Erdnahe Asteroiden: Näher als mancher Satellit

astronews.com Redaktion

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Ein unlängst von Südspanien aus entdeckter Asteroid wird am 15. Februar 2013 der Erde näher kommen als so mancher Satellit auf seiner Umlaufbahn. Eine Gefahr ist der rund 45 Meter durchmessende Brocken für die Erde allerdings nicht. Da wird ein anderer Asteroid gegenwärtig noch als gefährlicher eingestuft. Die NASA warnt allerdings vor Panikmache. (7. März 2012)

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Bynaus

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Schade trifft der erste Asteroid (der mit 45 m Durchmesser) die Erde nicht. Bei 45 m besteht keine grosse Gefahr für den Boden, der würde wohl mit hoher Wahrschienlichkeit in der Atmosphäre zerbrechen. Das hätte dann ein schönes Meteoritenstreufeld gegeben, und man hätte dazu die Information über den Ursprungsasteroiden (also Bahn und Zusammensetzung über Spektroskopie) gehabt. Aber mit 70% Wahrscheinlichkeit wären die Meteoriten ja ohnehin im Ozean gelandet...
 

rudolfuebbingdo

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Eine Fragestellung zur Torino-Skala:

Nach der Palermo-Skala für Asteroidengefahren
hat der Asteroid 2012 DA4
einen kumulierten Skalenwert von -3.29,
während die Torino-Skala hier "0" ausweist.


Die Torino-Skala zur Einstufung
der Asteroidengefahren scheint mir nicht vollständig
plausibel zu sein - nämlich z.B. dann,
wenn ich an die Praxis der Versicherungen denke,
durchschnittlich erwartbare Schäden zu bewerten
und die Prämienfestsetzung danach zu bestimmen.

Eine 100 000 000 000 000 Tonnen TNT starke Explosion
mit der Eintrittswahrscheinlichkeit in Größe von 1/100 000 000
wird auf der Torino-Skal als unbedenkliche, als hinnehmbare Naturgefahr
("no consequence") dargestellt, d.h. sie wird
der Gefahrenstufe Null konkret zugeordnet.

Man stelle sich vor, auf der Erde würde
pro Mensch das historisch angesammelte Kulturgut
1 Million Euro betragen, so kann, wenn
die Hälfte des Kulturgutes infolge des o.g.
Megatonnen-Ereignisses verloren ginge,
ein durchschnittlich erwarteter Schaden
sich noch auf zig-Millionen Euro belaufen;
die betroffenen Menschenleben erfordern
vorweg eine zusätzliche Bewertung.

Als die Torino-Skala 1995 auf einer UN-Konferenz
vorgestellt wurde, so frage ich, inwieweit hat ihr Schöpfer,
Prof. Dr. Binzel (MIT) Ethiker, Menschenrechtler, Philosophen
- multidisziplinär mithin - andere Wissenschaftler beteiligt ?
Leider konnte ich heute nachmittag dazu im
Web keine Informationen vorfinden.
 

FrankSpecht

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Moin, Bynaus,
Bei 45 m besteht keine grosse Gefahr für den Boden, der würde wohl mit hoher Wahrschienlichkeit in der Atmosphäre zerbrechen.
meines Wissens hatte der Meteor, der 1908 nahe der Tunguska in der Atmosphäre explodierte, auch nur wenige Dutzend Meter Durchmesser:
Different studies have yielded varying estimates of the object's size, with general agreement that it was a few tens of metres across.
Und im deutschen Wiki zum Tunguska-Ereignis:
Als am wahrscheinlichsten gilt der Eintritt eines Steinasteroiden oder Kometen von geringer Dichte[SUP]http://de.wikipedia.org/wiki/Tunguska-Ereignis#cite_note-fesenkov1949-10[/SUP] und einem Durchmesser von 30 bis 80 Metern, der etwa fünf bis vierzehn Kilometer über dem Boden explodierte
Und die Explosionskraft dieses Ereignisses lag wohl bei rund dem 1000fachen der Hiroshima-Bombe.
 

Bynaus

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Tunguska war aber wohl ein Komet (oder ein Fragment eines Kometen) - mit hoher Anfangsgeschwindigkeit und entsprechend tiefem Eindringen in die Erdatmosphäre.

Zum Vergleich: die meisten Sternschnuppen sind auf 80 km Höhe, 2008 TC3 (der einzige Asteroid, dessen Kollision mit der Erde vorausgesagt wurde) ist in 37 km Höhe zerbrochen.

Bei einem solchen Asteroiden wäre es wohl ähnlich: ein relativ langsames Eintauchen in die Erdatmosphäre und ein Aufbrechen in grosser Höhe. Die totale freigesetzte Energie beträgt gemäss neo.jpl.nasa.gov/risk bei ca. 2 MT, also dem rund 150-fachen der Hiroshima-Bombe. Aber natürlich muss man auch bedenken, dass diese Energie über eine grosse Strecke verteilt wird und nicht einfach an einem Punkt an der Oberfläche freigesetzt wird wie bei einer Atombombe.

Es wäre sicherlich nicht völlig auszuschliessen, dass bei einer widrigen Kombination der Umstände auch Schäden am Boden entstehen könnten. Aber man hat ja genügend Vorwarnzeit und könnte das betroffene Gebiet allenfalls auch rechtzeitig evakuieren.
 

FrankSpecht

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Moin, Bynaus,
Aber man hat ja genügend Vorwarnzeit und könnte das betroffene Gebiet allenfalls auch rechtzeitig evakuieren.
Der Asteroid 2012 DA14 wurde 2012 entdeckt. Nur mal angenommen, man wüsste, dass er in einem Jahr auf der Erde einschlagen würde. Würde man jetzt schon die Koordinaten seines Einschlags auf der Erde so genau kennen, um ein bestimmtes Gebiet um diese Koordinaten herum evakuieren zu können?

Ich kenne die Vorwarnzeiten leider nicht. Bei dem paar-m-Objekt, dass im Oktober 2008 über dem Nordsudan verglühte, war die Vorwarnzeit ein paar Stunden. Klar, größere Objekte haben eine größere Vorwarnzeit. Aber ob die immer reicht, ein beliebiges ca. 1000 km[SUP]2[/SUP] Gebiet zu evakuieren?

Ich bleibe da skeptisch.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Wie gesagt, die Chance ist ohnehin gross, dass er in den Ozean fällt, dann gibts weder Probleme noch Meteoriten... In dieser (übrigens sehr coolen) Animation sieht es z.B. so aus, dass wenn der Asteroid etwas näher wäre, er in den südlichen indischen Ozean stürzen würde.

Dann gibt es natürlich das Impact Effects Programm, wo man sich die Auswirkungen aufgrund emprischer Werte ausgeben lassen kann:

Mit einem steilen 75°-Winkel des Eintreffens kommt man auf folgendes Ergebnis: http://impact.ese.ic.ac.uk/cgi-bin/...s=1&theta=75&wdepth=&wdepthUnits=1&tdens=2500

Wenn man sich die Folgen in diesem Fall anschaut, muss ich meinen "Wunsch", der Asteroid möge doch bitte im Namen der Wissenschaft die Erde treffen, zurücknehmen:

The air blast will arrive approximately 13.5 seconds after impact.
Peak Overpressure: 143000 Pa = 1.43 bars = 20.3 psi
Max wind velocity: 226 m/s = 505 mph
Sound Intensity: 103 dB (May cause ear pain)
Damage Description:

Multistory wall-bearing buildings will collapse.

Wood frame buildings will almost completely collapse.

Highway truss bridges will collapse.

Glass windows will shatter.

Up to 90 percent of trees blown down; remainder stripped of branches and leaves.

Bei einem flacheren Eintrittswinkel von 35° sieht die Sache anders aus:

The air blast will arrive approximately 37 seconds after impact.
Peak Overpressure: 9590 Pa = 0.0959 bars = 1.36 psi
Max wind velocity: 21.7 m/s = 48.6 mph
Sound Intensity: 80 dB (Loud as heavy traffic)
Damage Description:


Glass windows will shatter.

Einen Krater gibts in beiden Fällen nicht, die Explosion erfolgt in 4 bzw. 12 km Höhe, und in beiden Fällen könnten Fragmente die Oberfläche erreichen.

Gerade wenn der Einschlagswinkel gross ist (dh, der Asteroid ist vergleichsweise gefährlich) ist die Unsicherheit des Aufschlagsorts an der Oberfläche klein (denn die Unsicherheit ist ja einfach eine seitliche Entfernung zu seiner "erwarteten" Bahn). Insofern dürfte es nicht allzu schwierig sein, das betreffende Gebiet zu evakuieren, bzw. die Chance, dass ein dicht besiedeltes Gebiet darunter liegt, ist klein.

Ein solcher Einschlag ereignet sich übrigens etwa einmal alle 650 Jahre.
 

mac

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Hallo Herr Übbing,

wenn ich an die Praxis der Versicherungen denke,
durchschnittlich erwartbare Schäden zu bewerten
und die Prämienfestsetzung danach zu bestimmen.

Eine 100 000 000 000 000 Tonnen TNT starke Explosion
mit der Eintrittswahrscheinlichkeit in Größe von 1/100 000 000
wird auf der Torino-Skal als unbedenkliche, als hinnehmbare Naturgefahr
("no consequence") dargestellt, d.h. sie wird
der Gefahrenstufe Null konkret zugeordnet.
Ich greife Ihre Frage einfach mal ohne jede Prüfung des tatsächlichen Sachverhaltes und ohne Prüfung Ihrer Verknüfungen dazu auf und nehme es so wie Sie schreiben, als gegeben hin.

Wir ‚kennen‘ uns nun schon seit einigen Jahren und ich traue Ihnen auch bedenkenlos zu, sich diese Frage selber zu beantworten. Es muß Ihnen dazu eigentlich nur gelingen, sich aus der Betrachterposition eines ‚Buchhalters‘ zu befreien und sich die Konsequenzen eines solchen Ereignisses für das wirkliche Leben vorzustellen. Dann sollte auch die Frage, warum das für eine Versicherung ‚no consequence‘ bedeutet, (sogar völlig unabhängig davon, wie die das selber zu sehen pflegen) keine mehr sein.

Nur so als Tip dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Dinosaurier#Aussterben
Die Theorie wurde 1990 durch den Fund des 170 km breiten Chicxulub-Kraters am Rande der Yukatan-Halbinsel im Golf von Mexiko untermauert, der durch einen etwa 10 km großen Meteoriten entstanden ist.
Rechnen Sie sich doch mal spaßeshalber aus, wie groß der Brocken sein müßte, der Ihre 1E14 Tonnen TNT äquivalent, ‚auf die Beine stellt‘ – sagen wir mal, bei einer Impact-Geschwindigkeit von 20 km/s.

Herzliche Grüße

MAC
 

FrankSpecht

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Moin, mac,

oder aber, wenn das Rechnen zu schwer fällt, man nimmt die Daten, die bereits in diesem Thread vorhanden sind, z.B. aus dem Link von Bynaus: http://impact.ese.ic.ac.uk/cgi-bin/...s=1&theta=75&wdepth=&wdepthUnits=1&tdens=2500
Projectile diameter: 45.00 meters ( = 148.00 feet )
Energy before atmospheric entry: 2.07 x 10[SUP]16[/SUP] Joules = 4.94 MegaTons TNT
The average interval between impacts of this size somewhere on Earth is 650.5 years
und vergleicht das mit den 100 * 10[SUP]12[/SUP] Tonnen TNT von Herrn Übbing ;)
 

rudolfuebbingdo

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z.B. 2012 DA14: Impact probability > 1:100000 für 2020

An MAC: Wirklich vielen Dank für herzlich gemeinte Grüsse,
die ich bitte gleichermaßen meine.

Auch zum Beitrag von 10:33 Uhr / 9.3.2012:

Sh. bitte
http://neo.jpl.nasa.gov/risk/2012da14.html

Für das Jahr 2020 wird hier die Aufschlagswahrscheinlichkeit
mit 1,2E-5 angegeben, also mit ca. 1:80000 - für die
folgenden Jahre werden zusätzlich weitere (kleinere) Angaben
zu den "Impact probabilities" gemacht,
wobei die Einstufungen auf der Torino-Skala
gut mit der Palermo-Skala verglichen werden können.

Die von mir genannten Werte (Eintrittswahrscheinlichkeit: 10E-8,
10E8 Megatonnen TNT Äquivalent)
sind intrinsische Bestandteile der Torino-Skala,
die man der zugehörigen Farbgrafik (Torino-Skala) entnehmen kann;
u.a. gibt es einen Ampelfarbengebrauch in der Torino-Skala).

Bei gleicher Geschwindigkeit und gleicher Dichte
wächst der kinetische Energiegehalt eines
Körpers (Asteroiden) bekanntermaßen mit der
3. Potenz des Radius. - Unterstellt man einmal die
Freisetzung von 1 Megatonne TNT bei einem
Radius von 10 Metern (bei idealisierte Kugelform),
so haben wir bei 1E14 Tonnen TNT einen Radius
von ca. 2,2*E4*10 Meter, was einen Durchmesser
von über 400 km ergibt - im Rahmen der Torino-Skala
werden also grundsätzlich derartige extreme Fälle behandelt
- in Frage kämen praktisch nur abgelenkte größere Körper
aus einer der beiden Gürteln von Zwergplaneten
(extrem unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausschließbar).
Prof. Dr. R. Binzel (MIT) hat also offenbar durchaus gezielt
mit seiner Torino-Skala einen derartigen Fall mit abgedeckt.

Die meistens aus dem Kreis der Forenteilnehmer, denke ich,
sind als aufmerksame Interessenten astronomischer Ereignisse
bewusste Zeugen der Berichterstattung des
Absturzes eines großen Objektes auf Jupiter
vor einigen Jahren geworden
(ein weiteres Ereignis ähnlicher, kleinerer Art wurde
zwischenzeitlich zusätzlich beobachtet,
wenn ich mich recht erinnere).

Nun, wenn dem Riesenplaneten Jupiter
derartiges widerfährt, warum dann mit entsprechend
geringer Wahrscheinlichkeit nicht auch dem
kleineren Planeten Erde - hoffentlich nicht
als beteiligter Augenzeuge.

Mir persönlich sind die Wertmaßstäbe wichtig,
(deren Beschreibung ich bislang nicht gefunden habe),
die bei den Festlegungen der Torino-Skala zugrunde
gelegt wurden - durchaus kann sein, dass für
andere Bereiche, z.B. dem Bau von potenziell
Gefahren bewehrten Anlagen (z.B. Dynamitfabrik)
in einem lokalen Rahmen für die Genehmigung der
zugehörigen Anlagen und Bauwerke seitens der Behörden,
z.B. in der Schweiz, viel engere Vorschriften bestehen,
deren zugrundeliegenden Wertmaßstäbe
(z.B. Grad der Wertschätzung menschlichen Lebens) höheren Ansprüchen
folgen, als die Entscheider zu der Torino-Skala für sich selbst verlangten -
was einmal zu prüfen wäre, wie ich bitte meine.

Betroffen sind somit hier für mich die zugrundeliegenden Wertevorstellungen,
die zu einer Gefahrenbewertung,
wie z.B. Anwendung der Stufe 0 in der Torino-Skala, führen - sh.
http://neo.jpl.nasa.gov/risk/2012da14.html
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
was einen Durchmesser von über 400 km ergibt

Da hast du dich wohl verrechnet.

Schaut man sich die Torino-Skala an, dann wird 10^8 MT ein Impaktor von 10 km Durchmesser zugeordnet. Was auch in etwa stimmt, wenn man eine Dichte von 3 g/cm^3 und eine Geschwindigkeit von 20 km/s ansetzt.

Zu deiner Frage:

Eine 100 000 000 000 000 Tonnen TNT starke Explosion mit der Eintrittswahrscheinlichkeit in Größe von 1/100 000 000 wird auf der Torino-Skal als unbedenkliche, als hinnehmbare Naturgefahr ("no consequence") dargestellt, d.h. sie wird der Gefahrenstufe Null konkret zugeordnet.

Ja, weil wir alle potentiellen Impaktoren dieser Grösse in Erdnähe kennen, und keiner davon wird das in den nächsten 100 Jahren (für die die Torino-Skala gilt) mit der geforderten Wahrscheinlichkeit tun. Selbst für Kometen ist die Gefahr gering genug.

Ich hab mal, vor längerer Zeit, eine Arbeit gesehen, in der geschätzt wurde, dass die grösste Gefahr für die Zivilisation von Objekten der 500 m bis 2 km Klasse ausgeht. Für solche Objekte ist das Produkt aus Häufigkeit und potentieller Zerstörungskraft am grössten. Ich glaube mich sogar zu erinnern, dass gemäss dieser Arbeit rein statistisch gesehen mehr Menschen an diesen Impakten sterben als vom Blitz erschlagen werden.
 

rudolfuebbingdo

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Zu Beitrag v. 18:01, 9.3.2012, an Bynaus:

Sie haben recht. Den Zuordnungs- und Rechenfehler berichtige
ich bitte unten.

Den speziellen Gültigkeitszeitraum von 100 Jahren für die
Torino-Skala will ich erst noch richtig verstehen
(worauf sich mithin die Gültigkeit der Torino-Skala denn genau erstreckt)
- offenbar sind bereits bekannte Asteroiden diesem
Gültigkeitzeitraum zuzuordnen. Gibt es einen Gültigkeitszeitraum,
so sollten auch nachlesbare Torino-Einstufungen der Asteroiden existieren,
d.h. eine Liste, eine Publikation,
in dem die Einstufungen entsprechend der Torino-Skala niedergelegt
sind - dann auch mit Sachstandsdatum, damit man weiß, wann
der hundertjährige Gültigkeitszeitraum endet.

- Sicherlich gilt auch,
je größer ein Asteroid ist, desto mehr wächst die
Wahrscheinlichkeit einer bereits stattgefundenen Entdeckung.
Vermutlich haben professionelle Astronomen bereits eine
Funktion mit Erwartungswerten bestimmt, welche angibt, wieviele
noch unentdeckte Asteroiden in Abhängigkeit von ihrer Größe zu
prognostizieren sind und mit welcher Aussagenverlässlichkeit.

Hier die Berichtigung meiner Berechnung -
Richtigstellung zum Beitrag 16:38/9.3.2012, 3. Textblock:

Bei gleicher Geschwindigkeit und gleicher Dichte
wächst der kinetische Energiegehalt eines
Körpers (Asteroiden) bekanntermaßen mit der
3. Potenz des Radius. - Unterstellt man einmal die
Freisetzung von 1 Megatonne TNT bei einem
Radius von 10 Metern (bei idealisierte Kugelform),
so haben wir bei 1E14 Tonnen TNT
(=1E8 * 1E6 Tonnen, nicht: etwa 1E14 Megatonnen)
einen Radius von ca. 464*10 Meter, was dann rechnerisch
einen Durchmesser von über 9 km ergibt (Ca. 464 ist dritte
Wurzel aus 1E8.). - Da das Schaubild der Torino-Skala
bei 1E8 Megatonnen TNT (Äquivalent) an dieser Stelle nach oben endet,
ist dieser Fall in der Torino-Skala gerade noch abgedeckt.
Ich bitte wg. des Zuordnungs-/Rechenfehlers
um Entschuldigung. -

Das Diagramm ließe sich nach oben extrapolieren, um auch
größere Zwergplaneten oder sehr große Kometen
zu erfassen - freilich ist die Möglichkeit einer Bahnablenkung
dieser größeren Körper extrem unwahrscheinlich.

Der Einschlag eines 10-km messenden Asteroiden würde vermutlich
erhebliche klimatische Veränderungen für einen befristeten
Zeitraum auslösen und damit die Nahrungsmittelproduktion
auf der Erde stören, dies jedoch mit schlimmen Folgen für die Versorgung,
will ich meinen. - Wie gesagt, mich interessieren die Ethik-Maßstäbe,
die bei der Entstehung der Torino-Skala und bei ihren beiden
Fortschreibungen (1999 und ab 2004) zugrundegelegt worden sind.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Gibt es einen Gültigkeitszeitraum, so sollten auch nachlesbare Torino-Einstufungen der Asteroiden existieren, d.h. eine Liste, eine Publikation, in dem die Einstufungen entsprechend der Torino-Skala niedergelegt sind

Gibt es. http://neo.jpl.nasa.gov/risk/
Die Asteroiden sind in den Farben der Torino-Skala eingefärbt (zusätzlich sind alle, die kleiner als 50 m Durchmesser haben, hellblau eingefärbt).

In der Regel ist es schwierig, Asteroidenorbits über einen Zeitraum von 100 Jahren hinaus vorherzusagen. Es gibt eine Ausnahme: 1950 DA. Dieser ca. 1 km grosse Asteroid hat - wenn seine Rotation prograd ist - eine Chance von etwa 1:600, im Jahr 2880 mit der Erde zu kollidieren. Seine Bahn ist sehr gut bekannt, weil er 1950 entdeckt wurde, verloren ging und irgendwann in den 90ern (wenn ich mich recht erinnere) wieder aufgetaucht ist. Das heisst, man hat einen sehr grossen Beobachtungszeitraum. Um diesen Asteroiden müssen wir uns aber zur Zeit keine Sorgen machen.
 

DELTA3

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Hallo!

In der Regel ist es schwierig, Asteroidenorbits über einen Zeitraum von 100 Jahren hinaus vorherzusagen.

Ich habe mich immer gewundert, wie es möglich ist, aus einem einzigen Vorbeiflug, bei dem man einen kleineren Asteroiden meist nur für kurze Zeit beobachten kann, die Bahndaten auf mehrere Kommastellen genau für -zig Jahre im Voraus berechnen kann.

Kann man da wirklich alle möglichen Einflüsse auf die Umlaufbahn über so viele Jahre einkalkulieren? Es könnte ja auch unvorhersehbare Einflüsse geben. Wie wirken sich z.B. Sonnenstürme oder Sternschnuppenschauer (Leoniden etc.) auf die Bahn aus?

Gruss, Delta3.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Aus einem einzigen Vorbeiflug ist das sicher nicht so genau möglich (deshalb auch die häufig höheren Kollisionswahrscheinlichkeiten kurz nach der Entdeckung). Aber danach ist es ziemlich "einfach", weil ja wirklich einfach nur die Gravitation der Sonne und die allfälligen nahen Vorbeiflüge an Planeten die Bahn stören. Es gibt auch nicht-gravitative-Kräfte, die auf eine Asteroidenbahn einwirken, v.a. der sogenannte "YORP"-Effekt, wo die Rotation des Asteroiden eine entscheidende Rolle dabei spielt, in welche Richtung sich die Bahn "entwickelt". Kennt man die Rotationsrichtung und -periode, ist auch das relativ einfach zu berücksichtigen. Sonnenstürme spielen keinerlei Rolle, ebensowenig Sternschnuppenschauer (die entstehen wenn die Erde durch den Überrest eines Schweifs eines Kometen fliegt - ein Asteroid ist so klein, dass er wohl ohne grössere Treffer durch einen solchen "Schauer" (viel mehr ein Trümmerfeld) durchfliegen könnte).

Natürlich kann es zu Kollisionen zwischen zwei Asteroiden kommen - aber die Chance dafür ist sehr klein. Die Dinger sind ja kaum ein paar zehn Meter gross und bewegen sich in einem "Ozean", der hunderte von Millionen Kilometer durchmisst...
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
...ist es ziemlich "einfach", weil ja wirklich einfach nur die Gravitation der Sonne und die allfälligen nahen Vorbeiflüge an Planeten die Bahn stören.

Bei der Erde kann man die Entfernung beim Vorbeiflug sicher ziemlich genau ermitteln, aber bei Merkur und Venus? Da haben
doch sicher kleinste Abweichungen schon grosse Auswirkungen!

Sonnenstürme spielen keinerlei Rolle, ebensowenig Sternschnuppenschauer

Da bin ich mir nicht so sicher! Wenn Sonnenstürme auf der Erde die Stromversorgung lahmlegen können und Satelliten beschädigen können, müssen sie doch ziemlich energiereich sein! Ich weiss zwar nicht, mit welcher Teilchendichte oder Energiedichte man da maximal rechnen muss, aber die Gesamtmasse, die bei einer Sonneneruption in den Raum geschleudert wird, ist doch ganz erheblich.

Ansonsten hat man, soweit ich mich erinnern kann, auf Testflächen bei Satelliten auch schon Einschläge von Mikrometeoriten festgestellt.

Gruss, Delta3.
 

Bynaus

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Bei der Erde kann man die Entfernung beim Vorbeiflug sicher ziemlich genau ermitteln, aber bei Merkur und Venus? Da haben
doch sicher kleinste Abweichungen schon grosse Auswirkungen!

Es kommt kaum vor, dass ein Asteroid, der der Erde gefährlich werden kann, auch noch gleichsam nahe Vorbeiflüge bei Merkur und Venus hat. Denk z.B. daran wie genau das Timing bei Fly-By-Missionen stimmen muss (Raketenzündungen auf die Sekunde genau...), damit eine solche Sonde ihr Ziel durch multiple Swing-bys erreicht. Bei erdnahen bzw. "potentiell gefährlichen" Asteroiden ist die Erde (oder allenfalls noch der Mond) in aller Regel der einzige Körper, der wirklich eine wichtige Rolle spielt.

Wenn Sonnenstürme auf der Erde die Stromversorgung lahmlegen können und Satelliten beschädigen können

Sonnenstürme können das, weil die haudünnen aber weit ausgedehenten Plasmawolken Magnetfelder enthalten, die Ströme in elektrischen Leitern induzieren können.

Einem Steinbrocken von ein paar 10 m Durchmesser sind solche Phänomene absolut egal.

aber die Gesamtmasse, die bei einer Sonneneruption in den Raum geschleudert wird, ist doch ganz erheblich.

Ja, aber der Bruchteil davon, der überhaupt mit dem Asteroiden interagiert, ist winzig. Da dürfte der (kontinuierliche) Sonnenwind einen grösseren (aber genauso vernachlässigbaren) Einfluss haben.

Ansonsten hat man, soweit ich mich erinnern kann, auf Testflächen bei Satelliten auch schon Einschläge von Mikrometeoriten festgestellt.

Ja sicher. Ich hab nicht gesagt, dass Asteroiden nicht mit Mikrometeoriten zusammenstossen. Aber es hat keinen Einfluss auf ihre Bahn. Kannst ja mal ausrechnen, wieviele Staubkörner einen 100 m grossen Felsbrocken treffen müssen, damit er messbar beschleunigt wird...
 

DELTA3

Registriertes Mitglied
Es kommt kaum vor, dass ein Asteroid, der der Erde gefährlich werden kann, auch noch gleichsam nahe Vorbeiflüge bei Merkur und Venus hat.

Apophis hat z.B. bis 2029 drei nahe Vorbeiflüge an der Venus in Entfernungen von 1 - 2 Mill. Km mit Unsicherheiten von ca. ± 50 Km.http://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=Apophis;orb=0;cov=0;log=0;cad=1#cad Die sind sicher bei der Bahnberechnung bis 2029 schon berücksichtigt.

Bei Sonnenstürmen weiss ich, wie gesagt nicht, mit welchen Materiedichten man rechnen müsste, wenn ein solarer Flare den Asteroiden direkt trifft.

Ja, aber der Bruchteil davon, der überhaupt mit dem Asteroiden interagiert, ist winzig. Da dürfte der (kontinuierliche) Sonnenwind einen grösseren (aber genauso vernachlässigbaren) Einfluss haben.

Wenn Meteoriten bereits in 80 Km Höhe in der Erdatmosphäre verglühen, wo die Dichte auch nicht sehr gross ist, könnte ich mir vorstellen, dass bei entsprechender Dichte in einem solaren Flare der Einfluss auf einen Asteroiden auch nicht ganz zu vernachlässigen ist.

Gruss, Delta3.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
von 1 - 2 Mill. Km mit Unsicherheiten von ca. ± 50 Km

Auf eine Entfernung von 1-2 Mio km (kein wirklich "naher" Vorbeiflug, letztlich) machen 50 km Unsicherheit eben fast nichts aus...

Bei Sonnenstürmen weiss ich, wie gesagt nicht, mit welchen Materiedichten man rechnen müsste, wenn ein solarer Flare den Asteroiden direkt trifft.

Die Dichte ist nicht dramatisch anders als im Sonnenwind. Die Sonne verliert ca. 5 Mrd Tonnen pro Stunde durch den Sonnenwind. Wenn man mal annimmt, dass der Sonnenwind in einer Stunde 1.44 Mio km weit kommt (400 km/s), dann hätten wir auf Höhe der Erde (Kugelschale, die je 0.72 Mio km inner- und ausserhalb der Erdbahn umfasst, mit einem Volumen von ~4e32 m^3) eine mittlere Dichte von 1.25e-20 kg/m^3 (oder, wenn man annimmt, es sei alles Wasserstoff, etwa 400000 Atome pro Kubikmeter bzw. 40 Atome pro Kubikzentimeter).

Eine Coronal Mass Ejection, die auf einen Flare folgen kann, hat eine typische Masse von etwa 2 Mrd Tonnen, also weniger als das, was der Sonnenwind pro Stunde ohnehin auswirft, aber natürlich auch etwas gerichteter, wobei einem das Animated Gif auf der verlinkten Seite zeigt, dass auch hier die Konzentration nicht sehr viel grösser sein kann (die CME ist vielleicht auf einen Anteil von ~0.1 bis 0.25 im Raum konzentriert?).

Wenn Meteoriten bereits in 80 Km Höhe in der Erdatmosphäre verglühen, wo die Dichte auch nicht sehr gross ist, könnte ich mir vorstellen, dass bei entsprechender Dichte in einem solaren Flare der Einfluss auf einen Asteroiden auch nicht ganz zu vernachlässigen ist.

Die Dichte in 100 km Höhe (der "Karaman-Linie") ist etwa 6e-7 kg, also rund 2 Billionen mal höher als im Sonnenwind.
 

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

der/die Fehler ändern nichts an Deiner eigentlichen Aussage. :)

Der Unterschied zwischen unseren Rechnungen jenseits der Zehnerpotenz liegt daran, daß ich bei meiner Rechnung die Angaben zum Massenverlust durch Sonnenwind aus dem deutschen Wiki-Artikel zur Sonne verwendet habe.
...
... eine mittlere Dichte von 1.25e-20 kg/m^3
bis dahin hab‘ ich das Gleiche raus, aber ab hier

(oder, wenn man annimmt, es sei alles Wasserstoff, etwa 400000 Atome pro Kubikmeter bzw. 40 Atome pro Kubikzentimeter).
nicht mehr.

Ich komme hier auf 7,4E6 Protonen pro m^3 und 1 m^3 hat 1E6 cm^3, also 7 Protonen pro cm^3

Damit ist dann auch dieses Verhältnis
also rund 2 Billionen mal höher als im Sonnenwind.
nicht 2, sondern rund 45 Billionen mal größer.

Herzliche Grüße

MAC
 
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