Hallo elnolde,
Vorab: Ich habe keine Ahnung, ob es harte Ausschlußgründe für interstellare Raumfahrt gibt, bekannt sind mir keine.
Ich bin der Meinung dass interstellare Raumfahrt deshalb nicht möglich ist, weil um die meisten Sternsysteme "Oortsche Wolken" zu vermuten sind.
Auch wenn es sie ziemlich sicher gibt, die ist kein Grund für einen Ausschluß interstellarer Flüge.
Warum?
Geprägt durch Filme wie Star Wars, haben viele Menschen eine märchenhafte Vorstellung von der Anzahl solcher Objekte pro Raumvolumen. Man vergleiche einfach mal diese Vorstellung mit der Tatsache, daß bisher noch keine einzige Raumsonde, die den Asteroidengürtel durcheilt hat, durch eine Kollision verloren gegangen ist, ja sogar die Durchquerung der Saturnringe ist ohne Kollision gelungen.
Schauen wir uns mal in einer groben Überschlagsrechnung die Tatsachen an.
Die geschätzte Masse der Oort’schen Wolke (3E25 kg siehe engl. Wikipedia) verteilt sich auf ein Raumvolumen, das rund 4E12 mal größer ist, als das Raumvolumen des Asteroidengürtels.
Asteroidengürtel reicht von 2 bis 3,4 AE
Oort’sche Wolke reicht von 5000 bis 50000 AE
Tatsächlich ist das Verhältnis dieser Verteilungsvolumina noch unterschiedlicher, weil sich der Asteroidengürtel auf einen relativ engen Torus (Donut) um die Sonne herum verteilt, während die Oort’sche Wolke wahrscheinlich viel mehr in Richtung einer Schale um die Sonne herum verteilt ist. Aber ich will ja hier im Sinne von Raumfahrt einen worst case rechnen.
Die Masse im Asteroidengürtel wird auf 5% der Mondmasse geschätzt.
Nun ist die Dichte mit der eine solche Region mit Masse ‚verunreinigt‘ ist noch kein ausreichender Vergleichsmaßstab, wichtig ist hier die Flächendichte. Es ist ja ein Unterschied ob man bei gleicher Dichte eine Strecke von 1,4 AE oder eine Strecke von 45000 AE zurücklegen muß. Aber selbst dabei ist die Chance auf eine Kollision innerhalb der ganzen Strecke in der Oort’schen Wolke immer noch rund 15000 mal kleiner, als im Asteroidengürtel.
Aber es soll ja trotzdem kein vabanque Spiel sein, auch wenn eine Kollision noch so unwahrscheinlich sein mag. Gehen wir mal davon aus, daß ein solches Raumschiff in der Oort’schen Wolke bereits seine Reisegeschwindigkeit erreicht hat und sagen wir mal, sie soll 0,03 c betragen (viel schneller geht es mit Kernfusion nicht, wenn man wieder abbremsen will). Um mit dieser Geschwindigkeit ein Ausweichmanöver von 450 km seitwärts zu fliegen, und dabei nicht stärker als mit 0,1 m/s^2 zu beschleunigen, braucht man eine Vorwarnzeit von 50 Minuten. (zurückgelegte Strecke in m = 0,5 * Beschleunigung in m/s^2 * Zeit in Sekunden ^2) Vom Empfinden innerhalb des Raumschiffes, wenn in ihm während der Reise durch Rotation eine Schwerkraft von permanent 1g aufrecht erhalten bleiben , ist diese Beschleunigung vergleichbar mit einer Steigung von 1 m auf 100 m, die, bei einem Habitat als Raumschiff, periodisch mit der Rotation des Zylinders die Richtung wechselt. Das ist sehr viel weniger, als manche bewohnten Häuser in Gegenden mit Bergbauschäden haben und tatsächlich kaum wahrnehmbar.
Um eine solche Vorwarnzeit zu realisieren, könnte dieses Raumschiff z.B. eine vollautomatische ‚Vorhut‘ vorausschicken, die in etwas mehr als 90 Lichtsekunden Abstand vorausfliegt und den Weg auf Hindernisse überwacht. Zum Schutz vor den Objekten, denen man nicht unbedingt ausweichen muß, also z.B. kleinen Partikeln, wäre z.B. ein ausreichend mächtiger Eisschild ‚vor‘ dem Raumschiff denkbar, der das Schiff vor den Partikeln und der Strahlung schützt, die bei einer Kollision entsteht. Baut man ein solches Schiff als Habitat, als rotierenden Zylinder, dann schützen der Boden und das Wasser vor der kosmischen Strahlung ähnlich gut, wie unsere Atmosphäre.
Herzliche Grüße
MAC
http://de.wikipedia.org/wiki/Asteroidengürtel
http://en.wikipedia.org/wiki/Oort_cloud#Structure_and_composition
http://de.wikipedia.org/wiki/Mond