subdwarfs) vom Typ B.
Das Schicksal der beiden Sterne ist vorgezeichnet: Der Unterzwerg kreist mit
einer Geschwindigkeit von rund 350 Kilometern pro Sekunde alle 137 Minuten um
seinen Partner. Bei so kurzen Umlaufzeiten sollte dieses System
Gravitationswellen abstrahlen und somit ständig Energie verlieren. Die Folge wäre,
dass der Unterzwerg auf seiner Bahnen dem Weißen Zwerg immer näher kommt und
schließlich - innerhalb der nächsten 200 Millionen Jahre - mit ihm
verschmilzt.
Durch das Verschmelzen erreicht der Weiße Zwergstern plötzlich eine
kritische Masse, die zu einer gewaltigen Explosion führt - einer Supernova vom
Typ Ia. Was die Astronomen an ihrem Fund so fasziniert ist die Tatsache, dass
sie hier tatsächlich vor Augen geführt bekommen, wodurch ein Weißer Zwerg plötzlich
so viel zusätzliches Helium erhält, dass er einfach explodieren muss.
Diese Art von Supernova-Explosionen ist für die Wissenschaftler aus zwei Gründen
interessant: Zum einen entsteht bei ihnen ein Großteil der schwereren Elemente,
wie beispielsweise Eisen, Nickel oder Kobald. So geht man heute davon aus, dass
nahezu alles Eisen auf der Erde einmal in einer entfernten Supernova
Ia-Explosion entstanden ist - einschließlich des Eisens was wir alle im Blut
haben.
Zusätzlich dienen diese Supernova-Explosionen den Astronomen als sogenannte
Standardkerzen: In nahegelegenen Galaxien hat man nämlich festgestellt, dass
sie alle die selbe Helligkeit haben. Beobachtet man also solche
Supernova-Explosionen in entfernten Galaxien, kann man direkt auf die Entfernung
schließen. Allerdings setzt dies voraus, dass die Supernova Ia-Explosionen tatsächlich
überall gleich hell sind. Durch die jetzt veröffentlichten Beobachtungen
hoffen die britischen Astronomen mehr über den genauen Verlauf der
Explosionen zu erfahren und somit auch darüber, ob die Supernova Ia tatsächlich
als Entfernungsmesser taugen.
Die kosmische Entfernungsskala ist für die Astronomie von entscheidender
Bedeutung: Erst eine genaue Vermessung des Weltalls erlaubt es, Aussagen über
das Schicksal des gesamten Universums zu machen und beispielsweise die berühmte
Hubble-Konstante genau zu bestimmen.