Brauchen wir die Kernenergie?

hardy

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Hier ist der Originalartikel: http://www.sciencemag.org/content/325/5946/1378.short Offenbar geht McErloy bis 2030 "nur" vom doppelten des heutigen Verbrauchs aus, nicht dem siebenfachen, wie im von dir verlinkten Artikel behauptet.

In dem von Solarius verlinkten Artikel zur Studie von McErloy ist von 25*10^12 kWh (25'000 TWh) die Rede, welche ein landesweites Netz von Windrädern in China jährlich produzieren könnte.
Der heutige jährliche Stromverbrauch Chinas beträgt 4'190 TWh (vgl. mein Beitrag #1060).
25'000/4'190 = 6.
 
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UMa

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Hallo hardy, hallo Solarius, Bynaus und die anderen
Die Prognose für die Windkraft kenne ich nicht.

Aber ich. 200GW für 2020, 400GW für 2030 und 1TW für 2050.

Ich habe die
"China Wind Energy Development Roadmap 2050"
http://www.iea.org/papers/roadmaps/china_wind.pdf
der International Energy Agency (IEA) und des Energy Research Institute (ERI) of the National Development and Reform Commission (NDRC) in der englischen Übersetzung (das Original ist chinesisch) gefunden.

Daraus:
Es wird angenommen, dass der chinesische Stromverbrauch
2020 8000 TWh
2030 10000 TWh
2050 13000 TWh
beträgt. (Meine persönliche Enschätzung ist, dass die Werte nach 2020 entweder extreme Energiesparmaßnahmen oder eine deutliche Reduktion des Wirtschaftswachstum nach 2020 erfordern, da die Wachstumsraten nur noch bei 2.3% bzw. 1.3 % liegen und der Anteil des Stroms am Gesamtenergieverbrauch weiter zunehmen soll.)

Geplanter Windenergieausbau
Jahr Kapazität, Anteil am Stromverbrauch, Windstromerzeugung
2020 200 GW 5% (400 TWh)
2030 400 GW 8.4 % (840 TWh)
2050 1000 GW 17% (2200 TWh)

Auch wenn das im Jahre 2050 etwa die Hälfte des heutigen Stromverbrauchs ist, sind es nur 17% des Stromverbrauch im Jahre 2050.

Der Ist-Stand bei der Windenergie nach
http://en.wikipedia.org/wiki/Wind_power_by_country
Ende 2009 26 GW
Ende 2010 45 GW
Ende 2011 63 GW

Grüße UMa
 

Alex74

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Paßt gerade zum Thema:

USA genehmigen erstmals seit 1978 Neubau von Kernkraftwerken.

Interessantes im Artikel:
Der Schaden durch Fukushima wird mit "gerade mal" 10.000 Obdachlosen beziffert. Angesichts all der Panik in Deutschland um verstrahlte Japaner und Fische (letzteres ist schlimmer weil wir die essen :rolleyes: ) und Vergleiche mit Tschernobyl ist das....hm....
Symptomatisch die Nennung des Ringens um die grenznahen französischen KKW, was auch hier wieder mal zeigt daß der größte Wahlsieg einer Anti-KKW-Partei in Deutschland zur Sicherheit so oder so nichts beitragen kann.
Unnötig in meinen Augen: mal wieder die Nennung der ominösen "mächtigen Pro-Kernkraft-Lobby" in den USA....dabei ist Obama selbst ein bekennender Befürworter. Wozu also eine Lobby? Es macht den Eindruck daß der Artikel daher (wieder mal) böse Mächte im Hintergrund beschwören will um Antistimmung zu erzeugen.

Gruß Alex
 

hardy

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Danke, UMa, für die Zahlen/Prognosen zum Stromverbrauch und zum Windenergieausbau in China.
Je nach Quelle fallen die Prognosen z.T. recht unterschiedlich aus.
Beispiel: Für das Jahr 2020 hast du 200 GW installierte Windradkapazität angegeben, ich gab 100 GW an.

Es sieht so aus, als ob China die Windkraft und die Kernkraft in ähnlichem Tempo ausbaut.
Für das Jahr 2030 werden 400 GW durch Windkraft ("deine" Zahl) und 300 GW durch Kernkraft ("meine" Zahl) anvisiert.

Zum Stromverbrauch Chinas:
Von 2010 - 2020 wird er sich gemäss Prognose verdoppeln, von 2020 - 2030 dagegen nur um den Faktor 1,25 ansteigen.
Du hast recht: Nach 2020 wird etwas geschehen ... :)

Gruss hardy
 

Bynaus

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In dem von Solarius verlinkten Artikel zur Studie von McErloy ist von 25*10^12 kWh (25'000 TWh) die Rede, welche ein landesweites Netz von Windrädern in China jährlich produzieren könnte.
Der heutige jährliche Stromverbrauch Chinas beträgt 4'190 TWh (vgl. mein Beitrag #1060).
25'000/4'190 = 6.

Möglicherweise verwechseln sie Nennleistung und Durchschnittsleistung? Im (frei zugänglichen) Abstract der Studie auf jeden Fall steht es explizit:

it is concluded that wind could accommodate all of the demand for electricity projected for 2030, about twice current consumption

Wie erwähnt darf man hier nicht vergessen, dass das nur der Strom ist, der ans Netz geliefert wird. Wieviel davon nach Abzug der Speicherverluste noch beim Verbraucher ankommt, ist eine andere Frage. Und natürlich werden hier, wie überall sonst auch, Elektromobilität etc. vernachlässigt.
 

hardy

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Paßt gerade zum Thema:

USA genehmigen erstmals seit 1978 Neubau von Kernkraftwerken.

Es macht den Eindruck daß der Artikel daher (wieder mal) böse Mächte im Hintergrund beschwören will um Antistimmung zu erzeugen.

Hallo Alex,

der "Spiegel" ist ja für seine einseitig negative Haltung zur Kernenergie bekannt.
Statt auch etwas über die neuartigen Sicherheitsmerkmale des "AP1000", der zur Generation 3+ gehört, zu berichten, verbreitet man sich über die Atomlobby in den USA (als ob es dort keine Lobby der Öl- und Kohleindustrie gäbe :)).

Den "AP1000" (nicht einmal diese korrekte Bezeichnung kann der "Spiegel" nennen :() zeichnen passive Sicherheitsmerkmale aus.
Nach Auslegungsstörfällen wird der Reaktor für 72 Stunden ohne Eingriffe des Betriebspersonals und ohne Komponenten, die Wechselstrom benötigen (ohne Notstromdiesel und Pumpen!), in einen sicheren, d. h. abgeschalteten und kühlbaren Zustand überführt. Die Wärmeabfuhr aus dem Reaktorkern und dem Containment erfolgt durch die Ausnutzung passiver Mechanismen wie Schwerkraft und Naturumlauf sowie den Einsatz komprimierter Gase (Energiespeicher). Natürlich braucht es eine Gleichstromversorgung (Akkus) zur Ansteuerung von Ventilen u. ä.

Genaueres findet man unter http://www.ap1000.westinghousenuclear.com/.

In China sind übrigens bereits vier AP1000 im Bau (Standorte Sanmen und Haiyang):

Sanmen-1 seit April 2009 (Inbetriebsetzung für 2013 geplant)
Sanmen-2 seit Dezember 2009
Haiyang-1 seit September 2009
Haiyang-2 seit Juni 2010

Gruss hardy
 

hardy

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Möglicherweise verwechseln sie Nennleistung und Durchschnittsleistung? Im (frei zugänglichen) Abstract der Studie auf jeden Fall steht es explizit:

Hallo Bynaus,

die Aussage im Abstract der Studie entspricht in etwa den Angaben, die UMa und ich machten:
Der gegenwärtige chinesische Stromverbrauch (2010) beträgt rund 4200 TWh (hardy).
Der Stromverbrauch im Jahre 2030 wird auf 10000 TWh prognostiziert (UMa), das ist das 2,4-fache des gegenwärtigen.

Nun will ich aber nicht weiter auf Zahlen der Studie herumhacken.
Ich frage mich nur, warum man eine solche Studie für China und nicht auch für die USA durchgeführt hat ... oder hat man?

Gruss hardy
 

UMa

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Hallo Bynaus,

im von dir verlinken Paper, das von 2009 ist, steht, dass, wenn man alle möglichen (mit 'favorable wind resources', Kapazitätsfaktor von >=20%) Standorte mit 1,5 MW Turbinen vollstellen würde 24,7 PWh pro Jahr Strom erzeugen könnte (und man nicht auf die Kosten achtet), was mehr als das 7-fache des heutigen (offensichtlich 2008, auch wenn es nicht explizit da steht) Stromverbrauchs von 3,4 PWh ist. Wenn man Kosten von max 0,516RMB/kWh akzeptiert sind es bis zu 6,96PWh, was mehr als das doppelte des heutigen (2008) Verbrauchs von 3,4PWh ist. Die 6,96PWh wird als vergleichbar mit dem projezierten Verbauch im Jahre 2030 bezeichnet.

Beides sind hypothetische Werte, da man unter Umständen das Land noch für etwas anderes baucht.
Anschluss an das Netz, Verteilung und Speicherung werden explizit nicht berücksichtigt. Die Lage der Windresource ist wie im Bild ersichtlich eher ungünstig. Im dicht besiedelten Südosten gibt es kaum welche, dafür aber vor allem im Norden.

Konkret vorgeschlagen wird 640GW Windenergie bis 2030 zu installieren, was bei einem mittleren Kapazitätsfaktor von 30% (finde ich eher hoch), die projezierten CO2-Emissionen um 30% reduzieren könnte (im Vergleich zu Kohle). Dies entspräche 1,68 PWh Strom aus Windenergie im Jahre 2030. Also ca. 24% des projezierten Verbauchs von ca. 7PWh

Grüße UMa
 

UMa

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Hallo hardy,

ich habe mich gefragt, ob die 8000 TWh für 2020 nicht etwa zu hoch sind, da im Paper von ca. 6,96 PWh für ca. 2030 ausgegangen war.
Beispielsweise gibt der EIA IEO2011 nur einen geringen Anstieg der chinesischen Stromproduktion in den nächsten Jahren und nur 6041 TWh im Jahre 2020
http://www.eia.gov/oiaf/aeo/tablebr...IEO2011&region=0-0&cases=Reference-0504a_1630
Aus den IEO, für China in Prognosen TWh (außer IEO2011 für 2010 vermutlich ist-Wert)
für Jahre 2010 2015 2020 2025 2030 2035
IEO2009 3968 4944 6079 7338 8547 -----
IEO2010 ----- 4611 5981 7476 9014 10555
IEO2011 4201 5011 6041 7322 8562 9583

Dagegen gehen chinesischen Quellen im Jahre 2011 von 8000 TWh im Jahre 2020 (siehe meinen vorletzten Post) und nun
http://news.xinhuanet.com/english2010/china/2010-12/21/c_13658772.htm
von 8200 TWh aus, bei 6270 TWh im Jahre 2015

Daher habe ich nach den Ist-Werten für die letzten Jahre gesucht.

China elektr. Produktion (gerundet auf 0,1 PWh)

1971-2009 in Graphic der IEA
http://www.iea.org/stats/pdf_graphs/CNELEC.pdf

weitere Werte aus engl. Wikipedia und
http://news.xinhuanet.com/english2010/china/2011-01/17/c_13693802.htm
http://news.xinhuanet.com/english/china/2011-12/14/c_131306673.htm
http://news.xinhuanet.com/english/china/2012-01/10/c_131352983.htm

vorher siehe IEA-Graphic
2008 3,4 PWh
2009 3,7 PWh
2010 4,2 PWh
2011 4,7 PWh

Linear extrapoliert mit +0,5 PWh /Jahr ergebe das für 2020 schon 9,2 PWh (und 6,7 PWh für 2015). Es scheint mir so, als ob die neueren höheren Werte aus chinesischen Quellen für die chinesische Stromproduktion besser sind, und die Werte aus dem IEO zumindest für die nächsten Jahre (viel) zu niedrig progostiziert sind.

Grüße UMa

Nachtag:

Aus dem einen Link von oben
http://news.xinhuanet.com/english/china/2011-12/14/c_131306673.htm
die Verteilung der Investitionen in der Stromerzeugung
Jan -Nov 2011 (11 Monate)
309,3 billion yuan (48.8 billion U.S. dollars, beachte 1 billion= 1 Milliarde) darunter
78,2 (25%) Hydro power
91,5 (30%) Thermal power (Fossil, hauptsächlich Kohle??, und Erdgas)
65,6 (21%) Nuclear power
64,2 (21%) Wind power
9,8 (3%) Sonstiges (Weder Fossil, Hydro, Nuclear, Wind, also vermutlich hauptsächlich Sonne und Biomasse )
 
Zuletzt bearbeitet:

UMa

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Hallo,

noch weitere Nachträge.
Die 309,3 billion yuan im Nachtrag oben müssen sich auch einen kürzeren Zeitraum als 11 Monate bezeigen, vielleicht 5-6 Monate? In einem anderen der Links stehen 705 billion yuan für 2010 bzw 770 billion yuan für 2009 (8.45% Rückgang 2009-2010), was mit anderen Angaben übereinstimmt. Auch wären sonst die Kosten pro GW installierter Leistung etwas sehr niedrig, so billig sind die Kraftwerke auch in China nicht.

Bei BP im Statistical Review of World Energy 2011
http://www.bp.com/sectiongenericarticle800.do?categoryId=9037130&contentId=7068669
habe ich ein xls-File gefunden mit detailierten Angaben zu u.a. der Elektrizitätsproduktion in China (und andern Ländern) 1990 bis 2010

Chinesische Stromerzeugung in TWh
Daraus (Ren=Erneuerbare ohne Wasserkraft)
Jahr Gesamt Hydro Kern. Ren Fossil
2000 1356 223 17 3 1113
2001 1481 278 18 3 1182
2002 1654 288 25 4 1337
2003 1911 284 43 4 1580
2004 2203 354 51 5 1795
2005 2500 397 53 4 2046
2006 2866 436 55 6 2369
2007 3282 485 62 8 2726
2008 3467 585 68 16 2798
2009 3715 616 70 31 2998
2010 4207 721 74 54 3358
(2011 4700 )

Jahr Hydro Kern. Ren Fossil
2000 16.4% 1.2% 0.2% 82.1%
2001 18.7% 1.2% 0.2% 79.8%
2002 17.4% 1.5% 0.2% 80.8%
2003 14.8% 2.3% 0.2% 82.7%
2004 16.0% 2.3% 0.2% 81.5%
2005 15.9% 2.1% 0.2% 81.8%
2006 15.2% 1.9% 0.2% 82.7%
2007 14.8% 1.9% 0.2% 83.1%
2008 16.9% 2.0% 0.5% 80.7%
2009 16.6% 1.9% 0.8% 80.7%
2010 17.1% 1.8% 1.3% 79.8%

Grüße UMa
 

Entro-Pi

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Linear extrapoliert mit +0,5 PWh /Jahr ergebe das für 2020 schon 9,2 PWh (und 6,7 PWh für 2015). Es scheint mir so, als ob die neueren höheren Werte aus chinesischen Quellen für die chinesische Stromproduktion besser sind, und die Werte aus dem IEO zumindest für die nächsten Jahre (viel) zu niedrig progostiziert sind.

Die Chinesen haben erst vor wenigen Jahren angefangen Energieeffizienz in ihr Energiekonzept einzuplanen. Die stehen da praktisch noch am Anfang. Setzen die das konsequent um, dann sind da innerhalb der nächsten 8 Jahre 10+% Ersparnis durchaus denkbar. Im Gegensatz zum Großteil der Welt haben die Geld wie Heu, um solche Programme zu subventionieren. Und davon profitiert das Land ja sowohl kurzfristig (Sanierungsmaßnahmen heute = Jobs & Umsatz auf dem Bau heute) als auch langfristig (höhere Effizienz = niedrigere Energiekosten).

Außerdem ist auch klar, daß die chinesische Wirtschaft nicht endlos so weiter expandieren wird wie bisher. Die Regierung hat erst neulich die Prognosen gesenkt. Man kann also die Wachstumsraten schon deswegen nicht einfach auf die Zukunft extrapolieren.

Interessant ist jedoch, daß rund ein Fünftel der Investitionen auf Nuklearenergie entfällt. Ich wage zu bezweifeln, daß in 8 Jahren ein fünftel der chinesischen Energie aus Kernkraft gewonnen wird. Sollten fossile Brennstoffe nicht innerhalb weniger Jahre unbezahlbar werden, dann wird sich das nächste Nukleardesaster ereignet haben bevor China von AKWs abhängig ist. Und infolge dessen wird auch China sich endgültig von dieser Technologie distanzieren.
 

Bynaus

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Und infolge dessen wird auch China sich endgültig von dieser Technologie distanzieren.

Es bleibt zu hoffen, dass zumindest China in dieser Frage nicht so kurzsichtig handelt wie Deutschland und vielleicht auch die Schweiz. Hier zeigt sich leider einer der grössten Nachteile der Demokratie: das, was die Mehrheit will, ist nicht immer unbedingt das, was wir wirklich brauchen.

Die ~80% fossile Energie sind die objektiv viel grössere Bedrohung (nur schon durch Luftverschmutzung) als die paar % Nuklearenergie. Ein schneller Ausbau letzterer in China würde deshalb vielen Menschen das Leben retten und würde die Aussichten, die Klimaerwärmung zu begrenzen, zumindest etwas aufhellen. Ein gleich schneller Ausbau der Erneuerbaren ist nur schon wegen der fehlenden Speicherung unrealistisch, unbezahlbar und wegen des enormen Platz- und Ressourcenbedarfs letztlich auch unökologisch.
 

UMa

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Hallo Entro-Pi,

Die Chinesen haben erst vor wenigen Jahren angefangen Energieeffizienz in ihr Energiekonzept einzuplanen. Die stehen da praktisch noch am Anfang. Setzen die das konsequent um, dann sind da innerhalb der nächsten 8 Jahre 10+% Ersparnis durchaus denkbar.
Nur 10% Verbesserung der Energieeffizenz bis 2020 wäre noch schlimmer.

Der elfte bzw. zwölfte chinesische Fünfjahresplan sah bzw. sieht vor die Energieeffiziens um 20% von 2005 bis 2010, sowie bis 2015 um weitere 16% zu verbessern.
Beispielweise wurden von 2006 bis 2010 über 70GW an alten ineffizenten Kohlekraftwerken geschlossen.

Nur verzögert so was bei über 10% Wachstum pro Jahr das ganze nur um ein paar Jahre.

Außerdem ist auch klar, daß die chinesische Wirtschaft nicht endlos so weiter expandieren wird wie bisher. Die Regierung hat erst neulich die Prognosen gesenkt. Man kann also die Wachstumsraten schon deswegen nicht einfach auf die Zukunft extrapolieren.
Ja, aber ein Rückgang des chinesichen Wachstums wurde schon seit 20 Jahren erwartet, warum soll es gerade diesmal der Fall sein? Natürlich schlägt die Krise in den USA und jetzt schon wieder in Europa auch auf die chinesischen Exporte und damit auf China durch, aber mehr als ein kurzzeitiger Effekt würde mich jetzt eher überraschen.

Ich wage zu bezweifeln, daß in 8 Jahren ein fünftel der chinesischen Energie aus Kernkraft gewonnen wird.
Es sind für 2020 m.W. 5-6% geplant.

Sollten fossile Brennstoffe nicht innerhalb weniger Jahre unbezahlbar werden, dann wird sich das nächste Nukleardesaster ereignet haben bevor China von AKWs abhängig ist. Und infolge dessen wird auch China sich endgültig von dieser Technologie distanzieren.
Das China unnötig seinen Kollaps beschließt, halte ich eher für unwahrscheinlich.

Grüße UMa
 

Bynaus

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Interessant zu lesen, wenn auch keine Überraschung: http://www.smartplanet.com/blog/intelligent-energy/nuclear-down-co2-up-in-japan-germany/13924

Gerade dieser Satz sollte einem zu denken geben (fett von mir):

“The additional German emissions alone could add up to more than 300 million tons by 2020, which according to the World Nuclear Association, would ‘virtually cancel out the 335-million-ton savings intended to be achieved in the entire European Union by the 2011 Energy Efficiency Directive’,” New Scientist notes.
 

hardy

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Es bleibt zu hoffen, dass zumindest China in dieser Frage nicht so kurzsichtig handelt wie Deutschland und vielleicht auch die Schweiz.

Ich hatte es schon einmal geschrieben:
Deutschland und erst recht die kleine Schweiz sind völlig irrelevant bzgl. globaler Energiepolitik und deren Einfluss auf das Klima.
Deshalb ruhen die Hoffnungen auf den grossen Ländern wie gerade China.

China wird, auch ohne Demokratie, das objektiv erforderliche durchsetzen.

Dass sich China von der Nukleartechnologie verabschieden wird, ist extrem unwahrscheinlich.
Selbst ein Unfall a' la Fukushima würde die Chinesen m.E. nicht davon abhalten, die Kernenergie weiter zu fördern.
Es ist aber Tatsache, dass China auch die modernsten KKW baut.


Hier zeigt sich leider einer der grössten Nachteile der Demokratie: das, was die Mehrheit will, ist nicht immer unbedingt das, was wir wirklich brauchen.

... und die Mehrheit ist dem Einfluss gewisser Medien unterworfen, an deren sachlicher Kompetenz Zweifel angebracht sind.
 

Solarius

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Es bleibt zu hoffen, dass zumindest China in dieser Frage nicht so kurzsichtig handelt wie Deutschland und vielleicht auch die Schweiz.
Es bleibt zu hoffen, dass China in dieser Frage genauso weitsichtig handelt wie Deutschland und vielleicht auch die Schweiz.

Die ~80% fossile Energie sind die objektiv viel grössere Bedrohung (nur schon durch Luftverschmutzung) als die paar % Nuklearenergie.
Objektiv ist das keineswegs. Es ist deine private Meinung.

Ein schneller Ausbau letzterer in China würde deshalb vielen Menschen das Leben retten
Hätten wir die Kernenergie bloß nie gehabt. Dann wären viele Menschen noch am Leben.

Ein gleich schneller Ausbau der Erneuerbaren ist nur schon wegen der fehlenden Speicherung unrealistisch
Das ist erstens Unsinn. Und zweitens kann man Speicher bauen.

unbezahlbar und wegen des enormen Platz- und Ressourcenbedarfs letztlich auch unökologisch
Es ist bezahlbar und billiger!
Die Erneuerbaren verbrauchen fast keinen Platz. Solarzellen werden auf die Dächer montiert und nehmen dort niemandem Platz weg. Der Platzverbrauch von Windrädern ist minimal.
Von welchen Ressourcen sprichst Du? Ich kann keinen großen Ressourcenbedarf erkennen. Allerdings finde ich es auch nicht gut, wenn man Lebensmittel zu Treibstoff verarbeitet. Biogasanlagen funktionieren aber auch mit anderen Sachen.

Hier zeigt sich leider einer der grössten Nachteile der Demokratie: das, was die Mehrheit will, ist nicht immer unbedingt das, was wir wirklich brauchen.
Hallo Bynaus,
die Mehrheit ist anderer Meinung als du. Akzeptiere das. Und argumentiere bitte nicht gegen die Demokratie. Es gab in Deutschland schon zu viele Leute, die nur das Beste für das Volk wollten. Und Mauern gebaut haben, weil das Volk ja leider nicht so klug war wie sie selbst. Und sonst weggelaufen wäre.

Die Mehrheit auf seiner Seite zu haben bedeutet in der Tat nicht, dass man automatisch die beste Wahl trifft. Aber eins ist gewiss: Die Demokratie ist die beste Regierungsform, die es gibt.
 

Bynaus

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@Solarius: Wie in diesem Thread bereits bis zur Erschöpfung diskutiert, verursacht Kernenergie eine wesentlich geringere Menge Tote pro Kilowattstunde als jede andere konventionelle Energieform (und etwa gleich wie die neuen Erneuerbaren). Bei gleichem Strombedarf folgt automatisch, dass bei jeder zusätzlichen Kilowattstunde aus Atomenergie (auf Kosten irgend einer Alternative) insgesamt weniger Menschen an den Folgen der Energienutzung sterben. Jedes AKW und jede (gigantische) Windmühlenfarm, die ein Kohlekraftwerk ersetzen, retten Menschenleben - AKWs tun das aber zu geringen totalen Kosten.

Solarzellen allein auf Dächern werden nie optimal sein (da nicht alle Dächer nach Süden gerichtet sind und solche Solarzellen nicht nachgeführt werden), Windmühlen verursachen Lärmemissionen und bedrohen Vögel, Stauseen überfluten Täler, Gezeitenkraftwerke zerstören küstennahe Ökosysteme und so weiter (Geothermie schneidet diesbezüglich vielleicht noch am besten ab). Erneuerbare Energien zapfen nun mal Quellen mit niedriger Energiedichte an - entsprechend platzhungrig ist ihre Nutzung. Und "Platz" ist angesichts ohnehin schon bedrohter Ökosysteme nichts, womit wir verschwenderisch sein können. Wenn sie zudem wirklich billiger wären: warum haben sie sich denn nicht schon lange durchgesetzt? Warum muss man in Deutschland ein so grosses Tamtam um die Einspeisevergütung machen?

die Mehrheit ist anderer Meinung als du. Akzeptiere das.

Ich habe kein Problem damit, einen demokratischen Entscheid zu akzeptieren, aber das heisst nicht, dass ich ihn deswegen auch gut finden muss.

Und argumentiere bitte nicht gegen die Demokratie.

Ich hätte ja wissen müssen, dass das von irgendwem kommt... Nur weil ich sage, dass die Demokratie auch ihre Schattenseiten hat, heisst das nicht, dass ich antidemokratisch denken würde oder gar "gegen die Demokratie argumentieren" würde. Nichts ist nur gut, und das gilt auch für die Demokratie.

Alex74 schrieb:
Bislang sind das hauptsächlich Kopien westlicher Reaktoren, führend ist China hier noch lange nicht - wie bei fast allen industriellen Techniken.

China lässt teilweise westliche Reaktoren bauen, und zwar die modernsten verfügbaren. Insofern stimmt das schon: China baut die modernsten Reaktoren (bzw. lässt bauen).
 

Nathan

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Hallo Bynaus und Hallo Solarius,

mir erschließt sich nicht ganz wieso Ihr, zwar mit unterschiedlichen Schlussfolgerungen, aber doch beide davon ausgeht das der deutsche Ausstieg aus der „Atomkraft“ eine Mehrheitsentscheidung gewesen sein soll. Das die Mehrheit der deutschen diesen Ausstieg befürwortet ist für mich gar nicht erwiesen.

Ich kann auch keine demokratische Mehrheit hierfür erkennen. Der Ausstieg wurde als klares politisches Ziel von Bündnis 90 / den Grünen schon seit ihrer Gründung gefordert. Unter anderem zur Mehrheitsfähigkeit dieser Forderung habe ich in #710 hier bereits eine Rechnung aufgemacht (zusammen gefasst):

Bestes Bundestagswahlergebnis im Jahr 2009 10,7 % bei einer Wahlbeteiligung von 70,78 % (Quelle wikipedia)
In absoluten Zahlen sieht das so aus von ca. 62,2 Mio. der Wahlberechtigten habe ca. 44,02 Mio. gewählt und hiervon ca. 4,71 Mio. Bündnis 90/Die Grünen (Quelle wikipedia).
Bei einer Gesamtbevölkerung von 81,772 Mio. (Quelle wikipedia) haben also ca. 5,8 % aller Deutschen ein demokratisches nein unter anderem zur „Atomkraft" gesagt.

Wer hat die Mehrheit abgehalten Bündnis 90 / den Grünen zu wählen? Wieso geht Ihr davon aus das die „Mehrheit“ den Ausstieg befürwortet?

Ich will nur kurz die Debatte um Stuttgart 21 zu bedenken geben wo die medial „lautere und präsentere“ Gruppe der Gegner anscheinend aufgrund diese Darstellung in der Öffentlichkeit davon ausging in der Mehrheit zu sein und durch die Volksabstimmung doch ein anderes Ergebnis an den Tag getreten ist.

Warum sollte es bei der Antiatomkraftbewegung nicht auch der Fall sein?

Viele Grüße
Nathan
 
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