Mit einem riesigen Ballon trug die NASA Mitte August ein
japanisches Experiment in eine Höhe von über 30 Kilometern. Aufgabe
der Apparatur: Die Suche nach Antimaterie-Teilchen, die den Beweis
dafür liefern könnten, dass es irgendwo ganze Anti-Galaxien gibt.
Die Chance auf Erfolg ist allerdings gering.
Antimaterie-Teilchen sind eine sehr seltene Form von Materie, die sich
insbesondere dadurch auszeichnet, dass sie andersherum geladen sind als
die Teilchen normaler Materie. So tragen Elektronen normalerweise eine
negative Ladung. Anti-Elektronen sind hingegen positiv geladen. Die Suche
nach Antimaterie ist eng verzahnt mit der Frage nach der Entstehung von
Strukturen in der Frühphase unseres Universums und daher eine
Schlüsselfrage der modernen Kosmologie.
Allerdings glaubt der größte Teil der Theoretiker, dass das gesamte
Universum aus gewöhnlicher Materie besteht. Aber es gibt einige, die
sogar ganze Galaxien aus Antimaterie für möglich halten. Nur gefunden
hat man diese bis heute nicht. Und bisher gibt auch nicht die geringste
Spur von ihnen.
Mit Ballonexperimenten wie BESS (für Balloon-borne Experiment with
a Superconducting Solenoidal magnet) des Tokioer Wissenschaftlers
Professor Shuji Orito wird aber trotzdem nach Antimaterie-Teilchen
geforscht. Dabei sucht das Team nach ganz besonderen Anti-Teilchen.
In früheren Experimenten wurden schon des öfteren Anti-Protonen
entdeckt, die aber auch durch Kollisionen normaler Teilchen entstehen
könnten und daher nicht als Beweis für eine Antimaterie-Welt gelten.
In einem 38stündigen Flug hat BESS nun Millionen von Teilchen der
kosmischen Strahlung gesammelt. "Darunter werden sicherlich wieder
einige hundert Anti-Protonen sein", so Orito. Eigentlich suchen tut
der Wissenschaftler aber nach Anti-Helium. "Dessen Entdeckung wäre
schon bemerkenswert und daher suchen wir danach, obwohl es bis heute
keinen Grund gibt anzunehmen, dass Anti-Galaxien existieren."
Von einem solchen Anti-Helium-Teilchen könnte man annehmen, dass es
tatsächlich eine Art Botschafter aus einer Anti-Welt wäre und nicht auf
andere Weise auf dem Weg zur Erde entstanden ist. Die Chancen ein solches
Teilchen zu finden sind hingegen verschwindend gering. Während fünf
früherer Flüge mit dem Ballonexperiment wurde kein einziges
Anti-Helium-Teilchen entdeckt. Nach Oritos Worten der beste und
direkteste Beweis dafür, dass zumindest unsere nähere Umgebung
vollständig aus Materie und nicht aus Antimaterie besteht.