Hallo,
Zur Transformation des menschlichen Bewusstseins via Unsterblichkeit:
Einfach eine Maschine bauen, auf die man das Bewusstsein vom Gehirn „uploaden“ kann, wird so nicht funktionieren. Eher ist da schon an eine zunehmende Verdrängung von Hirnfunktionen durch geeignete Implantate zu denken, bis schließlich der entscheidende Prozess – die Simulation der Wirklichkeit als Wahrnehmungsfeld – auf der Basis künstlicher Module gelingt. Bei solchen Gedankenspielen wird oft die fundamentale Rolle der Empfindungen vernachlässigt. Die höheren Nervenleistungen bauen sich letztlich alle auf dem primitiven Reiz-Reaktions-Schema auf, das schon bei Einzellern vorhanden ist.
Mit der zunehmenden Zentralisation des Nervensystems bei den Mehrzellern geht die Fähigkeit einher, diesem Schema eine Repräsentanz in Gestalt eines Wahnehmungsfelds zu geben. Kurz: es werden angenehme und unangenehme Empfindungen simuliert. Der „Simulationsraum“, der als Vorläufer der Psyche gelten kann, ist ein nützliches Hilfsmittel zur Beschleunigung von Lernprozessen und damit zur Entstehung von Gedächtnisleistungen. Mit der Zunahme der Gehirnmasse und zugleich der immer perfekteren Differenzierung in Stammhirn, Mittelhirn, Kleinhirn und zuletzt Großhirn werden die unmittelbar entstehenden Simulationen infolge Reizeinwirkungen zunehmend mit Gedächtnisinhalten kombiniert, so dass ein immer differenzierteres Bild von der Umwelt simuliert wird. Das funktioniert schon bei Insekten, die ein sehr kleines und recht primitives Gehirn haben und erst recht bei Wirbeltieren bis hin zu uns Menschen.
Was uns vom Rest der Lebewesen unterscheidet, ist die Fähigkeit, uns selbst nicht nur einfach wahrzunehmen (Körperempfinden), sondern zudem zu wissen (also in sprachlichen Symbolen auszudrücken), dass ich ein „Ich“ bin und dass ich „bin“. Das Cartesische Cogito-Argument („Auch wenn ich denke, dass ich nichts bin, so bin ICH es doch, der dies denkt.“ – 2. Meditation) ist ein schönes Beispiel dafür. Man muss nur hinzufügen, dass Descartes in dem Moment, wo er sich seiner Existenz über den Vorgang des Denkens vergewissert, nicht einfach nur denkt, sondern wahrnimmt, das er denkt, dass also dabei eine Gefühlskomponente beteiligt ist, die dem reinen Denkprozess eine tiefere Wahrheit einhaucht, so dass das Erkannte unmittelbare Evidenz erlangt (das „Ich“ als denkendes Ding = res cogitans).
Wie auch immer: Nichtbiologische Substrate müssen empfindungsfähig sein, um (Selbst)Bewusstsein zu ermöglichen. Erst auf der Basis von Empfindungen lassen sich Analoga zur menschlichen Psyche simulieren, die den Rahmen für Denkprozesse vorgeben. Gelingt die Transformation auf ein solches Substrat, dann kann der Simulationsraum beliebig erweitert werden – über die maximalen Möglichkeiten des menschlichen Gehirns hinaus. Hinzu kommt die damit prinzipiell vollzogene Emanzipation von der irdischen Biosphäre, die eine Besiedlung lebensfeindlicher Umwelten ermöglicht – zunächst im Sonnensystem, aber nach und nach auch in interstellaren Regionen (mit radioaktiven Stoffen als Energiequelle?).
Die damit im Zusammenhang stehenden ethischen Probleme werden spätestens dann obsolet sein, wenn es darum geht, das Überleben der Menschheit bzw. der Errungenschaften der menschlichen Kultur über die Existenzdauer der irdischen Biosphäre hinweg zu gewährleisten. Zwar ist bis dahin noch sehr viel Zeit, aber der in uns allen wohnende Selbsterhaltungstrieb wird dazu führen, dass einflussreiche Leute die Transformation des Menschen (bzw. einiger weniger ausgewählter Menschen, die für würdig erachtet werden) wünschenswert erscheinen lassen, sobald die dazu nötige Technologie ausgereift ist (gegen genügend Kleingeld versteht sich!).
Viele Grüße!