MarsOne: Ethische Bedenken

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Und wo genau tut man das?

Ich hatte bisher jedenfalls nicht den Eindruck, daß mit den vorbereitenden Forschungen zu einem Marsaufenthalt, also Beispielsweise zu Mikrogravitation, Strahlenbelastung, Psychologie, Ernährung im All ... irgend ein Technologiestop einherging, eher eigentlich das Gegenteil.
Hallo Mac,

Du hast recht, wenn man zabki's Forderung nachkommt, so handelt es sich lediglich um eine Technologieverzögerung von 80 Jahren. Wobei ich hierbei die Reisezeit zu den benötigten Himmelskörpern - für das Experiment 10% Schwerkraft könnte man wenn man ein Auge zudrückt den Jupitermond Kallisto aussuchen - mit 0 angesetzt habe.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Ich hatte erst allmählich verstanden, wohin dein Einwand zielte. Daher kurz meine "Lesart" der von mir zitierten Quelle:

Diese referiert:

(1)
das Eintreten von gravierenden Schäden bei G0, bespricht

(2)
die besonderen Probleme, die beim Übergang G0 --> G1 auftreten, und vermutet

(3)
daß vergleichbare Probleme beim Übergang G0 --> G1/3 auftreten werden.
Hallo zabki,

ich stimme dieser Zusammenfassung zu, und überdies: ich finde sie auch übersichtlich.

Mein Bezugspunkt war einzig Punkt (1), und das ist legitim (ich würde z.B. auch aus einer Studie, die den Einfluß von Sonnenscheindauern auf die Landwirtschaft untersucht, die Angaben zu Sonnenscheindauern (ohne Erlöschensvermutung :D) für einen anderen Zusammenhang übernehmen dürfen).
Selbstverständlich; man hätte das aber auch noch explizit zur verbesserten Transparenz angeben können. Aber ok, Detail.


Meine Folgerung war:

Schäden bei G0 (belegt durch (1)) sind hinreichend Grund, Schäden bei G1/3 zu befürchten, zumal die Einwirkung der möglicherweise "harmloseren" G1/3 bei Lebenszeit und bei heranwachsenden Kindern bestehen wird (im Unterschied zu den Erfahrungen mit G0).
An dieser Stelle wäre es - ebenfalls aus Transparenzgründen - "nett" gewesen, wenn Du etwas deutlicher erwähnt hättest, dass das Deine Folgerung war. Ich hatte natürlich gemeint, das diese persönliche Folgerung von Dir ebenfalls Inhalt der von Dir genannten Studie war und dann angefangen, darin danach zu suchen. Aber ok, ich habe das dann ja schliesslich auch selber herausgefunden.

Daraus wiederum folgt Beweispflicht für die Harmlosigkeit von G1/3, nicht Beweispflicht für die Schädlichkeit.
Langsam: es ist Deine persönliche Folgerung. Für eine Beurteilung der Beweispflicht ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch viel zu früh. Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Lehrmeinung das anders sieht.

Was ich sagen will: an dieser Stelle ist das ganze noch weder "pro" oder "contra", d.h. es wäre durchaus ein Anlass, weiter nach Belegen zu suchen.

Man könnte vielleicht einwenden, daß die Schäden bei G0 gar nicht als solche zu bewerten sind, sondern erst die Probleme beim Übergang G0 --> G1 bzw. G1/3, und daß es sich bei den Veränderungen bei G0 nur um Anpassungen des Organismus an die andere Umgebung handelt, die "an sich" nicht negativ zu bewerten sind.
Nein, diesen Einwand sehe ich nicht. Es sind letztlich 2 verschiedene Phänomene, nämlich Probleme, die sich aufgrund der monatelangen Schwerelosigkeit ergeben und Probleme, die bei der Rückgewöhnung an der Schwerelosigkeit auftreten.

Auch falls das für die bisherigen Erfahrungen mit G0 möglich sein sollte (das müßte man versuchen herauszubekommen), blieben die Fragen, ob das bei lebenslang G1/3 und heranwachsenden Kindern ebenso wäre.
Die Frage ist auch, ob G1/3 "näher" an G0 oder "näher" an G1 liegt. Und daraus folgt die Frage, ob das allein schon ein Grund sein darf, andere zu bevormunden, dass sie diese Reise "zu ihrem Schutz" oder gar "zum Schutz ihrer Kinder" nicht antreten dürfen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Hallo zabki,

ich habe meine Antwort absichtlich zweigeteilt, weil Du in folgendem eine andere Thematik ansprichst:

Ich möchte aber nochmal das Szenario, das aus meiner Sicht der Diskussion zugrunde liegt, ansprechen.

MarsOne ist nicht nur eine einmalige Unternehmung, sondern mit Durchführung der ersten Mission entsteht eine Art "Nachfolgezwang" für weitere Missionen mit Nachschub und weiteren Auswanderungswilligen.
Das ist ungenau, denn weitere Auswanderungswillige hat man zur Genüge.

Das Problem ist ein anderes und wird von Dir auch nachfolgend angesprochen:
(Schon aus diesem Grund scheitert das Prinzip der "Selbstverantwortung"). Mars soll auf Dauer kolonisiert werden. Daher ist auch im Konzept von MarsOne das Kinderkriegen mit einer gewissen Notwendigkeit enthalten
Das Kinderkriegen.

Hierzu ist zu sagen, dass sich jedesmal, wenn Teile der Bevölkerung ausgewandert sind, diese Frage gestellt hat. Im Zusammenhang mit der reduzierten Schwerkraft erst beim Mars, aber frühere Auswanderungen hatten auch Probleme zu bewältigen - da konnte es wilde Tiere (Raubtiere) oder giftige Tiere (Schlangen, Insekten, Spinnen, ...) geben. Es konnte zu Nahrungsunverträglichkeiten kommen, oder man traf auf Ureinwohner, die - ich schreibe jetzt aus Sicht der Kolonisten - zuerst einmal alle abgemurkst werden mussten und wenn das nur langsam gelang, so hat es sicherlich auch Opfer bei den Nachkommen dieser Auswanderer gegeben; die Auswanderer konnten auf Krankheitserreger stossen, denen ihre Kinder schutzlos ausgeliefert waren usw. usw.

Ich finde es also verfehlt, nur wegen des problemes der reduzierten Schwerkraft eine solche Mission abzublasen - frühere auswanderer hatten mit weit grösserrn Schwierigkeiten zu kämpfen und dennoch würde auch heute noch niemand auf die Idee kommen, diese Auswanderungswellen nachträglich aus ethischer Sich tzu verurteilen.

Ach ja, zur Osteoporose: meines Wissens gibt es Massnahmen, die Knochenstruktur zu stärken, z.B. Sport.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

Vor allem sehe ich nicht, warum Ihr Eure Frustration in diesem Forum auslasst;
Frustration?

Also ich dachte bisher, daß wir hier das Thema Ethik zu MarsOne diskutieren. Warum Du dabei einige unterschiedliche Gewichtungen in der Betrachtung dieses Themas mit Frustration in Verbindung bringst - kann ich jetzt nicht auf Anhieb nachvollziehen.

Ich bin hier anderer Meinung als Bynaus, Sissy, Ispom und Du (ich hoffe, ich hab' keinen vergessen). Und zwar ganz eng umschrieben. Ihr vertretet (wenn ich Euch richtig verstehe) die Meinung, daß hier die freie Selbstbestimmung das Maß aller Dinge sein muß, sozusagen als alleinige Instanz und ich vertrete die Meinung, daß eine freie Selbstbestimmung, die pro Person mehrere Milliarden Dollar Fremdausgaben zur Folge hat, die bisher völlig unklare biologische Konsequenzen für die Teilnehmer und ihre Nachkommen hat, nicht mehr von einer freien Meinungsäußerung der Teilnehmer abhängt, ja gar nicht abhängen kann. Die müssen und sollen vor dem Start selbstverständlich ein individuelles, auf ihre Person bezogenes Vetorecht haben - viel mehr bekommen sie eh nicht. Aber daß ein 'Eventveranstalter' ohne jede weitere von ihm unabhängige Instanz, allein über die Modalitäten entscheidet, wurde in der Vergangenheit, nicht nur dann, wenn es um Gesundheit und Leben beteiligter Personen ging, aus sehr guten Gründen unterbunden.

Herzliche Grüße

MAC
 

Sissy

Registriertes Mitglied
Hallo Mac,

ich wünsche mir, daß alle Menschen mit Deiner Ernsthaftigkeit beim Thema Ethik gesegnet wären. Drogenjunkies, Alkoholiker, Menschen mit Erbkrankheiten. Wenn sich all diese Menschen mit der selben Inbrunst wie Du um die Gesundheit ihrer Nachkommen sorgen würden, gäbe es viel weniger Elend in der Welt.

Was führt zu Erkrankungen oder Erbgutschädigungen?

a) geringere Schwerkraft nach bisherigen Erkenntnissen: Knochen- und Kreislaufprobleme, aber keine Erbgutschäden
b) Strahlenbelastung: Erbgutschädigung
c) einseitige Ernährung: Mangelerkrankungen
d) chemische Kontamination: Erkrankungen und Erbgutschädigungen
e) zu wenig Sonnenlicht: Vitaminmangel, -> Erkrankungen

bis auf a) haben wir das alles auch auf der Erde. Trotzdem bekommen wir laufend Nachwuchs. Teils mit Schädigungen, teils ohne.

Machen sich Menschen im Schwarzwald Gedanken darüber, daß sie durch den Untergrund deutlich erhöhter radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind? Ihre Nachkommen also einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind? Handeln diese Menschen gewissenlos, unethisch, wenn sie Kinder bekommen?

Die ländliche Bevölkerung in Indien trinkt gezwungenermaßen arsenverseuchtes Brunnenwasser, weil ihre Regierung liebr ein eigenes Weltraumprojekt auf die Beine stellt, als ihrer Bevölkerung mit sauberem Wasser zu helfen. Unethisch?

Deutschland hat per Gesetz beschlossen, daß Forschung an Stammzellen und Embrionen unethisch ist. Alle Wissenschaftler, die dieses Thema beackern möchten, wandern jetzt ins unethischere Ausland ab. Und von dort kommt dann eines Tages eine funktionierende Therapie, die wir dann auch gerne in Anspruch nehmen werden. Das ist für mich unmoralisch. Das Risiko tragen andere Staaten/Institutionen, die Forschungsergebnisse nutzen wir dann auch. So wie den Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien...

Die bisherigen Auswanderwellen der Menschheit basierten auf hauptsächlich auf Bevölkerungswachstum und Veränderungen der Umwelt. Die Menschen wurden durch äußere Umstände zum Wandern gezwungen. Wir haben nur von den Auswanderwellen Richtung USA halbwegs verläßliche Zahlen. 1/2 bis 2/3 der Auswanderer haben die ersten paar Jahre nicht überlebt. Krankheiten, Nahrungsmittelknappheit, Unfähigkeit/Dummheit, kriminelle Handlungen, Dürreperioden, Indianerangriffe und Kriege haben sie dezimiert.

Auswanderer zum Mars haben eine wesentlich bessere Chance. Sie werden mehrmals ärztlich untersucht, ehe sie losziehen dürfen. Sie müssen Lehrgänge absolvieren, psychologische Tests durchlaufen... Sie werden sich gesünder (ausgewogener) ernähren als ein Großteil der heute lebenden Menschheit. Und ihr Trinkwasser wird sauberer sein als das vieler Menschen in Afrika, Asien oder Südamerika. Sogar sauberer als das Trinkwasser der Londoner Bevölkerung...

Ihr vertretet (wenn ich Euch richtig verstehe) die Meinung, daß hier die freie Selbstbestimmung das Maß aller Dinge sein muß, sozusagen als alleinige Instanz und ich vertrete die Meinung, daß eine freie Selbstbestimmung, die pro Person mehrere Milliarden Dollar Fremdausgaben zur Folge hat, die bisher völlig unklare biologische Konsequenzen für die Teilnehmer und ihre Nachkommen hat, nicht mehr von einer freien Meinungsäußerung der Teilnehmer abhängt, ja gar nicht abhängen kann.

Wo genau in den Angaben zu Mars one siehst Du die Millionen Dollar Fremdausgaben? Gehst Du wirklich davon aus, daß die Menschheit (oder auch nur die westlichen Industriestaaten) Geld ausgeben werden, um die Auswanderer zurückzuholen, falls auf Mars was schief läuft?

Wenn dort etwas gravierend schief läuft, bleichen die Knochen der Auswanderer im Marssand, ehe ein Raumschiff für ihre Rückholung entworfen, gebaut und auf den Weg gebracht ist.

Die Menschheit ist prinzipiell (technisch, logistisch) dazu in der Lage, jeden Ort der Erde innerhalb von 2 oder 3 Wochen zu erreichen. Trotzdem wird kein Wissenschaftler von einem Stützpunkt auf der Antarktis in die Zivilisation evakuiert, wenn er ernsthaft erkrankt. Das ist das persönliche Risiko der Besatzungen der Forschungsstationen. Unethisch?

Ob durch die Umweltbedingungen auf Mars biologische Konsequenzen zu befürchten sind, wird die Forschung bis zum Zeitpunkt der Auswanderung beantworten können. Zumindest besser beantworten können als zum jetzigen Zeitpunkt. Ob die Auswanderer sofort nach der Ankunft auf Mars Kinder zeugen wollen, oder erst etwas abwarten, kann heute keiner sagen. Eagl, wie sie sich entscheiden, es ist ihre Sache. So wie bei allen Eltern.

Aber heute ist man dank medizinischer Forschung in der Lage, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Im Gegensatz zu Menschen vor 500, 100 oder auch nur 60 Jahren ist heute allgemein bekannt, wie Babys entstehen. Und wie man es verhindern kann. Ein Jahresvorrat Antibabypillen wiegt nur wenige Gramm. Beim Gesamtgewicht der Ausrüßtung ist das ein vernachlässig kleiner Anteil. Selbst ein 10 Jahresvorrat für jede Auswanderin wäre "Peanuts"...

Kannst Du Dein Unbehagen bezüglich der Strahlendosis auf der Reise sowie dem Aufenthalt auf Mars mit konkreten Zahlen untermauern? Hast Du schon mal diese Zahlen mit verschiedenen Gebieten auf der Erde bzw. Personengruppen verglichen, die höheren Dosen ausgesetzt sind? Dir Studien angesehen, welche unfreiwillig lebenslang konsumierte Strahlendosis welche Schäden am menschlichen Erbgut anrichtet?

Ich habe den Eindruck, daß nach Deinen persönlichen "Sicherheitsvorschriften/Ethikbedenken" weder Bergarbeiter noch Flugzeugbesatzungen Kinder zeugen dürften. Denn dieser Personenkreis ist höheren Strahlendosen ausgesetzt als der durchschnittliche Mensch...

Wenn wir in unserer Gesellschaft (Deutschland) Bergarbeitern, Flugzeugbesatzungen, Arbeitern in Kraftwerken, medizinischem Personal, Alkoholikern, Drogensüchtigen, Menschen mit Erbkrankheiten sowie geistig behinderten Menschen das Recht auf Fortpflanzung zugestehen, dann muß das auch für Auswanderer zum Mars gelten. Gleiches Recht für alle. Ob jemand von diesem Recht Gebrauch macht, ist seine alleinige Entscheidung.

Und ja, freie Selbstbestimmung ohne Schädigung eines bereits gebohrenen Dritten ist für mich das Maß aller Dinge. So steht es in der Präambel unseres Grundgesetzes...

Grüße
Sissy
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Sissy,

ich werde noch differenziert auf Deinen Post antworten, hab‘ aber jetzt und wahrscheinlich heute den ganzen Tag nicht mehr genug Zeit dafür.

Nur ein Punkt schon mal vorab.
Wo genau in den Angaben zu Mars one siehst Du die Millionen Dollar Fremdausgaben? Gehst Du wirklich davon aus, daß die Menschheit (oder auch nur die westlichen Industriestaaten) Geld ausgeben werden, um die Auswanderer zurückzuholen, falls auf Mars was schief läuft?
diesen Part hast Du missverstanden und ich hatte auch Milliarden $ geschrieben.

Damit meine ich das Geld, was für dieses Vorhaben ausgegeben werden soll/muß. Das stammt ja nicht von den Teilnehmern.

Und zu dem letzten Satz im obigen Zitat: Relativ zu ihrem Einkommen, habe ich die Erfahrung gemacht, daß arme Menschen wesentlich solidarischer handeln als reiche Menschen. Daß es da Ausnahmen in alle vier Richtungen gibt, hat auf die Gewichtungsverteilung dieser Beobachtung wenig Einfluß.

Herzliche Grüße

MAC
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Hallo Mac,
ja, zumindest "irgendwie" habe ich schon einen solchen Eindruck.

An sich haben wir hier 2 Fraktionen, wie Du ja auch selber ansprichst:

Also ich dachte bisher, daß wir hier das Thema Ethik zu MarsOne diskutieren. Warum Du dabei einige unterschiedliche Gewichtungen in der Betrachtung dieses Themas mit Frustration in Verbindung bringst - kann ich jetzt nicht auf Anhieb nachvollziehen.

Ich bin hier anderer Meinung als Bynaus, Sissy, Ispom und Du (ich hoffe, ich hab' keinen vergessen). Und zwar ganz eng umschrieben.
Ich sehe hier eher eine "Wissenschafts-Fraktion", die meinetwegen ein bisschen dem Wahn der technischen Machbarkeit, der auch den Menschen auf den Mond gebracht hat, erlegen ist, sowie eine "Ethik-Fraktion", die einfach alle Fachargumente mit Ethik-Argumenten abzuwürgen versuchen (so jedenfalls empfinde ich das) und dabei sämtliche herangezogene Studien in "ihrem Sinne" interpretieren und Einwände, auch wenn sie rein fachlicher Natur sind, nicht gelten lassen.

Letztmals habe ich eine solche Fraktionen-Bildung beim LHC wahrgenommen, wobei hier natürlich die Voraussetzungen insofern völlig anders waren, weil einerseits das Restrisiko erheblich kleiner war als bei der MarsOne-Mission, dafür aber im Schadensfall alle Menschen betroffen waren und nicht nur einige wenige Freiwillige, die numerisch nicht einmal die Opferzahl des Autoverkehrs an einem Wochenende in einem kleinen Land wie der Schweiz erreichen.

Ihr vertretet (wenn ich Euch richtig verstehe) die Meinung, daß hier die freie Selbstbestimmung das Maß aller Dinge sein muß, sozusagen als alleinige Instanz und ich vertrete die Meinung, daß eine freie Selbstbestimmung, die pro Person mehrere Milliarden Dollar Fremdausgaben zur Folge hat, die bisher völlig unklare biologische Konsequenzen für die Teilnehmer und ihre Nachkommen hat, nicht mehr von einer freien Meinungsäußerung der Teilnehmer abhängt, ja gar nicht abhängen kann. Die müssen und sollen vor dem Start selbstverständlich ein individuelles, auf ihre Person bezogenes Vetorecht haben - viel mehr bekommen sie eh nicht. Aber daß ein 'Eventveranstalter' ohne jede weitere von ihm unabhängige Instanz, allein über die Modalitäten entscheidet, wurde in der Vergangenheit, nicht nur dann, wenn es um Gesundheit und Leben beteiligter Personen ging, aus sehr guten Gründen unterbunden.
Ich denke, dass die Wissenschafts-Fraktion sich von Fachargumenten leiten lässt und die Ethik-Fraktion von pauschal-diffusen Ängsten. Ich habe das nun bewusst sehr allgemein gehalten und will - zumindest an dieser Stelle - auch keine Wertung mit diese beiden Argumentations-Grundlagen verbinden, sondern vielmehr verstehen, warum diese oder jene Argumentations-Basis verwendet wird.

Dass ich das ganze jetzt noch nicht mit einer Wertung verbinden möchte lässt sich ganz einfach damit rechtfertigen, dass die Fachargumente einer gewissen Wissenschaftsgläubigkeit entspringen können und entsprechend unkritisch hinterfragt werden und die pauschal-diffusen Ängste durch entsprechende Erfahrungen aus anderen Bereichen begründbar sein mögen.

Das, was dann die beiden Fraktionen "vertreten", folgt dann erst aus der individuellen Umsetzung der jeweiligen Argumentations-Basis, wobei ich es an dieser Stelle noch spannend finde, dass aus einer Fachargument-Sicht die freie Selbstbestimmung in den Vordergrund rückt und aus einer Ethik-Sicht die Sicherheit, die ich eher als Bevormundung empfinde, in den Vordergrund rückt.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:

Dgoe

Gesperrt
Hallo Ralf,

vielleicht fühle ich mich unnötig angesprochen, aber als Befürworter eines Rückflugtickets möchte ich mich nicht in einem Topf mit den LHC-Gegnern wiederfinden.
Man nehme einfach etwas mehr Geld (Faktor 10-15) in die Hand und schon können auch Freiwillige teilnehmen, die bei Problemen auch gerne wieder zurück kommen wollen würden. Bei der Billo-Variante ohne Rückflug halte ich nur für bedenklich (nicht bevormundend), wenn schon im Voraus ersichtlich ist, dass man nicht einhalten kann, was man den Freiwilligen verspricht. Dies ist/wäre aber nicht Gegenstand dieses Threads, sondern des der technischen Machbarkeit oder wie im Originalthread schon.

Gruß,
Dgoe
 

UMa

Registriertes Mitglied
Hallo Sissy,
Kannst Du Dein Unbehagen bezüglich der Strahlendosis auf der Reise sowie dem Aufenthalt auf Mars mit konkreten Zahlen untermauern? Hast Du schon mal diese Zahlen mit verschiedenen Gebieten auf der Erde bzw. Personengruppen verglichen, die höheren Dosen ausgesetzt sind? Dir Studien angesehen, welche unfreiwillig lebenslang konsumierte Strahlendosis welche Schäden am menschlichen Erbgut anrichtet?

Ich habe den Eindruck, daß nach Deinen persönlichen "Sicherheitsvorschriften/Ethikbedenken" weder Bergarbeiter noch Flugzeugbesatzungen Kinder zeugen dürften. Denn dieser Personenkreis ist höheren Strahlendosen ausgesetzt als der durchschnittliche Mensch...
MAC hat sich schon früher mit der Strahlenbelastung auf Marsflügen auseinandergesetzt. Z.B. hier
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?732-Marsmission-Vertretbares-Strahlenrisiko

Nach dem Bundesamt für Strahlenschutz
http://www.bfs.de/de/ion/beruf_schutz/flug_personal.html
lag die durchschnittliche Strahlenbelastung des fligenden Personals bei 2,35 Millisievert pro Jahr. Die Strahlenbelastung von Marssiedlern wäre mehr als hundert Mal höher.

Grüße UMa
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Hallo Sissy,

MAC hat sich schon früher mit der Strahlenbelastung auf Marsflügen auseinandergesetzt. Z.B. hier
http://www.astronews.com/forum/showthread.php?732-Marsmission-Vertretbares-Strahlenrisiko

Nach dem Bundesamt für Strahlenschutz
http://www.bfs.de/de/ion/beruf_schutz/flug_personal.html
lag die durchschnittliche Strahlenbelastung des fligenden Personals bei 2,35 Millisievert pro Jahr. Die Strahlenbelastung von Marssiedlern wäre mehr als hundert Mal höher.

Grüße UMa
Hallo UMa,

schon die Wikipedia nennt folgende Möglichkeiten zur Vorkehrung:

- Eingraben: Eine mögliche Kolonie wird zuerst auf der Oberfläche errichtet und anschließend durch Marsboden abgedeckt. Diese Methode würde nicht nur vor Strahlung, sondern auch vor kleinen Meteoriten schützen, die durch die Atmosphäre bis zum Marsboden gelangen.

- Panzerung der Gebäude: Unter Verwendung vorhandener Ressourcen oder auch mit mitgebrachten Materialien ließe sich eine absorbierende Verstärkung der Decke erreichen.

- Abschirmung mit Wasser: Wasser hat strahlungsdämpfende Eigenschaften. Die Wassertanks (Kühlwasser, Abwasser, Trinkwasser) können flächig über den Aufenthaltsräumen angeordnet werden.

- Abschirmung mit künstlichen Magneten: Bei genügender Energieversorgung könnte man große elektromagnetische Felder als Ersatz für das fehlende Marsmagnetfeld zur Ablenkung von schnellen Ladungsträgern verwenden.

- Durch natürliche Formationen: Es ist bekannt, dass es auf der Marsoberfläche regional starke Unterschiede im Magnetfeld gibt. Bei der Einrichtung einer Kolonie in einem solchen Gebiet relativ starker Feldstärke könnte sie durch diese natürlichen Felder geschützt werden.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Sissy,

ich wünsche mir, daß alle Menschen mit Deiner Ernsthaftigkeit beim Thema Ethik gesegnet wären. Drogenjunkies, Alkoholiker, Menschen mit Erbkrankheiten. Wenn sich all diese Menschen mit der selben Inbrunst wie Du um die Gesundheit ihrer Nachkommen sorgen würden, gäbe es viel weniger Elend in der Welt.
Ich glaube, daß Drogenjunkies und Alkoholiker da deutlich andere Prioritäten setzen (müssen). Und das Thema ‚Erbkrankheiten‘ ist ein sehr großes Fass.



bis auf a) haben wir das alles auch auf der Erde. Trotzdem bekommen wir laufend Nachwuchs. Teils mit Schädigungen, teils ohne.
Ja



Machen sich Menschen im Schwarzwald Gedanken darüber, daß sie durch den Untergrund deutlich erhöhter radioaktiver Strahlung ausgesetzt sind? Ihre Nachkommen also einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind? Handeln diese Menschen gewissenlos, unethisch, wenn sie Kinder bekommen?
Du implizierst hier ein natürliches Risiko, ohne eine Quantität zu nennen.

Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland unterscheidet sich lokal (bis auf sehr kleine Gebiete) um bis zu einem Faktor 5. http://de.wikipedia.org/wiki/Strahlenbelastung#Strahlenexposition_durch_nat.C3.BCrliche_Quellen
Den weltweiten Spitzenplatz nimmt der Ort Ramsar im Iran ein (ca. 2000 betroffene Einwohner)
http://en.wikipedia.org/wiki/Ramsar,_Mazandaran#Radioactivity.

Wenn Du den Artikel zu Ramsar nachliest, dann könntest Du ein etwas präzieseres Bild zu den irdischen Risiken durch natürliche Strahlenbelastung bekommen und sehen, daß Dein Zitat nicht für das taugt, wofür Du es eingesetzt hast.



Die ländliche Bevölkerung in Indien trinkt gezwungenermaßen arsenverseuchtes Brunnenwasser, weil ihre Regierung liebr ein eigenes Weltraumprojekt auf die Beine stellt, als ihrer Bevölkerung mit sauberem Wasser zu helfen. Unethisch?
Es ist zu tiefst Menschenverachtend!

Aber das läßt sich nicht durch Deine Gegenüberstellung auflösen. Solche Probleme löst man nicht durch Umverteilung. Solches Verhalten darf sich nur ‚einfach‘ nicht lohnen.



Deutschland hat per Gesetz beschlossen, daß Forschung an Stammzellen und Embrionen unethisch ist. Alle Wissenschaftler, die dieses Thema beackern möchten, wandern jetzt ins unethischere Ausland ab.
das ist ein sehr sensibles Thema und ganz bestimmt nicht mit zwei Sätzen behandelbar. Abgesehen davon ist diese Thematik durch wissenschaftliche Fortschritte (Nobelpreis 2012 Yamanka u. Guordon) deutlich entschärft. http://www.3sat.de/page/?source=/scobel/167771/index.html



Und von dort kommt dann eines Tages eine funktionierende Therapie, die wir dann auch gerne in Anspruch nehmen werden. Das ist für mich unmoralisch. Das Risiko tragen andere Staaten/Institutionen, die Forschungsergebnisse nutzen wir dann auch.
Das siehst Du so

Ich kann nur raten wieso. Vielleicht ist Dir der Hintergrund dazu nicht bewußt? Vielleicht egal? Vielleicht stehst Du auf dem Standpunkt, daß Embryos keine Lebewesen sind? Ich weis es nicht.

Deutschland hat sich seit 1945 aus allen Kriegen auf dieser Welt raus gehalten (von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen) und diese Haltung seit dem Balkankrieg aufgegeben. Welche Haltung dabei humaner ist, Krieg oder Untätigkeit, wird nach wie vor sehr kontrovers diskutiert. Und Frau von der Leyen fordert ein stärkeres internationales Engagement der Bundeswehr http://www.welt.de/print/welt_kompa...le124250194/Wir-koennen-nicht-wegschauen.html

Ich halte aber gar nichts davon, in dieser Diskussion hier solch ein Fass aufzumachen. Eben deswegen würde ich auch bei der Diskussion zur Forschung mit embryonalen Stammzellen das nämliche Fass hier ebenso lieber nicht öffnen.



So wie den Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien...
Ja. Und auch dazu (Atomstrom) gibt es hier im Forum schon eine kontroverse Diskussion.



Die bisherigen Auswanderwellen der Menschheit basierten auf hauptsächlich auf Bevölkerungswachstum und Veränderungen der Umwelt. Die Menschen wurden durch äußere Umstände zum Wandern gezwungen. Wir haben nur von den Auswanderwellen Richtung USA halbwegs verläßliche Zahlen. 1/2 bis 2/3 der Auswanderer haben die ersten paar Jahre nicht überlebt. Krankheiten, Nahrungsmittelknappheit, Unfähigkeit/Dummheit, kriminelle Handlungen, Dürreperioden, Indianerangriffe und Kriege haben sie dezimiert.
Qualitatives Ja, ohne daß ich diese Zahlen damit bestätigen will.



Auswanderer zum Mars haben eine wesentlich bessere Chance. Sie werden mehrmals ärztlich untersucht, ehe sie losziehen dürfen. Sie müssen Lehrgänge absolvieren, psychologische Tests durchlaufen... Sie werden sich gesünder (ausgewogener) ernähren als ein Großteil der heute lebenden Menschheit. Und ihr Trinkwasser wird sauberer sein als das vieler Menschen in Afrika, Asien oder Südamerika. Sogar sauberer als das Trinkwasser der Londoner Bevölkerung...
Ja.



Wenn ich so auf Deine obigen Zitate schaue, sehe ich folgendes Plädoyer: Es gibt so viel schlimmes Unrecht auf der Welt, dagegen ist MarsOne doch eigentlich recht harmlos!

Ja, aus mancher Perspektive könnte man das so sehen.

Man könnte aber auch noch was anderes sehen: Bei all dem schlimmen Unrecht auf der Welt, kann man doch bei solch einem großartigen Projekt auch mal ein Auge zu drücken! Und das führte dann zu dem Gedanken, daß wir uns hier nicht unsere Moral abkaufen lassen sollten.

Es gab und gibt entsetzlich viel grauenhaft Menschenverachtendes auf unserer Erde. Das Beschämendste durch egoistisches kaltherziges Verhalten. Und es gibt ‚Inseln‘ (weit weg von Perfektion) wo das nicht (mehr) so ist, auch weil Menschen sich ihrer Menschlichkeit besinnen. Ich sage: Das sollte unser Leitbild sein!

Über die Modalitäten können wir diskutieren und streiten. Ob das bisher erlangte Wissen ausreicht für MarsOne, oder nicht, auch
 

mac

Registriertes Mitglied
Wenn dort etwas gravierend schief läuft, bleichen die Knochen der Auswanderer im Marssand, ehe ein Raumschiff für ihre Rückholung entworfen, gebaut und auf den Weg gebracht ist.
Ja, das ist eine alte Erfahrung.

Wenn man erst dann einen Deckel für den Brunnen herstellt, nachdem das Kind hinein gefallen ist, dann ist es für dieses Kind zu spät. Und abgesehen davon, ist es bei jeder Marsmission unter menschlicher Beteiligung auch bei viel sorgfältigerer Vorbereitung sehr schnell zu spät für Hilfe von Außen.



Die Menschheit ist prinzipiell (technisch, logistisch) dazu in der Lage, jeden Ort der Erde innerhalb von 2 oder 3 Wochen zu erreichen. Trotzdem wird kein Wissenschaftler von einem Stützpunkt auf der Antarktis in die Zivilisation evakuiert, wenn er ernsthaft erkrankt. Das ist das persönliche Risiko der Besatzungen der Forschungsstationen. Unethisch?
Die gelebte Wirklichkeit ist da schon etwas anders. Zumindest das soll bei MarsOne analog gehandhabt werden
Dann ist unter den Überwinterern also immer auch ein Arzt?

Der Arzt ist eine ganz zentrale Person. Er muss dabei sein. Wenn er vor Beginn der Überwinterung selbst krank wird oder zurück muss, braucht man dringend Ersatz. Sonst kann keine Überwinterung stattfinden. Das hat es bisher, in den letzten 30 Jahren, zum Glück nie gegeben.
http://www.n-tv.de/wissen/Frueher-haette-niemand-ueberlebt-article4981196.html Aber Kinder werden dort nicht groß gezogen, obwohl die Antarktis mit riesen Abstand Lebensfreundlicher ist, als Mars und man sogar wieder weg kann.



Ob durch die Umweltbedingungen auf Mars biologische Konsequenzen zu befürchten sind, wird die Forschung bis zum Zeitpunkt der Auswanderung beantworten können.
ich gehe davon aus, daß Du die Teilnehmer von MarsOne als ‚Auswanderer‘ einstufst und frage darauf bezogen: Wird sie das?

Aus dem was ich bisher dazu gelesen habe, geht das jedenfalls nicht hervor. Hoffen sie auf ‚Fremdforschung‘? Sind denn in den nächsten 4-7 Jahren die dazu nötigen Forschungen überhaupt geplant?



Zumindest besser beantworten können als zum jetzigen Zeitpunkt.
das kann ich kaum bestreiten – nun ist das aber nur eine qualitative Aussage ohne bezifferbaren Wert.





Ob die Auswanderer sofort nach der Ankunft auf Mars Kinder zeugen wollen, oder erst etwas abwarten, kann heute keiner sagen. Eagl, wie sie sich entscheiden, es ist ihre Sache. So wie bei allen Eltern.
So? Ist es nicht auch Sache der Kinder?



Aber heute ist man dank medizinischer Forschung in der Lage, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Im Gegensatz zu Menschen vor 500, 100 oder auch nur 60 Jahren ist heute allgemein bekannt, wie Babys entstehen. Und wie man es verhindern kann. Ein Jahresvorrat Antibabypillen wiegt nur wenige Gramm. Beim Gesamtgewicht der Ausrüßtung ist das ein vernachlässig kleiner Anteil. Selbst ein 10 Jahresvorrat für jede Auswanderin wäre "Peanuts"...
Ja.



Kannst Du Dein Unbehagen bezüglich der Strahlendosis auf der Reise sowie dem Aufenthalt auf Mars mit konkreten Zahlen untermauern? Hast Du schon mal diese Zahlen mit verschiedenen Gebieten auf der Erde bzw. Personengruppen verglichen, die höheren Dosen ausgesetzt sind? Dir Studien angesehen, welche unfreiwillig lebenslang konsumierte Strahlendosis welche Schäden am menschlichen Erbgut anrichtet?
Strahlenschutz und Anwendung von ionisierender Strahlung zur Tumortherapie bei Menschen ist mein Beruf. Ich arbeite im Bereich der medizinischen Physik.

UMa hatte einen älteren Artikel von mir, der eine wissenschaftliche Arbeit dazu (nicht von mir) vorstellt schon verlinkt.

Curiosity hat inzwischen bessere Daten für die Marsoberfläche ermittelt.

http://www.astronews.com/news/artikel/2013/12/1312-018.shtml
und
http://msl-scicorner.jpl.nasa.gov/Instruments/RAD/ um zu zeigen, daß auch Curiosity immer noch begrenzte, wenn auch schon viel bessere Messmöglichkeiten hat.

Die Sache ist, besonders wegen der relativen biologischen Wirksamkeit, ziemlich kompliziert und allein mit Gray (=Energiedosis) noch lange nicht erschlagen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Relative_biological_effectiveness
Leider gibt es dazu bisher für hochenergetische Schwer Ionen kaum Erfahrung.

Siehe aber auch:
http://futurezone.at/science/marsmission-puppe-misst-kosmische-strahlung/24.565.484
http://futurezone.at/digital-life/strahlung-macht-marsflug-zum-gesundheitsrisiko/24.597.721



Ich habe den Eindruck, daß nach Deinen persönlichen "Sicherheitsvorschriften/Ethikbedenken" weder Bergarbeiter noch Flugzeugbesatzungen Kinder zeugen dürften. Denn dieser Personenkreis ist höheren Strahlendosen ausgesetzt als der durchschnittliche Mensch...
Dieser Eindruck ist unbegründet, auch wenn Du ihn für berechtigt hältst.

Frauen im gebärfähigen Alter, die als strahlenexponierte Personen arbeiten (und damit auch in der Strahlenschutzüberwachung sind) müssen dem Strahlenschutzbeauftragten -verantwortlichen eine Schwangerschaft im eigenen Interesse zum frühest möglichen Zeitpunkt mitteilen. (Schwangerschaftstest) Der wiederum hat die Pflicht, sie so einzusetzen, daß sie den dann geltenden Grenzwert von 1 mSv berufliche Strahlenexposition pro Jahr, nicht überschreiten können. (diese Dosisangabe ist immer ohne die lokale natürliche Strahlenbelastung gemeint.) http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/strlschv_2001/gesamt.pdf §55 Abs.4

In der frühen Phase der Embryonalentwicklung führen Schäden meistens zum Abort. http://www.paradisi.de/Health_und_Ernaehrung/Anatomie/Embryo/Artikel/8834_Seite_2.php
Daher ist auch eine Konzeption im Flugzeug, oder Untertage kein außerordentlicher Auslöser für Missbildungen.



Wenn wir in unserer Gesellschaft (Deutschland) Bergarbeitern, Flugzeugbesatzungen, Arbeitern in Kraftwerken, medizinischem Personal, Alkoholikern, Drogensüchtigen, Menschen mit Erbkrankheiten sowie geistig behinderten Menschen das Recht auf Fortpflanzung zugestehen, dann muß das auch für Auswanderer zum Mars gelten. Gleiches Recht für alle. Ob jemand von diesem Recht Gebrauch macht, ist seine alleinige Entscheidung.
In den Bereichen, in denen eine beruflich bedingte Exposition auftritt, gilt ein besonderer Schutz für schwangere Frauen. Dieser wäre auf Mars, in der Form wie er hier gilt, wenn überhaupt, vielleicht durch einen 9-Monatigen Aufenthalt unter dem Marsboden erreichbar, wenn die Überlebenseinheiten entsprechend verbuddelt wären und wenn die so geborenen Kinder für 18 Jahre in diesem Strahlenschutzbereich bleiben könnten. Ob man das auf Mars so drastisch handeln muß, wie auf der Erde, läßt sich diskutieren, nur sollte man dabei nicht aus den Augen verlieren, welche Folgen eine Aufweichung nach sich zieht und welche Folgen ein ununterbrochener Untertageaufenthalt für heranwachsende Kinder hätte.

Wissen wir das?

Haben denn Eltern auf der Erde das Recht, ihre Kinder 18 Jahre lang in einen tageslichtlosen Raum, 1-2 m unter der Erde zu ‚sperren‘?

Möchtest Du, daß sie solche Rechte haben? Oder gilt dann
Gleiches Recht für alle.
nicht mehr?



Und ja, freie Selbstbestimmung ohne Schädigung eines bereits gebohrenen Dritten ist für mich das Maß aller Dinge. So steht es in der Präambel unseres Grundgesetzes...
Ja. Nur bei dem was man ‚Schädigung‘ nennen darf, scheint es ziemliche Unterschiede zu geben.

Herzliche Grüße

MAC
 
Zuletzt bearbeitet:

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

ja, zumindest "irgendwie" habe ich schon einen solchen Eindruck.
gut. Es ist mir zwar nicht bewußt, daß ich so klinge, aber es ist halt das, was bei Dir angekommen ist.

Ich kann Dir dazu nur versichern, daß ich mich nicht frustriert fühle.

Enttäuscht wäre ich, wenn dieses Unternehmen scheitert.

Frustriert wäre ich, wenn man bei einem solchen Unternehmen Menschen sehenden Auges einer der Sache völlig unangemessenen Gefahr aussetzt und sie deshalb Schaden an Gesundheit und Leben nähmen. Das kann also noch 12+ Jahre dauern und bis dahin gibt es vielleicht auch Tatsachen, die mich mit den zukünftigen Modalitäten diesem Unternehmen versöhnen?



An sich haben wir hier 2 Fraktionen, wie Du ja auch selber ansprichst:
Ja.




Ich sehe hier eher eine "Wissenschafts-Fraktion", die meinetwegen ein bisschen dem Wahn der technischen Machbarkeit, der auch den Menschen auf den Mond gebracht hat, erlegen ist, sowie eine "Ethik-Fraktion", die einfach alle Fachargumente mit Ethik-Argumenten abzuwürgen versuchen (so jedenfalls empfinde ich das) und dabei sämtliche herangezogene Studien in "ihrem Sinne" interpretieren und Einwände, auch wenn sie rein fachlicher Natur sind, nicht gelten lassen.
Ja. Allerdings sehe ich die Verteilung der Adjektive anders.

Es gibt die Fraktion der Abenteurer und Hasadeure (das ist mit Sympathie gemeint)

Und die wissenschaftliche Fraktion, die den Weg, den Europäer und Amerikaner eingeschlagen haben für den zwar vielleicht langsameren, aber dafür effektiveren Weg hält, einfach deshalb weil wir den beobachteten Effekten mindestens so weit auf den Grund gehen sollten, daß wir eine einigermaßen verläßliche Wissensbasis haben.


Letztmals habe ich eine solche Fraktionen-Bildung beim LHC wahrgenommen, wobei hier natürlich die Voraussetzungen insofern völlig anders waren, weil einerseits das Restrisiko erheblich kleiner war als bei der MarsOne-Mission, dafür aber im Schadensfall alle Menschen betroffen waren und nicht nur einige wenige Freiwillige, die numerisch nicht einmal die Opferzahl des Autoverkehrs an einem Wochenende in einem kleinen Land wie der Schweiz erreichen.
Deine innere Nähe zu dieser Sicht war spätesten nach Deinem ‚Licht aus‘ Szenario unübersehbar.

Ich teile diese Auffassung gar nicht. Das hättest Du eigentlich auch schon selber wissen können, wenn Du Dir meine ‚Rolle‘ bei der LHC-Debatte vor Augen gehalten hättest. Die passt ganz und gar nicht zu Deiner Einschätzung und das auch mit guten Gründen.




Ich denke, dass die Wissenschafts-Fraktion sich von Fachargumenten leiten lässt und die Ethik-Fraktion von pauschal-diffusen Ängsten. Ich habe das nun bewusst sehr allgemein gehalten und will - zumindest an dieser Stelle - auch keine Wertung mit diese beiden Argumentations-Grundlagen verbinden, sondern vielmehr verstehen, warum diese oder jene Argumentations-Basis verwendet wird.
Deine Einschätzung kann auch daran liegen, daß Dir sehr wichtige Informationen fehlen und Du auch das gar nicht weißt.

Was mich bei der Diskussion zwischen Dir und mir wundert, Du vermittelst hier ein Bild, als hättest Du alle essentiell wichtigen Informationen um für Dich ausreichend sicher sagen zu können: Das hat gute Chancen zu einem Erfolg zu werden.

Frage ich Dich aber nach Deinen Informationen, dann kommt nichts, was ich nicht auch schon weiß.

Hier gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder Du gehst (Symbolisch) zuversichtlich durch ein Schlangennest, weil Du keine Ahnung von den einzelnen Arten und ihrer Gefährlichkeit hast, oder Du kennst sie alle und kannst ihnen aus dem Wege gehen, klärst mich aber dazu nicht auf.

Das erste kann naiv wirken (es könnte natürlich auch gut gehen, wenn Du schnell genug, geschickt genug bist und Glück hast, beim Zweiten hättest Du meine Hochachtung.

Mein Stand ist, um in dieser Symbolik zu bleiben: Ich kenne einige, aber lange nicht alle und wie harmlos oder nicht harmlos sie sind, weiß ich nur von ganz wenigen. Das kann auf den Naiven ängstlich wirken und das kann auf den Wissenden ängstlich wirken, besonders dann wenn er weiß wie man die Klippen meiden kann.



Dass ich das ganze jetzt noch nicht mit einer Wertung verbinden möchte lässt sich ganz einfach damit rechtfertigen, dass die Fachargumente einer gewissen Wissenschaftsgläubigkeit entspringen können und entsprechend unkritisch hinterfragt werden und die pauschal-diffusen Ängste durch entsprechende Erfahrungen aus anderen Bereichen begründbar sein mögen.

Das, was dann die beiden Fraktionen "vertreten", folgt dann erst aus der individuellen Umsetzung der jeweiligen Argumentations-Basis, wobei ich es an dieser Stelle noch spannend finde, dass aus einer Fachargument-Sicht die freie Selbstbestimmung in den Vordergrund rückt und aus einer Ethik-Sicht die Sicherheit, die ich eher als Bevormundung empfinde, in den Vordergrund rückt.
Ja.

Herzliche Grüße

MAC
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

- Eingraben: Eine mögliche Kolonie wird zuerst auf der Oberfläche errichtet und anschließend durch Marsboden abgedeckt. Diese Methode würde nicht nur vor Strahlung, sondern auch vor kleinen Meteoriten schützen, die durch die Atmosphäre bis zum Marsboden gelangen.

- Panzerung der Gebäude: Unter Verwendung vorhandener Ressourcen oder auch mit mitgebrachten Materialien ließe sich eine absorbierende Verstärkung der Decke erreichen.

- Abschirmung mit Wasser: Wasser hat strahlungsdämpfende Eigenschaften. Die Wassertanks (Kühlwasser, Abwasser, Trinkwasser) können flächig über den Aufenthaltsräumen angeordnet werden.

- Abschirmung mit künstlichen Magneten: Bei genügender Energieversorgung könnte man große elektromagnetische Felder als Ersatz für das fehlende Marsmagnetfeld zur Ablenkung von schnellen Ladungsträgern verwenden.

- Durch natürliche Formationen: Es ist bekannt, dass es auf der Marsoberfläche regional starke Unterschiede im Magnetfeld gibt. Bei der Einrichtung einer Kolonie in einem solchen Gebiet relativ starker Feldstärke könnte sie durch diese natürlichen Felder geschützt werden.
Und was davon soll bei MarsOne umgesetzt werden? Weiß man, welches Flächengewicht dazu geplant werden muß?

Herzliche Grüße

MAC
 

zabki

Registriertes Mitglied
Und ja, freie Selbstbestimmung ohne Schädigung eines bereits gebohrenen Dritten ist für mich das Maß aller Dinge. So steht es in der Präambel unseres Grundgesetzes...

Hallo Sissy,

unsere Rechtsordnung hat jedenfalls auch Anteile von "Paternalismus" (Schutz vor Selbstschädigung), z.B. Anschnallpflicht im Straßenverkehr, jedes Schild "Baden verboten" ("Achtung Lebensgefahr" täte es ja auch), sogar so etwas wie das "Verbot von Zwergenwurf".

Dies nur als Anmerkung, ich will jetzt keine Schlüsse für MarsOne daraus ziehen.
Grüße, zabki
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Hallo Ralf,

hattest Du hier nicht eine konkrete Zahl genannt, ohne sie zu begründen?

Hallo Mac,

zabki hatte das geschrieben:

zabki schrieb:
Wenn man jahrelang z.B. eine Primatenkolonie auf dem Mond beobachtet hat, und dann ist alles im grünen Bereich, kann man über MarsOne ja nochmal reden.
Ich habe das ein bisschen konkretisiert und dann zusammenaddiert, wobei ich die Flugzeiten zu den Himmelskörpern der Einfachheit halber zu 0 gesetzt habe. Ich wäre sogar ausserordentlich überrascht, wenn man das in 80 Jahren schafft. Und selbst wenn: bis dahin wird zabki vermutlich noch ein Experiment finden, welches man auch noch unbedingt vor MarsOne durchführen müsse.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

ralfkannenberg

Registriertes Mitglied
Und was davon soll bei MarsOne umgesetzt werden? Weiß man, welches Flächengewicht dazu geplant werden muß?
Hallo Mac,

darum geht es doch gar nicht, jedenfalls nicht am heutigen Tag. Es war festgestellt worden, dass die Strahlenbelastung unzulässig hoch sei, irgendwo wurde noch eingeräumt, dass dabei veraltete Zahlen verwendet wurden, aber selbst wenn diese veralteten Zahlen richtig sind: es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen.

Also ist der Einwand der Strahlenbelastung kein stichhaltiges Argument, die ganze Mission verbieten zu wollen, sondern allenfalls ein Argument, hier noch etwas nachbessern zu müssen.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
Oben