Viper2024 schrieb:
Ich wusste seit Fr von seiner Einschätzung und ich habe am We auch ausführlich mit ihm korrespondiert, aber leider beharrt er auf seinen extremen Standpunkten.
Sagen wir, du hast dich am Sa Nachmittag geweigert, deine Behauptungen (die du in diesem Post wiederholst, aber dazu kommen wir noch) mit Literaturverweisen zu belegen, womit keine Grundlage bestand, meine Ansichten zu ändern.
Deshalb müssen die Planetenjäger mit den Daten arbeiten, die ihnen zur Verfügung stehen und deshalb ist es durchaus so, das anders als Matthias es behauptet: die Masse von Exoplaneten doch aus deren Umlaufszeit um den Stern bestimmt wird (3. Keplerisches Gesetz mit Newton).
Genau diese Behauptung könntest du jetzt mit einem Literaurverweis unterlegen. Es ist relativ einfach zu zeigen, warum man mit Newton bzw. den Keplergesetzen die Masse von Exoplaneten nicht bestimmen kann: Mit den Keplergesetzen bestimmt man eigentlich die Masse m1 (Stern) + m2 (Planet). Die Sonne hat etwa 1047 Jupitermassen, Jupiter natürlich 1. Das heisst nichts anderes, als dass man die Sonnenmasse auf 1 Teil in 1047 genau müsste bestimmen können (mit einer unabhängigen Methode), bevor sich überhaupt eine Diskrepanz zwischen den Massen, die sich aus Newton und der unabhängigen Methode ergeben, feststellen liesse. Solche unabhängigen Methoden gibt es, aber sie sind bei weitem nicht so gut, dass sie die Masse eines Planeten auch nur annähernd auflösen können (sie haben typischerweise 5-10% Fehler, dh, der Fehler beträgt bei der Sonne etwa 50 bis 100 Jupitermassen - Jupiter "ersäuft" vollkommen in diesem Fehler). Im Beispiel mit der Sonne und Jupiter müsste man z.B. die Masse auf ein Zehntel-Promille genau messen können, um die Jupitermasse mit auch nur 10% Genauigkeit zu bestimmen - und das setzt voraus, dass man sowohl Umlaufszeit UND Entfernung zum Stern perfekt kennt - sobald man dort Fehler drin hat, pflanzen die sich automatisch zum Planeten hin fort.
Es gibt deshalb keine einzige wissenschaftliche Arbeit, in der aus den Keplergesetzen direkt auf die Planetenmasse geschlossen wird (auch, weil man stets nur
entweder die Umlaufszeit oder die Entfernung genau kennt: Beta Pictoris b könnte in etwa 20 Jahren der erste Exoplanet sein, bei dem man beide Werte kennt - aber auch dann ist es, wegen der Unsicherheit der Masse von Beta Pictoris a, unmöglich, daraus auf die Masse von Beta Pictoris b zu schliessen). Die Masse wird, bei kurzperiodischen Planeten, aus der Amplitude der Radialgeschwindigkeitsvariation und der Periode des Planetenumlaufs berechnet. Bei Planeten, die Jahrhunderte brauchen, um ihren Stern zu umkreisen, ist das natürlich aus praktischen Gründen nicht anwendbar, aber auch, weil diese Amplitude viel zu klein ist, um sie mit heutigen Messgeräten aufzulösen. Das ist es, was Sven vermutlich meinte. Er hat sich nur dahingehend geirrt, dass das ganze nichts mit Keplergesetzen zu tun hat, und genauso steht das auch in der Rezension.
Natürlich liefert dies keinen exakten Wert, sondern einen fehleranfälligen, aber bei jeder Entdeckung eines Exoplaneten wird auch immer die Masse des Planeten angeben (die meisten Journalisten kümmert es nicht wie der Wert zustande gekommen ist), obwohl diese sich nicht immer sauber aus den Daten herleiten lässt.
Jaja, klar... Willst du die Wissenschaftler, mit denen du zusammengearbeitet hast, beleidigen? Planetenmassen mögen manchmal mit grossen Fehlern behaftet sein, aber es ist - in den Publikationen - stets absolut nachvollziehbar, woher der Wert kommt. Niemand schreibt eine Zahl, die er sich aus den Fingern gesaugt hat, in eine wissenschaftliche Arbeit - oder anders ausgedrückt: es ist für den fachkundigen Leser immer klar, wie stark an welchem Finger gesaugt wurde.
Hier ist zum Beispiel eine Arbeit über GQ Lupi, in der trotz grosser Unsicherheiten ersichtlich ist, woher die geschätzte Masse des Begleiters ("1-42 Jupitermassen") hergeleitet wird:
http://www.aanda.org/index.php?opti...e&Itemid=129&bibcode=2005A%26A...435L..13NFUL
Newton bzw. Kepler kommt übrigens an keiner Stelle vor...
hat Matthias per Email auf einen Link auf einen Blogeintrag von Februar 2011 verwiesen. Das Manuskript zum Buch war jedoch im Oktober 2010 fertig und ich konnte demnach diesen Punkt gar nicht abdecken (auch wenn ich alle wissenschaftlichen Blogs im Auge behalten würde), aber Fairness ist nichts was Matthias am Herzen liegt.
Mir geht - und ging - es doch nicht um diesen einen Blog-Eintrag! (
diesen hier, übrigens) Das war bloss als Beispiel gedacht (und im Mail an dich übrigens auch als solches bezeichnet). Es gibt hunderte von wissenschaftlichen Papers zu dem Thema, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Such mal auf dem NASA-Abstract-Server unter
http://adsabs.harvard.edu nach "GQ Lupi", "HR 8799", "Fomalhaut" etc, und du wirst solche Arbeiten finden. Mein Kritikpunkt ist: Du berichtest nicht über diese wichtige Diskussion, mit keinem Wort.
Ich lade dich ein, Fehler meinerseits durch Verweise auf konkrete wissenschaftliche Arbeiten aufzuzeigen. Gleichzeitig würde ich im Interesse einer angenehmen Diskussionskultur davon abraten, solchen Unsinn wie deine Vorstellung meiner Fehlerliste zu posten.
PS:
Als Schlusssatz möchte ich festhalten, dass die bisherigen Kritiken ausnahmslos positiv waren und dies die erste negative Kritik ist.
Gemäss deinen eigenen Aussagen ist das nicht so:
http://www.astronews.com/forum/showpost.php?p=74666&postcount=32
Aber vielleicht meinst du ausschliesslich die Rezensionen. Gibts denn noch mehr als jene von Raumfahrer.net?