Die Welt der Gammastrahlen-Astronomie ist um ein Mysterium reicher: In einem gestern erschienenen Artikel in der
Zeitschrift Nature berichten Wissenschaftler, dass die Hälfte der
bisher unidentifizierten Gammastrahlen-Quellen vermutlich zu einer neuen,
bisher unentdeckten Klasse von Objekten gehört.
"Das sind Objekte, die wir nie zuvor gesehen haben", beschreibt Dr. Neil Gehrels vom NASA
Goddard Space Flight Center die neue
Gruppe von Gammastrahlen-Quellen. "Wir wissen bislang nicht, was sie
sind, wir wissen nur, dass sie sehr seltsam sind und dass es verdammt
viele von ihnen gibt." Im Gegensatz zu den bekannten
Gammastrahlenausbrüchen oder Gamma-Ray-Bursts strahlen dieses
Objekte die Gammastrahlung kontinuierlich ab.
Gammastrahlen sind für das menschliche Auge nicht sichtbar, sind aber
eine äußerst energiereiche Form der elektromagnetischen Wellen - energiereicher als beispielsweise ultraviolette oder Röntgenstrahlung.
Bisher kennt man im Universum 271 Gammastrahlenquellen, die mit Hilfe des Energetic
Gamma Ray Telescope Experiment an Bord des Compton Gamma Ray
Observatory katalogisiert wurden. 170 von ihnen sind bisher
unidentifiziert, das heißt, man hat bisher nicht das Objekt ausmachen
können, von dem die Gammastrahlung ausgeht.
Von den 170 Objekten dürfte etwa die Hälfte in der Milchstraßenebene
liegen. Bei diesen Quellen ist es sehr wahrscheinlich, dass das die Gammastrahlung erzeugende Objekt einfach zu schwach ist, um von der Erde
aus gesehen zu werden. Sie könnten auch durch Nebel verdeckt sein, durch den
die Gammastrahlung, aber kein anderes Licht dringen kann.
Die andere Hälfte der unidentifizierten Gammastrahlenquellen liegt
näher bei der Erde und gerade außerhalb der galaktischen Ebene. Sie
bilden die neue Gruppe von Objekten. In ihrer Anordnung scheinen sie Goulds
Belt zu folgen, einem Band aus massereichen Sternen und aus Gas, das sich
durch die Milchstraßenebene windet.
Bisher gibt es nur Spekulationen, um was es sich bei den neuen Objekten
handeln könnte: Schwarze Löcher oder vielleicht die massereichen Sterne
selbst. Mit der Lösung dieser Frage wird man sich vermutlich noch etwas
gedulden müssen. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf GLAST, dem Gamma Ray
Large Area Space Telescope, das 2005 starten soll.