Hallo zusammen,
bis die Bilder kommen erlaube ich mir einmal, die Hyaden etwas näher vorzustellen. Sie sind neben den nicht minder prominenten Plejaden ein Sternhaufen im Sternbild Stier und da beide Sternhaufen in der Nähe der Ekliptik stehen, ziehen der Mond und die Planeten öfters durch sie hindurch bzw. ein Komet an ihnen vorbei. Deswegen werden die beiden Sternhaufen oftmals auch als das "Goldene Tor der Ekliptik" bezeichnet.
Nach dem Bärenstrom, dem die inneren Sterne des Grossen Wagen angehören, also Merak, Phekda, Megrez, Alioth und Mizar sowie der Augenprüfstern Alkor und auch 78 UMa, der "Augenprüfstern von Alioth", aber auch der zweithellste Fuhrmannstern Menkalinan sowie die Gemma in der Nördlichen Krone, bilden die Hyaden den zweitnächsten offenen Sternhaufen von uns. Liegen die Mitglieder des Bärenstromes rund 80 Lichtjahre von uns entfernt, so sind die Hyaden knapp doppelt so weit im Abstand von rund 150 Lichtjahren entfernt. Ähnlich wie beim Bärenstrom gibt es Sterne, die sich noch im Inneren des Sternhaufens befinden, sowie andere, die sich vom Zentrum ihres Sternhaufens bereits entfernt haben.
Im Folgenden werde ich mich auf die inneren Sterne der Hyaden beschränken; falls Interesse an einer allgemeinen Einführung der Hyaden besteht, so kann ich dies in einem eigenen Thread tun.
Die Hyaden sehen nach ihrem Aufgang - am Abendhimmel ist das im Herbst - wie ein übergrosses Grösser-Zeichen aus, welches auch in der Mitte beider Schenkel einen Stern hat und dessen unterer linker Stern ein Vordergrundstern ist, nämlich der Hauptstern des Stieres Aldebaran. Aldebaran kommt al-dabarān und ist der Name einer arabischen Mondstation - das sind die Vorläufer der Tierkreiszeichen - und bedeutet "der, der (der Mondstation aṯ-ṯurayyā, das sind die Plejaden) nachfolgt".
Inzwischen haben wir April und da sind die Wintersterne weitergezogen und stehen tief im Westen und die Hyaden sehen nun wie ein übergrosses V aus, welches in der Mitte beider Schenkel einen Stern hat und dessen oberer linker Stern der Vordergrundstern Aldebaran ist.
Die übrigen Sterne des "V" sind die 5 hellsten Hyadensterne, wobei in der Mitte des linken Sternes zwei Sterne nahe beieinander stehen, das sind die beiden in diesem Thread schon oft genannte "theta-Sterne", nämlich auf der Aussenseite der hellste Hyadenstern theta(2) Tauri und auf der Innenseite der fünfthellste Hyadenstern theta(1) Tauri. Zwar ist theta(1) Tauri fast 10 Lichtjahre weiter von uns entfernt als theta(2) Tauri - das ist immerhin der Abstand von der Sonne zum Sirius, dennoch ist theta(2) Tauri auch absolut der hellste Hyadenstern.
Er ist nach Aldebaran am Auge des Stieres, El Nath am Horn des Stieres, der Plejade Alcyone sowie zeta Tauri am zweiten Horn des Stieres der fünfthellste Stierstern.
Der zweithellste Hyadenstern steht auf der anderen Schenkelseite oben, also gegenüber von Aldebaran, und heisst "Ain" - beide Aldebaran und Ain markieren das rot unterlaufene Auge des Sternbildes Stier. Ain ist eine Zehntel Grössenklasse schwächer als theta(2) Tauri; Ain ist der siebthellste Stierstern.
Der sechsthellste Stern des Sternbildes ist übrigens lamda Tauri, der Stern, auf den das "V" der Hyaden wie ein Pfeil weist, und der von blossem Auge gleichhell wie der hellste Hyadenstern theta(2) Tauri ist.
Geht man von den Hyaden über den sechsthellsten Stierstern lamda Tauri gleich viel weiter, so gelangt man zum achthellsten Stierstern omicron Tauri, der eine weitere Zehntel Grössenklasse schwächer ist, und rechts von ihm zum zwölfthellsten Stierstern xi Tauri, der eine weitere Zehntel Grössenklasse schwächer ist.
Alle diese Stiersterne sehen aus wie eine grosse Stimmgabel, die nahe des Horizontes bei omicron Tauri und xi Tauri neben ihm anfängt und deren Zinken sich bei den Hyaden aufspalten und in den beiden Hörnersternen El Nath und zeta Tauri endet.
Der neunthellste Stierstern ist die Plejade Atlas und der zehnthellste Stierstern ist der dritthellste Hyadenstern gamma Tauri an der unteren Spitze des "Hyaden-V".
Der elfhellste Stierstern ist der Plejadenstern Elektra und der dreizehnthellste Stierstern dann der vierthellste Hyadenstern delta(1) Tauri in der Mitte des rechten Schenkels vom "Hyaden-V".
Der vierzehnthellste Stierstern - fast gleichhell - ist dann der Nachbarstern des hellsten Hyadensternes, das ist theta(1) Tauri und der fünfzehnthellste Stierstern ist der Plejadenstern Maia.
Ich habe nun also die 15 hellsten Sterne des Stieres aufgelistet, unter denen sich auch 4 Plejadensterne und alle hellen Hyadensterne befinden.
Zurück zu den Hyaden:
Der hellste Hyadenstern ist also der fünfthellste Stierstern theta(2) Tauri und rechts neben ihm befindet sich der fünfthellste Hyadenstern theta(1) Tauri.
Der zweithellste Hyadenstern Ain befindet sich auf der anderen Seite als Aldebaran und der dritthellste Hyadenstern unten an der Spitze des Hyaden, das ist der Stern gamma Tauri. Verbleibt noch der vierthellste Hyadenstern delta(1) Tauri; er befindet sich gegenüber der beiden theta-Sterne in der Mitte des rechten Schenkels des "Hyaden-V".
Diese Hyaden-Sterne lassen sich alle sehr einfach im Feldstecher sehen. Geht man von delta(1) Tauri geringfügig entlang des rechten Hyadenastes in Richtung Ain - geringfügig heisst hier: "rund ein Drittel des Weges", so gelangt man zum Stern delta(3) Tauri; er ist der sechsthellste innere Hyadenstern und immerhin gleichhell wie der sechsthellste Plejadenstern Taygeta, also fast so hell wie der fünfthellste Plejadenstern Merope, damit auch ihr Name mal genannt ist. Geht man vom mittleren Stern des rechten Hyadenastes, also dem vierthellsten Hyadenstern delta(1) Tauri, nicht nach oben, sondern in Richtung des linken Hyadenastes, so sieht man im Feldstecher ganz einfach einen weiteren Hyadenstern, das ist delta(2) Tauri. Delta(2) Tauri ist etwas weniger hell als delta(3) Tauri.
Und unterhalb der beiden theta-Sterne, rund ein Drittel des Weges zum dritthellsten Hyadenstern gamma Tauri unten an der Spitze des "Hyaden-V", sieht man auch noch den Stern 71 Tauri, das ist der siebsthellste innere Hyadenstern. Die sieben hellsten inneren Hyadensterne haben ähnlich wie auch die sieben hellsten Sterne der Plejaden auch Namen.
So, nun haben wir alle Zutaten für die Mondbedeckung beisammen:
Der Mond ist also entlang des linken Hyadenastes nach oben gewandert. Dabei hat er je nach Standort noch vor Ende der Dämmerung den siebthellsten inneren Hyadenstern 71 Tauri bedeckt, zog dann höher und hat kurz nach 22 Uhr MESZ zuerst den fünfthellsten Hyadenstern theta(1) Tauri und rund 2 Minuten später den Hyadenstern theta(2) Tauri bedeckt.
Wir halten inne.
Wir haben oben gesehen, dass es um den mittleren Hyadenstern delta(1) Tauri eine kleine sehr einfach im Feldstecher sichtbare Sterngruppe gibt, die aus dem sechsthellsten inneren Hyadenstern delta(3) Tauri sowie dem Hyadenstern delta(2) Tauri besteht.
Auf der anderen Seite, also in der Mitte des linken Schenkels vom "Hyaden-V", haben wir ja bereits die beiden theta-Sterne kennengelernt. Sie stehen in einem fast gleichseitigen Dreieck, dessen beide anderen Ecken durch den Hintergrundstern 75 Tauri in Richtung des vierthellsten Hyadensternes delta(1) Tauri sowie den Hyadenstern HD28527 (HIP21029) in Richtung Aldebaran gebildet werden.
Spiegelt man den Hintergrundstern 75 Tauri am linken Hyadenast, so gelangt man zu 3 Sternen 5. und 6. Grösse, die wie auf einer Linie angeordnet sind, das sind von unten nach oben die Sterne 80 Tauri, 81 Tauri und 85 Tauri. Diese Spiegelung ist etwas besser, wenn man in dem gleichseitigen Dreieck einfach nur den Hintergrundstern 75 Tauri an den beiden anderen Sternen dieses Dreiecks, also theta(2) Tauri und HD28527 (HIP21029) spiegelt.
Der Mond ist nun gerade hier durchgezogen:
Er hat theta(1) Tauri und kurz darauf den hellsten Hyadenstern theta(2) Tauri bedeckt und ist durch den Korridor, der vom Hintergrundstern 75 Tauri an der Spitze dieses Dreiecks sowie dem unteren Teil der Flanke, die durch 80, 81 und 85 Tauri gebildet wird (also den Sternen 80 und 81 Tauri), hindurchgezogen.
Dabei kam er nach einer Stunde an der oberen Ecke dieses gleichseitigen kleinen Dreiecks an, am Stern HD28527 (HIP21029), den er dann auch bedeckt hat, kurz nachdem oder - je nach Standort bevor - er die theta-Sterne wieder freigegeben hat.
Danach ist er dann in Richtung 85 Tauri an der linken Flanke weitergezogen, den er kurz vor Untergang der Hyaden noch bedeckt hat, was ich aber nich tmehr beobachten konnte.
Freundliche Grüsse, Ralf