Hallo Dilatant,
Ich hab es inzwischen sein lassen nachzufragen.
Das ist schade, denn durch gezieltes Nachfragen ergeben sich gerade bei diesem Thema oftmals die Schwachstellen bei einem hypothetischen Ansatz.
Diese 20 werden nochmal aufgeteilt: in Essentielle, Semiessentielle und Nichtessentielle.
Das bezieht sich allerdings auf Metazoen - also Tiere - die nicht in der Lage sind, alle 20 (bzw. 22) proteinogenen Aminosäuren über ihren Stoffwechsel zu produzieren. Pflanzen hingegen können das, so dass es bei denen keine essentiellen Aminosäuren gibt, die von außen über die Nahrung zugeführt werden müssten.
Jetzt kommt noch dazu, dass "alle" die Chiralität-Eigenschaft haben.
Richtig. Alle proteinogenen Aminosäuren sind "linksdrehend" - also L-Aminosäuren.
Wie groß ist die Gewinnwahrscheinlichkeit?
1 zu 2^98 - also etwa 1 zu 10^30.
Bei den Aminosäuren ist das noch viel Komplexer.
Wenn es nur die Chiralität betrifft, ändert sich an der Eintrittswahrscheinlichkeit nichts. Allerdings muss man hier in Betracht ziehen, dass mineralische Oberflächen selektierend auf die Chiralität wirken, so dass sukzessive eine Anreicherung der L-Formen erfolgt. Bedenkt man weiterhin, dass durch polarisiertes Licht in interstellaren Staubteilchen die L-Variante angereichert wird, ergibt sich ein weiterer Faktor, der selektierend zum Tragen kommt, wenn Aminosäuren über Meteoriten oder Kometen auf die Erdoberfläche gelangen. In der Frühzeit der Erde wird dies den Ausschlag gegeben haben, hier eine Alles-oder-nichts-Entscheidung herbeizuführen, so dass heute nur noch die L-Aminosäuren verwendet werden, um Proteine zu bilden.
Warum ist das so? Was ist dafür die Ursache?
Wie gesagt: Die polarisierte Sternstrahlung selektiert bereits in der protoplanetaren Scheibe, aus der sich später Planeten sowie Asteroiden und Kometen entwickeln. Später erledigen Mineraloberflächen die weitere Selektion chiraler Moleküle in Richtung Homochiralität.
Weil es die ja noch gar nicht gibt.
Ich denke, es könnte hier durchaus eine parallel verlaufende Entwicklung geben, die zum einen Aminosäuren und nachfolgend Peptide hervorbringt sowie RNA-Basen und RNA-Nucleotide, die sich zu RNA-Strängen verketten. Was Du vielleicht meinst, ist die codierte Proteinsynthese. Die hatte es zu diesem frühen Stadium noch nicht gegeben, das ist richtig.
Das ist sogar bei Archaeen so unglaublich komplex, dass es mich immer wieder wundert, solche Artikel vorzufinden.
Der Artikel behandelt nur die frühesten Schritte der chemischen Evolution, aber nicht die Evolution der Archaeen oder anderer Organismen. Insofern wundert mich Deine Verwunderung etwas. Und ja, auch Archaeen haben mehr als drei Milliarden Jahre Evolution hinter sich gebracht, wo sich diverse Komplexitäten anreichern, die man heute staunend beobachten kann.
Ich rege mit diesem Beitrag nur an diese Bücher zu lesen, oder für den Einstieg im Youtube Filme zu diesem Thema zu suchen.
Allerdings muss man da aufpassen, nicht an die falschen Autoren und Filmemacher zu geraten, die entweder vereinfachen und verflachen, so dass man zu Schlussfolgerungen gelangt, die dann ebenso vereinfacht und verflacht sind. Alternativ kann man sich auch
hier grob informieren und dann den verlinkten Quellen folgen, um sich selbst ein Urteil zu bilden.
Wir bestehen aus 27hoch27 hoch organisierten Atomen.
Das erscheint mir ein bisschen zu viel. Ein Mensch wiegt etwa 70 kg, was einer Masse von ca. 10^29 u entspricht (1 u = 1 atomare Masse-Einheit). Da der Mensch zum größten Teil aus Wasser und Kohlenstoffverbindungen besteht, müssen wir diesen Wert noch einmal durch 11 teilen (arithmetisches Mittel von H, C, N und O mit 1, 12, 14 und 16 u pro Atom), so dass wir etwa auf 10^28 Atome kommen, die jedoch in Molekülform gebunden sind, so dass sich hier die Anzahl an molekularen Einheiten noch einmal reduziert. Es kommt allerdings nicht auf die Organisation der Atome an, sondern auf das organisierte Zusammenwirken der verschiedenen molekularen Komponenten im Rahmen des Stoffwechsels.
Viele Grüße!