Die klassische (im Sinne von "Antike") Defintion von Perfektion ist dreigeteilt:
- Etwas, dass seinen Zweck erfüllt hat: "Zweck" ist im Universum zumindest für uns, für die vorhersehbare Zeit, nicht ersichtlich. "Nicht definiert".
- Etwas dass nicht mehr verbessert werden kann: da es keinen offensichtlichen Zweck im Universum gibt, ist anzunehmen dass dieser Punkt mit "nicht definiert" beantwortet werden muss.
- Etwas vervollständigtes: wir kennen (noch) nicht alles, was es im Universum gibt, aber wie es scheint ist alles eine Kombination gewisser elementarer Dinge; diese grundlegendsten Dinge sind anzunehmenderweise da, d.h. es entstehen keine neuen grundlegenden Partikel*. In diesem Sinne ist das Universum perfekt.
Dazu nehme ich noch den ursprünglichen Sinn des Wortes "Perfekt", Latein für "beendet, abgeschlossen" (auch sichtbar in der Grammatik - Perfekt -> abgeschlossen, Plus Quam Perfekt -> "mehr als abgeschlossen"). Da wir offensichtlich hier sind, ist das Universum nicht beendet, und damit in diesem Sinne nicht Perfekt.
Das Endergebnis ist also 2:2 (und zweimal nicht definiert) und damit ist die Frage auch philosophisch aus meiner Sicht nicht wirklich behandelbar.
* Hier gehe ich davon aus, dass alles, was wirklich grundlegend ist, im Urknall entstand. D.h. wenn sogar Quarks aus noch kleineren Partikeln bestehen, sind diese grundlegend. Um einen Regress bis zur Planck-Länge zu vermeiden habe ich die Terminologie vereinfacht.
Wenn du eine andere Definition von Perfektion hast, solltest du sie darlegen, ansonsten kann jeder sich eine aussuchen. Eine Addition von imperfekten Einzelteilen führt auch nicht zwingend zu einem perfekten Endergebnis, damit ist deine Idee, die in einem Post durchscheint, in der Form ein Non Sequitur.
Ob das Universum perfekt ist, weil es uns enthält - eine Aussage auf dünnem Eis, die von Prämissen ausgeht, die sich nicht darlegen. Die Haltung, dass das Universum fein abgestimmt ist für uns halte ich ebenfalls für sehr schwierig, da wir
- einfach nur das Ergebnis sein könnten, nicht der Grund. So wie ein Loch im Boden nicht extra geformt wurde für diese Pfütze, sondern die Pfützenform das Ergebnis der Einzelheiten des Loches ist. Das ist eine Beobachtung die wir machen können; dass das Universum Leben ermöglicht, nicht dass es dieses erzwingt.
- kaum ausdrücken können, wie winzig der Bereich des Universums ist, in dem konstantes Leben und eine langfristige Evolution überhaupt möglich scheint; der Hauptteil des Universum ist ein Vakuum und der Rest hauptsächlich damit beschäftigt ist, riesige Mengen Energie für gewaltige Zerstörung von (aus menschlicher Sicht wahrgenommener) Ordnung, die Leben ermöglichen könnte, durch die Gegend zu werfen.
Daher halte ich es hier wie Bernhard - Physik, nicht Philosophie.