Bynaus
Registriertes Mitglied
Eine neue Arbeit, die in der Zeitschrift Nature publiziert wurde, kommt zum Schluss, dass interstellare Planeten - also Planeten, die ohne Stern durch die Milchstrasse tingeln - etwa doppelt so häufig wie Sterne sein müssen. Das heisst, wenn es, sagen wir, 300 Milliarden Sterne gibt, gibt es 600 Milliarden interstellare Planeten.
Gefunden hat man das über Mikrolinsen: Dabei gibt die Dauer der beobachteten Lichtverstärkung die Masse des lichtbeugenden Objektes an, und die Form der Kurve besagt, ob noch andere Massen in der Nähe sind. Das "MOA"-Team, das mit der Mikrolinsen-Methode schon einige Exoplaneten entdeckt hat, hat auf diese Weise in zwei Jahren Beobachtungen 10 interstellare Planeten aufgespürt (rein statistisch wäre zu erwarten, dass etwa ein Viertel davon in sehr weiten Orbits um Sterne kreisen). Das ist wenig, aber gemessen an der extremen seltenheit von Mikrolinsen extrem viel. Aus den Statistiken lässt sich dann eben ableiten, dass solche interstellaren Planeten etwa doppelt so häufig sein sollten als Sterne, um die 10 bzw. 7 beobachteten Ereignisse zu erklären.
Einen (englischen) Artikel zum Thema findet sich hier:
http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2011-147
Ich bin sicher, es wird bald einen Astronews.com-Artikel dazu geben.
Nun gibt es mehrere Erklärungen für die Planeten: Sie könnten wie Sterne direkt aus dem Kollaps von Gaswolken entstanden sein. Dann würde man aber allerdings eine bestimmte Grössenverteilung erwarten - die beobachtet man unter den 10 Objekten jedoch nicht. Damit bleibt noch eine Erklärung: sie wurden aus ihrem Heimatsystem geworfen.
Ich hatte schon vor ein paar Wochen auf meiner Seite einen Artikel online gestellt, in dem ich eine Arbeit vorstelle, die zeigt, dass "interplanetare Gewalt", also das herauswerfen von Planeten aus ihren Systemen, relativ "normal" sein muss: http://www.final-frontier.ch/InterplanetareGewalt
Nun haben wir also das Gegenstück: interstellare Planeten.
Was mich allerdings wundert, sind die Zahlen.
Wenn interstellare Planeten wirklich doppelt so häufig sind wie Sterne: dann heisst das doch in erster Näherung, jeder Stern hat irgendwann zwei (jupitergrosse!) Planeten verloren. Selbst wenn wir anerkennen, dass einige Sterne schon wieder erloschen sind, während ihre Planeten fortbestehen, die Mehrheit der Sterne sind Rote Zwerge, und die sind sehr langlebig. Rote Zwerge haben darüber hinaus nur selten massive Planeten von der Grösse Jupiters (auf jeden Fall deutlich weniger häufig als sonnenähnliche Sterne). Man muss auch beachten, dass bei jedem Rauswurf der massivere der beiden Planeten zurückbleibt - die Planeten, die wir heute noch bei Sternen beobachten können, sind also im Schnitt schwerer als jene, die entstehen. Die Roten Zwerge kommen mit ihren leichten Planeten schon gar nicht als "Muttersterne" der beobachteten interstellaren Planeten in Frage. So gesehen kann man eigentlich nur zum Schluss kommen, dass die meisten Sternsysteme zunächst Planeten bilden, und danach solche Rauswurf-Episoden durchmachen, und dass dies bevorzugt für schwerere Sterne gilt. Unser Sonnensystem, das offenbar keine solche Rauswurf-Episode hinter sich hat (dieses hätte ohnehin nur einen jupitergrossen Planeten - Jupiter - rauswerfen können...), wird damit definitiv zum Exoten.
Gefunden hat man das über Mikrolinsen: Dabei gibt die Dauer der beobachteten Lichtverstärkung die Masse des lichtbeugenden Objektes an, und die Form der Kurve besagt, ob noch andere Massen in der Nähe sind. Das "MOA"-Team, das mit der Mikrolinsen-Methode schon einige Exoplaneten entdeckt hat, hat auf diese Weise in zwei Jahren Beobachtungen 10 interstellare Planeten aufgespürt (rein statistisch wäre zu erwarten, dass etwa ein Viertel davon in sehr weiten Orbits um Sterne kreisen). Das ist wenig, aber gemessen an der extremen seltenheit von Mikrolinsen extrem viel. Aus den Statistiken lässt sich dann eben ableiten, dass solche interstellaren Planeten etwa doppelt so häufig sein sollten als Sterne, um die 10 bzw. 7 beobachteten Ereignisse zu erklären.
Einen (englischen) Artikel zum Thema findet sich hier:
http://www.jpl.nasa.gov/news/news.cfm?release=2011-147
Ich bin sicher, es wird bald einen Astronews.com-Artikel dazu geben.
Nun gibt es mehrere Erklärungen für die Planeten: Sie könnten wie Sterne direkt aus dem Kollaps von Gaswolken entstanden sein. Dann würde man aber allerdings eine bestimmte Grössenverteilung erwarten - die beobachtet man unter den 10 Objekten jedoch nicht. Damit bleibt noch eine Erklärung: sie wurden aus ihrem Heimatsystem geworfen.
Ich hatte schon vor ein paar Wochen auf meiner Seite einen Artikel online gestellt, in dem ich eine Arbeit vorstelle, die zeigt, dass "interplanetare Gewalt", also das herauswerfen von Planeten aus ihren Systemen, relativ "normal" sein muss: http://www.final-frontier.ch/InterplanetareGewalt
Nun haben wir also das Gegenstück: interstellare Planeten.
Was mich allerdings wundert, sind die Zahlen.
Wenn interstellare Planeten wirklich doppelt so häufig sind wie Sterne: dann heisst das doch in erster Näherung, jeder Stern hat irgendwann zwei (jupitergrosse!) Planeten verloren. Selbst wenn wir anerkennen, dass einige Sterne schon wieder erloschen sind, während ihre Planeten fortbestehen, die Mehrheit der Sterne sind Rote Zwerge, und die sind sehr langlebig. Rote Zwerge haben darüber hinaus nur selten massive Planeten von der Grösse Jupiters (auf jeden Fall deutlich weniger häufig als sonnenähnliche Sterne). Man muss auch beachten, dass bei jedem Rauswurf der massivere der beiden Planeten zurückbleibt - die Planeten, die wir heute noch bei Sternen beobachten können, sind also im Schnitt schwerer als jene, die entstehen. Die Roten Zwerge kommen mit ihren leichten Planeten schon gar nicht als "Muttersterne" der beobachteten interstellaren Planeten in Frage. So gesehen kann man eigentlich nur zum Schluss kommen, dass die meisten Sternsysteme zunächst Planeten bilden, und danach solche Rauswurf-Episoden durchmachen, und dass dies bevorzugt für schwerere Sterne gilt. Unser Sonnensystem, das offenbar keine solche Rauswurf-Episode hinter sich hat (dieses hätte ohnehin nur einen jupitergrossen Planeten - Jupiter - rauswerfen können...), wird damit definitiv zum Exoten.
Zuletzt bearbeitet: