Frage zum Zwillingsparadoxon

ralfkannenberg

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Mal eine Frage: Die englische Wikipedia fordert nicht, dass eine Metrik positiv definit ist. Ist das denn wirklich in Stein gemeißelt mit dieser Forderung?
Hallo Ich,

es ist durchaus möglich, dass sich der Lehrplan der Mathematik seit dem Jahre 1988 in dieser Angelegenheit geändert hat. Sinn machen würde es aber nicht.

Zudem bezieht sich der von Dir genannte Wikipedia-Artikel auf einen metrischen Tensor und nicht auf eine Metrik.


Freundliche Grüsse, Ralf
 
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ralfkannenberg

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Mal eine Frage: Die englische Wikipedia fordert nicht, dass eine Metrik positiv definit ist. Ist das denn wirklich in Stein gemeißelt mit dieser Forderung?
Hallo Ich,

ich will vielleicht "dasselbe nochmal in grün" formulieren: die positive Definitheit ist ja letztlich gleichbedeutend damit, dass ein Skalarprodukt vorliegt. Ein solches wird beispielsweise bei einem Hilbertraum benötigt bzw. per definitionem gefordert.

Und tatsächlich ist es nicht unbedingt "schön", wenn man zwei Punkte hat, die verschieden sind und trotzdem voneinander einen "Abstand" 0 aufweisen.

Gewiss, man kann hier das ganze geeignet verallgemeinern und versuchen, auf gewisse Voraussetzungen zu verzichten, aber eben, es kommt dann darauf an, was zur Anwendung kommen soll. Ist eine hinreichend gutartige Bilinearform "genügend" oder braucht man das volle Skalarprodukt ? - In der Relativitätstheorie ist eben die hinreichend gutartige Bilinearform genügend.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Bernhard

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Hallo zusammen,

Sinn machen würde es aber nicht.
die Mathematiker haben da natürlich ihre metrischen Räume und man kann ja schlecht verlangen, dass sämtliche Lehrbücher und Vorlesungsskripte wegen der Faulheit der oder eines Physiker(s) nachträglich geändert werden sollen :D . Ich nenne diese Funktion also lieber Minkowski-Bilinearform und bitte auch zukünftig um Korrektur in dieser Hinsicht. Mehr brauche ich für Dgoes Übungsaufgabe momentan eh nicht.
MfG
 

ralfkannenberg

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die Mathematiker haben da natürlich ihre metrischen Räume und man kann ja schlecht verlangen, dass sämtliche Lehrbücher und Vorlesungsskripte wegen der Faulheit der oder eines Physiker(s) nachträglich geändert werden sollen
Hallo zusammen,

an sich ist mir diese Frage etwas zu "dogmatisch" gestellt. Es ist so, dass wenn ein Skalarprodukt vorliegt, also eine Metrik definiert ist, dass dann eben gewisse Gesetze gelten.

Diese Gesetze können aber durchaus auch gelten, wenn "nur" eine hinreichend gute Bilinearform vorliegt - oftmals ist es auch so, dass dann eine "schwache" Variante eines solchen Gesetzes gültig ist, welche aber in der betrachteten Anwendung völlig ausreichend ist.

Der einzige Unterschied ist letztlich nur der, dass man ggf. nicht auf bestehenden Gesetze, in denen eine Metrik gefordert ist, zurückgreifen kann, sondern dass man sich möglicherweise schwächere Varianten der Gesetze, die man benötigt, eben selber herleiten muss.

Schlimm wird es nur, wenn man auf ein Gesetz zurückgreift, welches eine Metrik benötigt, man aber gar keine Metrik hat und und das nicht bemerkt - dann wird man im Allgemeinen ein unzutreffendes Resultat erhalten.

Aber wenn man das mit anderen Resultaten absichern kann - kein Problem.


Freundliche Grüsse, Ralf
 

Ich

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Ich denke, dieser Satz hier klärt die Geschichte einigermaßen:
In differential geometry, the word "metric" may refer to a bilinear form that may be defined from the tangent vectors of a differentiable manifold onto a scalar, allowing distances along curves to be determined through integration. It is more properly termed a metric tensor.
Wir haben also zwei Bedeutungen des Wortes, einmal allgemein aus der Mengenlehre und zum anderen speziell auf Differentialgeometrie bezogen. Im ersten Fall wird positive Definitheit gefordert, im zweiten Fall nicht. Zur Unterscheidung oder aus Purismus wird angeregt, letzteres den "metrischen Tensor" zu nennen. Was mich nicht daran hindern wird, weiterhin einfach Metrik zu sagen, wenn ich ebendieses Tensorfeld oder eine Koordinatenrepräsentation davon meine.
 

Bernhard

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...macht man in der Grundschule. In diesem Fall "schimpft" sich das Algebra ;) .

Zur Unterscheidung oder aus Purismus wird angeregt, letzteres den "metrischen Tensor" zu nennen.
wobei auch in der Diff.geo Tensorfelder als ortsabhängige Linearformen definiert werden. Mit "Minkowski-Form" hätte man also theoretisch wieder beide Fälle.

Was mich nicht daran hindern wird, weiterhin einfach Metrik zu sagen, wenn ich ebendieses Tensorfeld oder eine Koordinatenrepräsentation davon meine.
Die "Minkowski-Metrik" führt in der physikalischen Literatur meines Wissens sogar eine Art Zwitterrolle, weil man da zur Unterscheidung von Vierervektoren in raum-, zeit- und lichtartig auch schon mal die "Minkowski-Metrik" verwendet.

In einem Fachvortrag an der Uni wird vermutlich auch heute noch jeder "Minkowski-Metrik" stillschweigend in beiden Kontexten akzeptieren. Wir haben speziell hier aber das Problem, dass man nicht unter sich ist. Insofern kann man schon darüber nachdenken den Sprachgebrauch der Umgangssprache weitgehend anzupassen und in speziellen Fällen möglichst allgemein verständlich zu formulieren :confused: .
 

TomS

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Die Mathematiker sprechen von pseudo-Riemannschen Mannigfaltigkeiten. Der metrische Tensor g ist nicht ausgeartet.

Ein Spezialfall sind Lorentzsche Mannigfaltigkeiten, für die der metrische Tensor die Signatur (-1,+1,+1,...) hat; teilweise auch entgegengesetzte Vorzeichenkonvention.

Wiederum ein Spezialfall ist der flache Minkowski-Raum R[SUP]1,3[/SUP] mit metrischem Tensor g = diag(-1,+1,+1,+1). Für eine Lorentsche Mannigfaltigkeit kann in jedem Punkt P ein Tangentialraum TP konstruiert werden, der gerade einem Minkowski-Raum entspricht.

Der metrische Tensor muss nicht positiv definit sein. Ist er es, so liegt eine Riemannsche Mannigfaltigkeit vor, die Signatur ist dann (+1,+1,...).

Im Falle pseudo-Riemannscher Mannigfaltigkeiten wird die Forderung nach positiver Definitheit durch die schwächere Forderung ersetzt, dass der metrische Tensor g nicht ausgeartet ist; g ist dann nicht ausgeartet, wenn die durch g definierte Bilinearform (x,y) = g[SUB]ab [/SUB]x[SUP]a [/SUP]y[SUP]b[/SUP] exakt Null ist für alle y genau dann wenn x gleich Null ist. Es liegt damit aber kein Skalarprodukt vor, denn ein Skalarprodukt ist per definitionem positiv definit.
 

Bernhard

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mache nachher weiter...
Gerne. Der Dreizeiler sieht schon recht vielversprechend aus.

Man kann an Ü1 noch eine interessante Frage anhängen:

Ü1a) Ändert sich an dem Ergebnis von Ü1 etwas, wenn sich die Uhr nicht im Koordinatenursprung, sondern an einem beliebigen aber festen Ort mit den Koordinaten (x_p, y_p, z_p) befindet? Der Index p steht dabei lediglich für Punkt. Man kann auch diese Frage mit einer Rechnung konkret beantworten.
 

Bernhard

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Korrekt. Das gibt dann 2 von 10 Punkten ;) .

Nein, ändert sich nichts.
Korrekt. 3 von 10 Punkten, falls Du die zugehörige Rechnung hinschreiben könntest, wovon ich mal ausgehe.

EDIT: Man kann das Gesamtergebnis von Ü1 und Ü1a zusammen als \( \tau = t \) hinschreiben und sieht, dass ruhende Uhren an jeder Stelle des Inertialsystems (IS) die Systemzeit t anzeigen.

Wie willst Du weiter machen? Ü1a noch konkret durchgehen oder mit Ü2 weitermachen oder pausieren?
 
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Dgoe

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Korrekt. Das gibt dann 2 von 10 Punkten ;) .
Habe ich sogar im Kopf ausgerechnet!

...falls Du die zugehörige Rechnung hinschreiben könntest, wovon ich mal ausgehe.
Eben nicht, deshalb war meine Antwort auch eher rhetorisch.

Wie willst Du weiter machen? Ü1a noch konkret durchgehen oder mit Ü2 weitermachen oder pausieren?
Hier ist zwar gerade Karneval... aber egal. Mir wird schon noch was einfallen, etwas Humor unterzukriegen. ;)
Ich schaue mir die Aufgaben erst nochmal etwas ernsthafter an, ich glaube noch Fragen zu haben...

Gruß,
Dgoe
 

Dgoe

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Ach so, ja:

Die Ableitung von einer Zahl (Konstanten) ist ja wieder 0, weil die tangentielle Steigung schon wieder 0 ist.

Also wird aus beispielsweise

x(t)=3, y(t)=4, z(t)=5

dx/dt=0
dy/dt=0
dz/dt=0

eben 0 Geschwindigkeit.
Der Rest der Rechnung ist danach ja identisch.

Gruß,
Dgoe
 
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Dgoe

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Ü2: Eine Uhr befinde sich an Bord eines hypothetischen Raumschiffes. Dieses Raumschiff fliege mit der (sagenhaften) Geschwindigkeit von 0,5c auf einer Kreisbahn in der xy-Ebene eines Inertialsystems und zwar ebenfalls von t=0s bis t=10s. Das Raumschiff starte seine Reise im Punkt x=100.000 km, y=0, z=0, t=0.

a) Wieviele volle Kreise dreht das Raumschiff in der xy-Ebene des betrachteten Inertialsystems?
b) Welche Uhrzeit zeigt die Uhr nach der Reise an, wenn sie der Kapitän des Raumschiffes abliest?

Verwende als Begründung für Deine Antwort eine ausführliche und konkrete Rechnung anhand Toms FAQ. Die Lichtgeschwindigkeit beträgt 300.000 km/s. Runde die Ergebnisse von a) und b) jeweils auf 2 Stellen hinter dem Komma.
Es geht also zuerst darum die drei Funktionen x(t), y(t) und z(t) für [...] Ü2 zu finden.
Das sagt sich so leicht.
:confused:
Also z ist ja aus dem Rennen, aber für die xy-Ebene muss was her...

Gruß,
Dgoe

P.S.
@Ralf: auf die Basis komme ich noch, irgendwie hab ich da aber ein déjà-vu, das hattest Du doch vor kurzem schon mal irgendwo gefragt!?
 
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Bernhard

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Das sagt sich so leicht.
Völlig richtig erkannt. Das ist der schwierigste Teil der Aufgabe. Man kann sich da aber langsam heran arbeiten und dafür bietet sich Ü2a an, sozusagen als Vorbereitung.

Ü1 ist jetzt übrigens komplett gelöst (volle 3 Punkte).

Also z ist ja aus dem Rennen
So würde ich das nicht sagen. Für die Berechnug der Geschwindigkeit brauchen wir z(t), nur hat diese Funktion erneut eine recht einfache Form.

aber für die xy-Ebene muss was her...
Richtig. Löse aber vielleicht erst a). Da bekommt man die nötigen Begriffe um b zu lösen.

Tipp:
Welchen Weg muss das Raumschiff für einen Umlauf zurücklegen?
Wie schnell ist es?
Welche Zeit benötigt es für einen Umlauf?
Über welche Formel werden diese drei Zahlen miteinander verknüpft?
MfG
 

Dgoe

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Hallo Bernhard,

der Kreisumfang (2rπ) wäre
π*200000 km = 628318.53 km

In 10 Sekunden kommt das Schiff 10*300000/2 km weit
= 1500000 km

1500000/628318.53 = 2.38732414911

Es schafft also 2.39 Runden.
(für einen Umlauf braucht es 10/2.39 s = 4.18 s)

Gruß,
Dgoe
 

Dgoe

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für Ü2b)

würde ich den Spezialfall
$$\Delta \tau = \tau_1(1-\sqrt{1-v_2^2})$$
von Tom verwenden, weil er für eine Kreisbahn mit konstantem Geschwindigkeitsbetrag geeignet ist.

$$\Delta \tau = \tau_1(1-\sqrt{1-(150000 km/s)^2})$$
...
Fortsetzung folgt

Gruß,
Dgoe
 
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Bernhard

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Hallo Dgoe,

weil er für eine Kreisbahn mit konstantem Geschwindigkeitsbetrag geeignet ist.
man kennt zwar bereits den Betrag der Geschwindigkeit, aber bei der Auswahl der Formel muss man aufpassen, denn ich hatte ja nach der absoluten Bordzeit gefragt. Toms Formel berechnet aber die Differenz zwischen zwei Uhrzeiten. Du musst also die gleiche Formel, wie bei Ü1 zur Berechnung von \(\tau\) verwenden. Der Vergleich zwischen der ruhenden Uhr und der Borduhrzeit geht dann schon über die gestellte Übungsaufgabe hinaus, ergibt sich aber zuletzt mit einer simplen Subtraktion der beiden Ergebnisse.

Ferner wollte ich auch zeigen, wie man bei Ü2 den Geschwindigkeitsvektor berechnet. Man kann das Ergebnis dann über die Betragsbildung sehr schön auf Richtigkeit testen. Man muss da etwas mit den trigonometrischen Funktionen spielen, denen man als Physiker oder Techniker immer wieder begegnet. Falls Dich das interessiert können wir das gemeinsam zusammenstellen.
MfG
 
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