Erde ohne Mond

Emily

Registriertes Mitglied
Zu dem Thema waren in letzer Zeit ein paar Dokus auf den Nachrichtensendern. z.B. würde dann ja die Erdachse kippen und der Planet durch das Weltall taumeln. Der Prozess müsste doch aber sehr langwierig sein damit sich am Äquator Eiskappen bilden und an den seitherigen Polen Wüstengebiete oder wie muss man sich das vorstellen ?
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Die Erdachse wäre einfach stärkeren Schwankungen unterworfen. Solche Schwankungen können allerdings durchaus Jahrtausende bis Jahrmillionen umfassen. "Durch das Weltall taumeln" ist deshalb etwas übertrieben. Mars hat keinen Mond (Venus wird durch die Sonne stabilisiert) und taumelt auch nicht wild durchs Weltall, aber seine Achsenneigung schwankt einiges mehr als jene der Erde.

Stabile Klimazonen, und damit höhere Lebewesen, könnten sich auf einer solchen Erde wohl nicht bilden, zumindest nicht an Land, wo die Mobilität eingeschränkt ist.

Wichtig ist auch noch die Frage, ob die Erde im Szenario ihren Mond spontan verlieren oder nie einen gehabt hätte. Ist letzteres der Fall, würde sie wohl noch deutlich schneller rotieren, hätte damit viel kürzere Tage und stärkere Stürme. Je nach dem, wie gross der Beitrag zusätzlicher Wärme durch den Theia-Impakt war (ist umstritten), könnte es auch sein, dass die Plattentektonik inzwischen zum Erliegen gekommen wäre und die Erde sich in eine zweite Venus verwandelt hätte.

In etwa einer Milliarde Jahre wird der Mond zu weit von der Erde weg sein, um diese weiterhin zu stabilisieren. Dann wird die Instabilität der Achsenneigung stark zunehmen. Allerdings wird die Erde zu dieser Zeit ohnehin ihre Ozeane - und damit ihre Bewohnbarkeit - verloren haben.
 

Emily

Registriertes Mitglied
Das ging davon aus wenn der Mond heute plötzlich weg wäre und dass der Mond seither die Erde sozusagen stabilisiert hat.
Aber den Dokus ist wohl auch nicht immer zu trauen, einmal war die Venus links drehend dargestellt und Uranus zwar mit den Ringen vertikal aber die Rotationsachse ebenfalls vertikal und alles aus einer Blickrichtung auf das gesamte Sonnensystem.
 

Infinity

Registriertes Mitglied
Nicht selten sind die Dokus, die im Fernsehen zu sehen sind, auch nur darauf ausgerichtet, das Wesentliche zu berichten, daher wird gern mal mit solchen Details nachlässig umgegangen. Auch, wenn ich mir früher gern Dokus von Nachrichtensendern angeschaut habe, habe ich sie binnen kurzer Zeit lieber vermieden. Stattdessen bediente ich mich danach mit BBC Exklusiv und dem ZDF. Was ich Dir aber sehr empfehlen würde, sind die je 15-minütigen Auftritte des Prof. Harald Lesch, der in über zweihundert solcher Folgen von alpha-Centauri grundlegende Fragen für jedermann hervorragend und sehr gut verständlich beantwortet.

PS: Ich hoffe, man liest es nicht als Schleichwerbung.
 
Zuletzt bearbeitet:

mac

Registriertes Mitglied
Hallo Bynaus,

In etwa einer Milliarde Jahre wird der Mond zu weit von der Erde weg sein, um diese weiterhin zu stabilisieren. Dann wird die Instabilität der Achsenneigung stark zunehmen.
nach heutigen Messungen wäre der Mond bis dahin 10% weiter weg von der Erde als heute und sein Gravitationseinfluß somit um rund 20% geringer. Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Mond#K.C3.BCnftige_Entwicklung
Machen diese 20% tatsächlich soviel aus?

Herzliche Grüße

MAC
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
@mac: Offenbar. Im Buch "The Origin of the Earth and Moon", das viele interessante Beiträge zum Thema enthält, findet sich unter anderem auch dieses Kapitel:

http://adsabs.harvard.edu/abs/2000orem.book..165T

Man darf sich diese Stabilisierung nicht allzu statisch vorstellen. Es gibt viele Faktoren, die eine Rolle spielen, z.B. Resonanzen im System. Wenn der Mond bei etwa 63 Re steht, wird die weitere Entwicklung der Erdachsenneigung von solchen Resonanzen dominiert. Siehe dazu: http://adsabs.harvard.edu/abs/1982Icar...50..444W

Diese lassen die Erdachse - nach neueren Modellen - chaotisch schwanken, und zwar bis hin zu Werten knapp unter 90°. Scheint allerdings, dass ich mich beim einen Zahlenwert vertan habe: es dauert noch etwas weniger als 2 Mrd Jahre bis dahin.
 

Emily

Registriertes Mitglied
Noch eine Frage zum Mond - Bahnneigung

Beim stöbern über die Bahnneigung war auf einer Seite kurz angemerkt, der Mond wechselt alle 18,3 Jahre seine Bahnneigung von 5 Grad gegenüber der Ekliptik komplett.

Wodurch wird sowas verursacht ?

Steht der Mond dann statt unterhalb wie manchmal abgebildet von der Sonne aus gesehen dann oben hinter der Erde ?

Und wie muss man sich das vorstellen, so einfach kippen kann die Umlaufbahn doch eigentlich nicht dann wäre ja auch mal der Mond direkt hinter der Erde auf Ebene der Ekliptik ?

Leider gibt es keine Bilder oder Animationen wo man das etwas anschaulicher nachvollziehen könnte.
 

Bynaus

Registriertes Mitglied
Der Mond ändert nicht die Bahnneigung. Die Mondknoten (die Punkte, an dem die Mondbahn die Ekliptik schneidet, oder anschaulicher ausgedrückt: wenn die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne in einem See schwimmen würde, verbringt der Mond die Hälfte seiner Bahn unter Wasser, die andere Hälfte knapp darüber - die Knoten liegen dort, wo er auf- bzw- abtaucht) rotieren in 18.6 Jahren einmal um die Erde. Das hat mit den Gezeiteneffekten der Sonne auf die Mondbahn zu tun. Alle 18.6 Jahre ist dann die Höhe des Mondes am Himmel maximal bzw. minimal (jeweils um 18.6/2 Jahre verschoben), nämlich dann, wenn sich Erdachsenneigung und Mondbahnneigung gerade addieren, bzw. subtrahieren.
 

Infinity

Registriertes Mitglied
Hallo, Emily,
Wodurch wird sowas verursacht ?
lies Dich auch mal ruhig hier durch. Zwar werden nicht ganz richtige 18 Jahre verwendet, das Prinzip wird aber gut erklärt.

Steht der Mond dann statt unterhalb wie manchmal abgebildet von der Sonne aus gesehen dann oben hinter der Erde ?
Wie Bynaus bereits sagte, ändert sich die Inklination des Mondes nicht. Durch die Neigung von 5,145° und die Rotation der Mondbahn um die Erde ist der Mond von der Sonne aus gesehen (wenn wir horizontal hineinschauen) mal von den drei Körpern (Sonne, Erde und Mond) hinter der Erde am höchsten (und entsprechend vor der Erde am niedrigsten), nach einer halben Bahnrotationsperiode dann aber auch mal hinter der Erde am niedrigsten (und entsprechend vor der Erde am höchsten).

Die Zeitspanne, die der Mond zwischen dem Verlassen eines Mondknotens und dem Erreichen desselben braucht, bezeichnet man auch als Drakonitischen Monat.

Und wie muss man sich das vorstellen, so einfach kippen kann die Umlaufbahn doch eigentlich nicht dann wäre ja auch mal der Mond direkt hinter der Erde auf Ebene der Ekliptik ?
Das tut der Mond auch. In dem Fall liegt er dann auf dem von Bynaus und im Link genannten Mondknoten. Durch die Rotation der Bahn liegt er auch mal vor der Erde und auch mal rechts und links von ihr auf ihrer Ekliptik.

Die Umlaufbahn des Mondes kann wie die eines jeden anderen Himmelskörpers (wenn man einen anderen Bezugspunkt wählt; hier: die Erde mit einer Neigung von 0°) geneigt sein.

Leider gibt es keine Bilder oder Animationen wo man das etwas anschaulicher nachvollziehen könnte.
Eine Animation habe ich hier gefunden. Die schwarzen Punkte sollen meiner Vermutung nach den Trabanten darstellen, da er das Zentrum mehrmals pro Bahnrotation umläuft. Da dieser Effekt über 18 Erdumläufe andauert, erkennt man ihn bei solch einem Bild nicht wirklich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Emily

Registriertes Mitglied
Danke allen

Nun kann ich wohl erstmal das Kapitel Mond zu klappen, es sei denn der kleine Teufel hat noch eine weitere Überraschung parat ;)
Sollte man gar nicht glauben, das kleine Teil das ab und zu mal im vorbeiziehen leuchtet hat derart komplizierte Vorgänge.
 
Oben