Mit Mike Brown hat das nichts zu tun. Er zitiert ja nur den alten Wert. Es geht ihm um die Frage, ob das Ergebnis von Bertoldi (und deren eigentliches Ergebnis ist der mm-Flux, nicht der Durchmesser) mit seinem eigenen Ergebnis kompatibel ist. Ergebnis: es ist, wenn man die eine falsche Annahme (einen "Fehler" von Bertoldi kann man es nicht wirklich nennen, wenn man einen zu jener Zeit gültigen Wert verwendet) korrigiert. Mike Brown hat nichts falsch gemacht, wie du insinuierst.
Ich gebe dir recht dass hier zumindest jemand seine Fehler unterschätzt haben muss. Aber da müsstest du in den jeweiligen Original-Publikationen nachschauen. Mit Mike Brown hat das wiederum nichts zu tun. Er zitiert ja nur.
Hallo Bynaus,
dass er nur zitiert habe ich auch geschrieben, auch wenn ich das "nur" stärker gewichtet habe.
Du verstehst die Situation offensichtlich immer noch nicht... Mike Brown hat keinen "unsicheren Wert zu leichtgläubig" übernommen. Im Gegenteil, er hat das Ergebnis von Bertoldi, das auf einer - sich im Nachhinein als falsch herausgestellten - Helligkeit basierte, durch die aktuelle Helligkeit ersetzt und festgestellt, dass der sich danach ergebende Radius dann mit seinem Radius kompatibel ist. Nichts anderes steht da.
Wir sprechen über verschiedene Dinge. Dass die Arbeit der HST-Messung der Eris formal korrekt ist ist ja klar, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass er die Korrektur der IRAM-Messung etwas weniger wortreich kommentiert und statt dessen in nur einer Zeile klipp und klar geschrieben hätte, dass da ein Wert überschätzt wurde. Aber natürlich, er kann es auch wortreich tun und von Kongruenzen fabulieren. Formal korrekt ist das.
Aber darum geht es nicht primär, das habe ich lediglich zitiert.
Zeitnah hat er die 3000 km ja auch in allen seinen Blog und seinen zahlreichen Kommentaren zur Welt der Kuipergürtel-Objekte mitgeteilt - er war damals ja
der "Mr. KBO", was auch gerechtfertigt ist für jemanden, der damals 6 der 7 grössten KBO's entdeckt hat (inzwischen von 7 der 8 grössten KBOs). Und daran, dass Eris grösser als Pluto ist, hat er
sehr lange festgehalten, zuletzt war bei ihm, also auf seiner Seite, die Eris immer noch 1 km (!!) grösser als Pluto. Erst nach dem Vorbeiflug der New Horizon-Sonde ist auch dieser 1 km Vorsprung verschwunden, zu einem Zeitpunkt, als aufgrund der Sternbedeckung durch die Eris schon lange klar war, dass sie kleiner als der Pluto ist.
Wie gesagt: Wissenschaft ist immer "gegenwärtiger Stand des Wissens". "3000+-400" heisst eben, dass es (mit 67% oder 95% Wahrscheinlichkeit, je nachdem, ob das 1 oder 2 Sigma sind) 2600 bis 3400 km Durchmesser sind. Da ist nichts falsches dabei, diesen Stand des Wissens zu kommunizieren (ich bezweifle, dass es Brown wichtig war, ob es nun 2600, 3000 oder 3400 km sind).
Ja; wichtig war ihm wohl vor allem, dass es da zu diesem Zeitpunkt noch eine Reserve von über 200km zum Pluto gab. Das legt das Kommunikationsverhaltens von Mike Brown nahe.
Aber wenn sich der Stand des Wissens ändert, dann können sich eben auch die Zahlen ändern. Und nun wissen wir, dass Bertoldis Ansatz den Durchmesser von Eris überschätzt und ihre Albedo unterschätzt hat - nur warum wissen wir nicht.
Immerhin, wir sind ein Stück weiter.
Das lässt sich so nicht sagen. Wenn die "Güte" der 3000+-400 km das Review passiert hat, wird diese wohl (wenn alles korrekt abgelaufen ist) den damaligen Stand des Wissens akkurat abgebildet haben.
Ja, da hast Du recht, dass lässt sich so tatsächlich nicht sagen. Tatsächlich darf Mike Brown einem gereviewten Ergebnis ohne Wenn und Aber vertrauen, auch wenn in diesem Falle er nun erklären muss, warum seine "Xena" doch keine 3000 km gross ist, wie er überall erzählt hatte.
Ausser der Reviewer hätte geschlampt. Aber dafür müsstest du erst Belege bringen, z.B. müsstest du zeigen, wie sich Messungen der Helligkeit von Eris im optischen Bereich mit der Zeit entwickelt haben (siehe auch unten).
Da hat niemand geschlampt und es ist auch nicht Aufgabe der Revisoren, eine rechenintensive Fehlerrechnung pedantisch genau nachzurechnen, auch wenn es auf diesem Gebiet immer wieder mal zu Fehlern kommt, die aber ohnehin schlimmstenfalls zu einer kleinen Korrektur in einer Standardabweichung führen würden, aber nicht die Freigabe einer Publikation in Frage stellt.
Ein erster Eindruck? In der Regel bestätigen sich solche Schätzungen ja auch. Siding Spring war halt relativ hell gemessen an seiner Distanz, und seine Bahn führte ihn nahe an den Mars. Das hat Interesse über Spezialistenkreise hinaus geweckt, was es wohl erforderlich machte, diese aussergewöhnliche Helligkeit in einen möglichen Durchmesser zu übersetzen. Denn der "Laie" kann sich unter "H=10" nichts vorstellen.
Die von Dir genannten Spezialistenkreise aber schon.
Du stellst das so dar, als hätten die beiden Schätzungen zeitlich nebeneinander existiert.
Nein, denn sonst könnte ich die 10-50km-Schätzung ja nicht mit ins Grab nehmen, weil ich schon zeitgleich von einer zweiten Schätzung (400-700m) Kenntnis gehabt hätte.
Fakt ist, dass bei der Entdeckung eine mögliche Grösse im Bereich 10-50 km genannt wurde. Einige Texter haben daraus dann "50 km" gemacht (und auch ich bin darauf hinein gefallen). Später - als erste hochaufgelöste Beobachtungen verfügbar wurden - wurde schnell klar, dass der Komet tatsächlich schon so weit draussen Aktivität zeigte. Entsprechend kam die Schätzung sehr schnell, sehr viel tiefer runter. Und war dann erst bei "< Hyakutake", dann lange bei "< 1 km" und schliesslich bei ca. 400-700 m.
Obwohl ich das mitverfolgt habe, habe ich von dieser Grössenkorrektur nichts mitbekommen. Soweit ich mich erinnere ging es beim Siding Spring ja auch nicht primär um dessen Grösse, sondern um den Abstand, in dem er den Mars passiert bzw. schlimmer noch um das Kollisionsrisiko. Das natürlich habe ich mitverfolgt und das wurde auch innert weniger Tage auf 0 reduziert.
Ich fordere dich auf, diese Unterstellung konkret zu belegen. Zeige bitte, dass Bertoldi et al. die korrekten Daten zur Helligkeit zur Verfügung gehabt hätten und dann falsch gerechnet haben. Das sollte dir mit deinem mathematischen Hintergrund ja nicht schwerfallen. Wenn du Zugang zu Papers brauchst, lass es mich wissen.
Oh wie hübsch, der Versuch einer Beweislastumkehr
Das Ergebnis ist falsch, woraus Du einfach schliessen kannst, dass bei der Fehlerrechnung ein Fehler passiert ist. Es ist sicher nicht meine Aufgabe, den konkreten Schritt herauszufinden, wo der Fehler passiert ist. Möglicherweise bei der Verwendung einer unzutreffenden Annahme oder aufgrund eines systematischen Fehlers.
Jaja, du weisst schon, wie das gemeint war. Aber bitte: das ist natürlich nicht seine Antwort auf "deine Meinung". Aber Mike Brown hat sich in dem Artikel zu den Messungen durch Bertoldi und der Diskrepanz zu den Hubble-/Okkultations-Werten geäussert:
Ich habe nicht nachgezählt, auf wieviele verschiedene Mittelwerte und Standardabweichungen er gekommen ist. Bei solchen Unsicherheiten heisst es: Finger weg von konkreten Aussagen, wer der beiden nun einen grösseren Durchmesser aufweist !
Nichts - das ist exakt der Schluss, den Mike Brown in dem verlinkten Artikel schon 2010 zieht.
Und warum hält er sich dann nicht daran: warum war die Eris bis zum Vorbeiflug der New Horizon - sogar noch einige Tage länger - auf seiner Homepage 1 km grösser als der Pluto ?
Ich denke, es wird langsam Zeit, das hier zu beenden, im Allgemeinen Interesse.
Einverstanden; aus meiner Sicht ist vor allem der Punkt offen, was eine "Überlappung" ist und was eine "Konsistenz" ist, da die verwendeten Verteilungen nun mal bis ins Unendliche reichen können und die Toleranz einer Standradabweichung bei einer Gauss-Verteilung nur einen Wertebereich von 68% abdeckt.
Wenn du, Ralf, meiner oben genannten Forderung
Deine Forderung ist äquivalent zu einer Forderung, dass wenn mir jemand eine Konstruktion schickt, in der er mit Zirkel und Lineal und Einheitsmassstab ein Quadrat konstruiert, welches denselben Flächeninhalt wie ein vorgenannter Kreis hat, ich in der Beweislast liege, dem Einsender der Konstruktion einen Fehler nachzuweisen, da er andernfalls behaupten darf, seine Konstruktion sei korrekt. Dies, obgleich im Jahre 1882 durch Ferdinand von Lindemann bewiesen wurde, dass eine solche Konstruktion
unmöglich ist ! - Ich habe den Beweis übrigens an der ETH Zürich einmal im Rahmen eines Seminars vorgeführt, es ist also nicht so, dass ich in dieser Angelegenheit einfach die Wikipedia nachplappere.
Nein: einen solchen Fehler in der eingereichten Konstruktion brauche ich eben
nicht zu suchen, weil aufgrund des Satzes von Lindemann klar ist, dass mindestens ein Fehler in der Konstrukion vorliegen
muss.
Auf solche absurden Forderungen an mich wirst Du also sicherlich gerne verzichten wollen, zumal ich Beweislastumkehr-Versuche nun wirklich nicht mag.
Freundliche Grüsse, Ralf